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Die Magd von Fairbourne Hall

Die Magd von Fairbourne Hall

Titel: Die Magd von Fairbourne Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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Gesicht fiel in sich zusammen, plötzlich wirkte er kleinlaut. Leidend. »Tut mir leid, Nora. Und jetzt geh bitte.«
    Margaret ging ins Souterrain, um nach ihrer fröhlichen Freundin Hester zu schauen. Doch Hester lächelte nicht, als sie den Destillierraum betrat.
    »Hallo Hester. Hast du gehört, dass Mr Lewis zu sich gekommen ist? Ist das nicht eine wunderbare Nachricht?«
    Das Destillierraum-Mädchen wickelte sich einen Zipfel ihrer Schürze um die Hand, nahm einen Kupfertopf vom Herd und stellte ihn krachend auf der Arbeitsplatte ab.
    »Hester? Was ist denn los?«
    Hester nahm einen Stampfer und fing an, den Inhalt des Topfes, was immer es sein mochte, in gerechter Empörung zu pürieren.
    Margaret wurde flau im Magen. Was hatte sie bloß verbrochen? Würde sie jetzt die einzige Freundin verlieren, die sie im Souterrain besaß? »Hester? Habe ich dir etwas getan?«
    Hester schlug den Stampfer gegen die Seitenwand des Topfes, um den Brei abzuklopfen. Peng, peng, peng. »Mir nicht. Aber du machst Connor das Leben schwer.«
    »Ich?« Margaret war ehrlich überrascht. Sie wusste, dass er in letzter Zeit geistesabwesend und ein wenig mürrisch gewesen war, doch sie hatte keine Ahnung, dass das ihre Schuld war. Sie dachte an seine Tirade von vorhin, aber davon konnte Hester ja nichts wissen. »Was habe ich denn getan?«
    »Du steckst deine Nase in Dinge, die dich nichts angehen. Er sagt, du hättest kein Recht, im Zimmer des Herrn ein- und auszugehen. Das gehört sich nicht.«
    Margaret war fassungslos. »Ich gehe jeden Tag in sein Zimmer, um sein Bett zu machen und den Nachttopf zu leeren.«
    »Aber nicht ins Krankenzimmer. Das macht Connor jetzt.«
    »Ich wollte mir nicht anmaßen …«
    »Was?«
    »Ich wollte mir nicht seine Pflichten anmaßen, wie er zu denken scheint.«
    »Was hast du dann die ganze Zeit im Krankenzimmer zu suchen?«
    »Mrs Budgeon hat mir aufgetragen, das Zimmer sauber zu halten und die Pflegerin zu bedienen. Aber, ja … ich gebe zu, ich schaue auch so hin und wieder hinein, um nach Mr Lewis zu sehen oder frische Blumen zu bringen. Ich wusste ja nicht, dass ich jemand im Weg bin.« Bis gerade eben , dachte sie.
    Hester blickte mit zusammengekniffenen Augen zu ihr hinüber und schüttelte den Kopf, ohne ihre Arbeit zu unterbrechen. »Du bist ganz schön blöd, wenn du dich tatsächlich in Lewis Upchurch verguckt hast. Du wärst nicht das erste Mädchen, dem das Herz von einem gut aussehenden Schuft gebrochen wird. Das Herz … und Schlimmeres.«
    Hester werkelte mit abgehackten, erregten Bewegungen. Sie leerte den Inhalt des Topfes auf ein Marmorbrett und strich ihn flach aus.
    Margaret fragte zögernd: »Du?«
    »Ich?«, höhnte Hester. »Ich bin nicht so albern. Connor hat mich schon vor langer Zeit vor ihm gewarnt. Hat gesagt, dass der Mann eine Nonne aus dem Kloster quatschen kann und eine Braut von der Hochzeitsreise abhalten.«
    Margaret verbiss sich ein Grinsen angesichts dieser anschaulichen und präzisen Beschreibung.
    Hester runzelte die Stirn. »Du hältst es wohl für komisch, wenn ein junges Ding von so einem Kerl ruiniert wird, oder?«
    Margaret wurde augenblicklich ernst. »Nicht im Geringsten. Deshalb habe ich ja meine letzte Arbeitsstelle verlassen – um dieses Schicksal zu vermeiden.«
    Hester hielt einen Moment inne und sah sie an, als wollte sie prüfen, ob sie die Wahrheit sagte. Anscheinend war sie zufrieden, denn sie nickte. »Dann solltest du es eigentlich verstehen. Ich weiß, dass Connor und seine Brüder sehr gut auf ihre kleine Schwester aufpassen. Hast du einen Bruder, Nora?«
    Margaret zögerte, verwirrt von dem Themenwechsel. »Ja.«
    »Konnte er dich nicht vor dem Mann beschützen, der dich bedroht hat?«
    Vorsicht! »Er ist sehr viel jünger als ich, noch ein Junge.«
    Hester nickte. »Schade. Und dein Vater?«
    »Tot.«
    Hester blickte von ihrer Arbeit auf. »Tut mir leid.«
    Margaret tat es auch leid. Sie vermisste Gilbert und ihren Vater in diesem Moment sehr.

    Am nächsten Tag saß Nathaniel ganz aufgelöst in der Bibliothek. Lewis hatte die Besinnung nicht noch einmal wiedererlangt. Er hatte so sehr gehofft, dass sein kurzes Aufwachen ein Zeichen der Besserung war. War es nur ein Zufall gewesen? Er setzte sich an den Schreibtisch und versuchte, sich zu beruhigen, indem er in den Psalmen las, doch seine kummervollen Gedanken kamen nicht zur Ruhe.
    Ein zweifaches Klopfen an der Tür signalisierte Hudsons Rückkehr. Nathaniel stand auf, um ihm die Hand zu

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