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Die Magd von Fairbourne Hall

Die Magd von Fairbourne Hall

Titel: Die Magd von Fairbourne Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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flüsterte: »Joan?«
    »Sie müssen jetzt selbst zurechtkommen, Miss«, sagte Joan. »Ich bin nicht mehr Ihr Mädchen.« Damit schloss sie die Tür hinter sich.
    Na gut. Aber sie bräuchte nicht so schnippisch zu sein , dachte Margaret, beschämt und zornig zugleich. Sie kam zu dem Schluss, dass sie zu müde war, um sich auszuziehen, und legte sich auf die dünne, kratzige Decke auf den Boden. Hoffentlich gab es hier keine Mäuse und Ratten!

    Als sie aufwachte, war sie völlig steif. Ihr Hüftknochen schmerzte vom Liegen auf dem harten Boden. Durch das rußgeschwärzte Fenster fiel das Sonnenlicht auf die graue Wolldecke, mit der sie sich zugedeckt hatte. Früher einmal hatte sie wahrscheinlich den Goldton von Walkloden gehabt. Als sie sie zurückschlug, berührte ihre Hand etwas Pelziges. Sie schnappte entsetzt nach Luft und sprang auf. Ein dunkles, haariges Ding fiel von ihrer Schulter auf den Fußboden. Nun schrie sie tatsächlich laut auf – und merkte erst dann, dass das Ding keine Ratte war, sondern ihre Perücke. Sie bückte sich rasch, nahm sie und setzte sie wieder auf. In diesem Moment tauchte ein weiteres Wesen vor ihr auf. Sie zuckte zusammen und hätte beinahe wieder geschrien. Dieses Geschöpf hatte ein kleines, blasses Gesicht, das von strähnigem rötlichem Haar eingerahmt war.
    »Hallo«, sagte das kleine Mädchen und starrte sie an. »Wer bist du denn?«
    »Ich bin …« Wer bin ich? Margarets Kopf war wie leergefegt. Sie wusste noch, dass Joan gesagt hatte, sie solle ihren richtigen Namen nicht verraten. Wahrscheinlich hatte sie recht. Wenn Sterling hierherkam, um Joans Schwester auszufragen, konnte diese zwar sagen, dass Joan in Begleitung gekommen war, aber nicht, dass es eine Margaret gewesen war.
    »Ich bin … eine Freundin von Joan.«
    »Ist Tante Joan auch hier?«
    »Ja. Im Zimmer deiner Mama, glaube ich.« Sie gab sich keine Mühe, ihre Stimme vor dem Kind zu verstellen.
    Das kleine Mädchen legte den Kopf schief. »Was ist denn mit deinem Haar los?«
    Margaret griff sich ins Haar und merkte, dass die Perücke schief saß. Sie rückte sie gerade und murmelte: »Morgens ist es immer ein bisschen durcheinander. Aber du hast wirklich hübsches Haar.« Sie hoffte, das Mädchen damit ablenken zu können. Auf keinen Fall durfte sie zu Sterling oder einem anderen Verfolger sagen, dass eine blonde Dame mit einer Perücke hier gewesen war. Dann wäre ihre Verkleidung aufgeflogen und Sterling hätte keine Mühe mehr, sie zu finden.
    Sie betrachtete das strähnige Haar des Mädchens. »Jedenfalls könnte es hübsch sein. Wann hast du es zum letzten Mal gekämmt?«
    Das Mädchen zuckte die Achseln.
    Margaret betrachtete ihre Umgebung. In einer Ecke standen ein kleiner Herd, ein paar Kisten, ein Tisch und Stühle, in der anderen eine Pritsche, auf der ein schlafender Junge und ein paar Körbe mit Stoffen Platz gefunden hatten. Anscheinend war Joans Schwester Näherin. Margaret erblickte ein Stückchen eines zerbrochenen Spiegels, das an einem Band an der Wand hing. Sie ging hin, rückte ihre Perücke und ihre Haube zurecht und wischte sich ein bisschen verschmierte schwarze Farbe von der Nase.
    »Ich will Frühstück!« Das Mädchen zog einen Flunsch.
    »Und ich möchte tausend Meilen weit weg sein«, flüsterte Margaret der Fremden zu, die sie aus dem Spiegel ansah.
    Peg kam aus dem Schlafzimmer; sie band sich eine Schürze um und unterdrückte ein Gähnen. Dann sagte sie: »Mach doch bitte Feuer.«
    Margaret schaute das Mädchen an. Es wirkte viel zu klein, um schon mit Feuer umgehen zu können. Dann wurde ihr klar, dass Peg sie gemeint hatte.
    Margaret hatte zwar schon oft das Feuer im Salon geschürt, doch sie hatte es noch nie angezündet. Sie betrachtete den kleinen Herd. Daneben stand ein Korb mit ein paar Stückchen Kohle.
    Joan kam ebenfalls aus dem Zimmer, ein Kleinkind auf der Hüfte. Sie warf Margaret einen Blick zu und lächelte dann den Jungen an. »Das ist Klein-Henry.«
    »Er heißt nach seinem Vater.« Peg nahm eine Tüte Mehl aus dem Schrank.
    »Papa ist auf See.« Ein Junge, vielleicht sieben oder acht Jahre alt, tauchte auf. Margaret hatte gar nicht gemerkt, dass er von der Pritsche aufgestanden war. »Ich fahrʼ später auch zur See.«
    »Das dauert noch ein paar Jahre, Michael. Nur keine Eile«, sagte Joan mit einem nachsichtigen Lächeln.
    Margaret fing Joans Blick ein und nickte zum Herd hinüber. Joan starrte sie verständnislos an.
    »Ist das Feuer immer noch nicht

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