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Die Magd von Fairbourne Hall

Die Magd von Fairbourne Hall

Titel: Die Magd von Fairbourne Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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beaufsichtigte, die das Dach reparierten, sowie die Arbeiter, die einen neuen Zaun aufstellten.
    Er hatte Hudsons Rückkehr vor drei Tagen mit Erleichterung begrüßt. Hudson berichtete, dass die Ecclesia keinen weiteren Schaden mehr genommen hatte, und dass er öffentlich bekannt gemacht hatte, dass Nathaniel eine Belohnung auf die Ergreifung Abel Prestons, des sogenannten Dichter-Piraten, ausgesetzt hatte. Dann hatte Hudson Nathaniel den Kostenvoranschlag des Schiffszimmermanns für die Reparatur des Schiffes vorgelegt. Angesichts der Zahlen war ihm die Luft weggeblieben. So viel! Zu viel. Sie würden ein anderes Angebot einholen müssen.
    Nun, da Hudson seine normalen Aufgaben wieder aufgenommen hatte, konnte Nathaniel den Vormittag damit verbringen, seine Korrespondenz aufzuarbeiten. Nachmittags ging er dann hinauf, um sich im Wohnzimmer zusammen mit Helen beim Damespiel zu erholen. Helen schlug ihn mit Leichtigkeit. Wie üblich.
    Hudson klopfte und trat ein. Nathaniel fiel auf, dass seine Schwester sich bei seinem Anblick noch gerader hinsetzte, als sie sich ohnehin hielt. Helen schien in Gegenwart des neuen Verwalters immer geradezu steif zu werden.
    »Miss Upchurch. Mr Upchurch.«
    »Hallo Hudson«, sagte Nathaniel. »Brauchen Sie etwas?«
    Er zögerte. »Eigentlich hatte ich Miss Upchurch sprechen wollen.«
    Helen faltete ihre Hände ein wenig zimperlich im Schoß. »Natürlich, Mr Hudson. Worum geht es?«
    »Um Ihre Miss Nash. Ihre ehemalige Zofe, wie ich gehört habe.«
    »Ich weiß, wer Miss Nash ist.«
    »Natürlich. Ich frage mich …«
    Helens Gesichtsausdruck wirkte plötzlich angespannt. »Ist ihr etwas zugestoßen?«, fragte sie rasch. »Ist sie krank?«
    »Nein, Miss, das ist es nicht. Sie scheint bei guter Gesundheit zu sein, im Großen und Ganzen jedenfalls. Was man von ihrem Cottage nicht sagen kann.«
    »Nun, dann bringen Sie es in Ordnung. Gehört das nicht zu Ihren Aufgaben als Verwalter, Mr Hudson?«
    Nathaniel war überrascht über den beinahe schnippischen Ton seiner Schwester.
    »Das ist es ja, Miss«, sagte Hudson. »Sie weigert sich, mich oder den Zimmermann einzulassen, damit wir Reparaturen vornehmen können. Ich habe erst von dem undichten Dach und den morschen Fußböden gehört, als Mrs Sackett …«
    Helens Brauen zogen sich zusammen. »Mrs Sackett?«
    »Die Frau des Gärtners. Sie hat die alte Dame besucht und war entsetzt über den Zustand des Hauses. Sie hat dann ihren Mann dazu gebracht, es mir zu sagen.«
    »Ich verstehe.« Sie verzog das Gesicht. »Nein, eigentlich verstehe ich es nicht. Was hat das mit mir zu tun?«
    Hudson erklärte geduldig: »Als ich mit Miss Nash sprach, durch ihre Tür, sagte sie, in Fairbourne Hall hätte sie nie Männer in ihren Räumen empfangen dürfen und sie wollte jetzt nicht damit anfangen. Sie sagte, Sie würden ihren Entschluss verstehen und die Sache genauso sehen.«
    »Ach du meine Güte!«
    Hudson spielte mit den Münzen in seiner Jackentasche. »Sie sehen, in welch einer schwierigen Lage ich bin.«
    »Ja.« Helen dachte nach. »Vielleicht könnten wir zusammen zu ihr gehen und mit ihr reden, Mr Hudson? Vielleicht könnten wir sie so zur Vernunft bringen.«
    Hudsons Augen funkelten. »Ich begleite Sie mit dem größten Vergnügen überallhin, Miss. Aber Mrs Nash zur Vernunft zubringen …? Das werde ich Ihnen überlassen.«
    Etwa eine Stunde später ging Nathaniel über den Rasen in Richtung Straße und warf dabei Stöckchen für Jester. Er wollte sich mit dem Handwerker aus Weavering Street treffen, dem er den Auftrag erteilt hatte, neue Sensenkörbe für die bevorstehende Ernte anzufertigen.
    Plötzlich erblickte er Hudson und seine Schwester, die gerade von den Cottages zurückkamen. Sie sprachen und lachten miteinander; anscheinend hatte ihre Bemühung Erfolg gehabt. Helen lächelte zu Hudson auf und er war froh zu sehen, dass seine Schwester sich für den neuen Verwalter zu erwärmen begann. Ein Blick in das Gesicht des Mannes verriet ihm jedoch, dass Hudson den Zustand des Erwärmens bereits weit hinter sich gelassen hatte.

    Margaret stählte sich, wie immer, wenn es Zeit war, eines der Schlafzimmer der Männer zu betreten, insbesondere am frühen Morgen, wenn der Bewohner des Zimmers noch im Bett lag. Sie hatte den anfänglichen Schock darüber, so etwas tun zu müssen, zwar überwunden, aber man konnte immer noch nicht behaupten, dass sie von dieser Aufgabe begeistert war – dafür hatte sie ihre Erziehungsgrundsätze zu tief

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