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Die Maggan-Kopie

Die Maggan-Kopie

Titel: Die Maggan-Kopie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacqueline Montemurri
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konnte sie nichts tun. Was hatte Harry gemeint? Wusste er etwas oder war es nur ihre Fantasie, die einen g u ten Rat eines besorgten Freundes in etwas Mysteriöses wandelte? Maggan brauchte erst einmal frische Luft und ging die jetzt leere Straße entlang in Richtung Norden.
     
    Harry war wirklich ein guter Freund. Er hatte vor ein paar Jahren versucht mit ihr anzubandeln. Maggan hatte ihn zurückgewiesen. Sicher tat er ihr leid, denn er war mit seinen dreißig Jahren auf diesem Gebiet auch nicht mehr der Jüngste, doch sie konnte sich nicht in ihn verlieben. Er war ein guter Freund, ein sehr guter, aber mehr nicht. Sie konnte ihm alles anvertrauen, konnte über alle mögl i chen Probleme mit ihm sprechen, aber sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, mit ihm intim zu werden. Das war so ein Gefühl, als wenn sie es mit ihrem eigenen Bruder treiben würde. Harry war gleichsam eine Bruder- oder V a terfigur. Sicher war er nicht glücklich darüber, doch Maggan konnte und wollte es nicht ändern. Als er es dann begriffen hatte, kamen sie gut zusammen aus. Er wirkte zwar immer ein bisschen depressiv, aber dafür rackerte er sich für die Firma ziemlich ab. Wahrscheinlich hatte er das Pr o gramm nur deshalb so schnell fertig bekommen, weil er seine Sorge um sie in der Arbeit ertränken wollte.
    Er schien auch irgendwie kein Privatleben zu haben. Er war immer der Erste, der morgens schon da war und der Letzte, der ging. Aber er war ein a n ständiger Kerl und Maggan hatte noch nie erlebt, dass er sich mit jemandem gestritten ha t te. Er ging Auseinandersetzungen immer aus dem Weg. Lieber gab er eine The o rie auf, als dass er dafür ernsthaft streiten würde. Er versuchte dann lieber ein paar Tage später noch einmal den Kontrahenten ruhig mit Argumenten zu überzeugen. Meistens hatte er mit dieser M e thode Erfolg.
     
    Maggan war so in Gedanken versunken, dass sie gar nicht merkte, wie sie ihre Schritte automatisch bis zum Ende der Straße lenkten. Der Asphalt war hier zu Ende. Zwischen den buschartigen Birken und den gigantischen Kiefern schlängelte sich jetzt nur noch ein kaum merklicher Trampelpfad d a hin. Maggan sah sich um. Keine Menschenseele zu sehen. Langsam folgte sie dem Pfad. Der Waldboden war mit Blau- und Preiselbeergestrüpp übe r wuchert, an denen die blauen und roten, reifen Früchte lockten. Sie ging an ihnen vor ü ber.
    Plötzlich stand sie genau vor dem Trafohäuschen, das sie auf der Disc im Büro ihres Vaters gesehen hatte. Zwar erschienen hier nicht die Worte „Bi t te Code eingeben“, doch die Tür hatte keine Klinke. An der rechten Seite war ein kleiner schwarzer Kasten mit einem senkrechten Schlitz. Maggan zog ihren Sicherheitsausweis hervor und ließ ihn durch den Schlitz gleiten. Nichts passierte. Die Tür blieb verschlossen. Das war die einzige Tür auf dem Gelände, die sich nicht mit ihrem Ausweis öffnen ließ. Dar ü ber war sie verblüfft. Also sah sie keine weißen Mäuse. Hier stimmte etwas nicht. Sie wollte der Sache auf den Grund gehen. Wenn einmal etwas ihre Neugier geweckt hatte, konnte sie nicht wieder davon lassen, bis sie eine befriedigende Antwort hatte. Doch vorerst war sie erschöpft und begab sich zu i h rem Wagen.

 
    Der Eingang
     
    Ihre Mutter wartete wirklich schon mit dem Essen auf sie. Susanne, ihre Köchin, hatte heute Fisch b e reitet – Karpfen blau. Das war ein Rezept von Maggans Großmutter, die aus dem Gebiet des ehemaligen Deutschlands stammte. Maggan setzte sich an den Tisch.
    „Du kommst aber spät. Hast du Rune angetroffen?“, fragte ihre Mutter, während sie sich etwas geschmolzene Butter über den Karpfen tröpfe l te.
    Maggan stopfte sich eine Kartoffel in den Mund und lächelte mit gespielter Verlegenheit. So hatte sie Zeit, sich ihre Antwort genau zu überlegen. Nac h dem sie das trockene Ding hinunter gewürgt hatte, sagte sie:
    „Ja, er hatte aber nur fünf Minuten Zeit, da er zu einer Konferenz musste. Ich habe dann noch ein bisschen Schach an seinem Computer gespielt und dann mein Team besucht.“ Das kam der Wahrheit so nah wie nötig. Dann fügte sie noch hinzu: „Natalie ist in zwei Mon a ten soweit.“
    „Ach ja? Schön für sie. Wird sie denn dann trotzdem ihren Job behalten? Mit zwei Kindern?“
     
    Ihre Mutter hatte nie irgendwo arbeiten müssen, von einigen kleinen karitativen Einsätzen vielleicht einmal abgesehen. Sie war wohlbehütet in einem sehr reichen Elternhaus in Stockholm aufgewac h sen. Ihr Vater, Peter

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