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Die Maggan-Kopie

Die Maggan-Kopie

Titel: Die Maggan-Kopie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacqueline Montemurri
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Schwedenrot – und die Fenster- und Türrahmen waren weiß. Früher, zu Zeiten ihrer Großmutter, war das noch die traditionelle Farbe der damaligen hier üblichen Holzhäuser gew e sen.
    Ihr Wohnhaus prangte groß und protzig und aus Stein auf einer Anhöhe über dem See. Die Front zum Wasser hin war aus Glas. Dahinter befand sich ein Wi n tergarten mit blauen Rattanmöbeln, eine breite geschwungene Treppe führte ins obere Stockwerk. Das Speisezimmer mit den hellen Pinienmöbeln eri n nerte an ein mediterranes Landhaus. Der Eindruck wurde noch durch die zahlreichen Zitronen- und Kumquatsbäumchen verstärkt, die ihre Mutter dort pflegte. Der Raum ging fast übergangslos in den Wi n tergarten über.
    Maggan ruderte zu einer kleinen Insel. Eine Gruppe Haubentaucher zog am Ufer entlang. Sie tauchten unter und kamen an einer Stelle wieder an die Oberfl ä che, an der Maggan sie nicht erwartet hatte. Ein einsamer Ahor n baum am Ufer war schon in das leuchtende Rot eines Indian Summers getaucht. Maggan eri n nerte sich wehmütig an die sorglosen zwei Jahre in Nordamerika mit Kenny, an die Rocky Mountains und an das abrupte Ende. Sie hatte sich nach dieser Jugendliebe nie wieder richtig verlieben können. Immer war so eine Angst in ihr, dass der Schmerz zu groß ist, wenn es nicht funktionie r te. Der Schrei eines Bussards riss sie aus ihren Gedanken. Hoch oben am Himmel zog er se i ne Kreise.
    Manchmal stellte sie sich diese Fragen, die sich wohl jeder irgendwann stellte. Was ist der Sinn, der Sinn dieses Lebens? Gab es ihn überhaupt? Wahrscheinlich war der Sinn des Lebens für jeden etwas a n deres. Für Nathalie waren es ihre Kinder, für ihren Vater die Firma. Aber über ihren eigenen Sinn wusste sie noch immer nicht Bescheid. Vielleicht hatte es gar keinen Sinn. Vielleicht hat nichts einen Sinn. Vie l leicht war der Sinn so einfach, dass er sinnlos wirkte: geboren werden, sich fortpflanzen, somit die Art e r halten und sterben.
     
    Auf der Suche nach etwas Süßem durchforstete Maggan ihre Taschen, aber sie fand nur ihren Sicherheitsausweis. Dabei hätte sie schwören kö n nen, dass sie ihn in die Handtasche gesteckt hatte. Gerade als sie ihn in der Innentasche der Jacke verstauen wollte, um ihn vor einem ungewollten Bad im See zu schützen, merkte sie, dass er eine leicht bläuliche Farbe hatte. Ihrer war doch grün! Maggan muste r te ihn verblüfft, denn Harry blickte ihr streng entgegen. Es war sein Ausweis! Was hatte das zu bedeuten? Er musste ihn ihr bei dieser Umarmung vor der Ka n tine zugesteckt haben. Das konnte nur bedeuten, dass Maggan mit der Frage nach dem Bio-Labor ins Schwarze getroffen hatte! Vielleicht ist das sogar der Schlüssel zur Tür des Trafohäuschens. Sie war plötzlich hellwach und ganz aufgeregt. Sie beschloss der Sache noch heute Nacht nac h zugehen.
    Susanne kam mit einer Schüssel Tomatensalat herein und frisch gebackenen dampfenden Baguettes. Maggan blickte sie fragend an.
    „Keine Sorge, Maggan, es sind echte italienische Tomaten. Waren sehr teuer“, versicherte sie ihr l ä chelnd.
    Susanne teilte die Sorge um genmanipulierte Lebensmittel nicht mit ihr. Schließlich mussten die Wi s senschaftler und Politiker doch wissen, was sie taten. Doch sie wusste genau, dass Maggan dieses genmanipulierte Zeug nicht aß. Es hielt sich zwar über Wochen frisch, doch Maggan war der Überze u gung, dass niemand mit Sicherheit sagen konnte, ob die Hayworth-Krankheit, die plötzlich vor ein paar Jahren, wie aus dem Nichts, aufgetaucht ist, nicht doch im Zusammenhang mit genmanipulierten Lebensmitteln stand. Die Politiker und Wissenschaftler stritten das zwar ab, doch es gab auch andere Stimmen, die jedoch i m mer rechtzeitig unterdrückt wurden.
    Nach dem Abendessen, bei dem auch ihr Vater schon anwesend war, hockte Maggan sich vor den Fernseher. Es kam ein langweiliger Film. Ihre Mutter b e gann dann auch zu gähnen und verzog sich ins Bett. Rune fuhr noch einmal los, weil er noch etwas zu erledigen hatte, wie er sagte. Dies war genau der Moment, auf den Maggan gewartet hatte. Schnell, aber leise, ging sie auf ihr Zimmer und zog sich bequ e me Jeans, ein graues Sweatshirt und Turnschuhe an. Mit ihrer Jacke im Arm und einer kleinen Tasche n lampe in der Hand schlich Maggan die Treppe hinunter. Plötzlich fielen ihr wieder Harrys Worte in Bezug auf den roten Luftballon ein. Sein Atem! Schnell ging sie z u rück und holte ihn.
    Leise schlüpfte sie durch die Hintertür in den Garten. Der Duft von

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