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Die Maggan-Kopie

Die Maggan-Kopie

Titel: Die Maggan-Kopie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacqueline Montemurri
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Haber, hatte den Großteil seines Vermögens geerbt und den Rest durch zwielichtige Spekulationen an der Börse verdient. Er lebte jetzt auf einer Ferieninsel im Mittelmeer. Sie ha t ten kaum Kontakt. Ihre Mutter Celine Bauer war aus Deutschland. Sie musste sehr schön gewesen sein. Maggan kannte sie nur von Fotos. Sie war einmal M o del gewesen und bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen. Sie wollte nach der Geburt ihrer Tochter Agneta ein Comeback starten, das auf diese trag i sche Weise endete.
    Agneta Haber war als Einzelkind aufgewachsen und ihr fehlte es an nichts. So hatte sie auch immer d a rauf geachtet, dass es ihren eigenen Kindern an nichts fehlte, außer an inniger Mutterliebe. Maggans zwei ältere Brüder waren inzwischen schon verheiratet und hatten selber Kinder. Sie glaubte, ihre Mu t ter war ganz froh, dass ihre Tochter in dieser Beziehung ein Spätzünder war, denn sonst wäre sie mit Maggans Vater jetzt ganz alleine gewesen. Da er jedoch auch kaum zu Hause war, musste sie sich sehr einsam fühlen. Manchmal fühlte sie für ihre Mutter Mitleid. Doch ihr Ve r hältnis zueinander war nicht so eng, wie man es zwischen Mutter und Tochter erwarten würde. Maggan war ein Vater-Kind. Ihre wirklichen Mütter waren die zahlreichen Kindermä d chen gewesen.
     
    „Sie wird erst einmal ihre Elternzeit in Anspruch nehmen“, antwortete sie in Bezug auf Natalie. Zum Glück hatte das Gespräch eine harmlose Wendung g e nommen. Sie war nicht gerade in der Stimmung über die Firma zu reden. Ihr geisterte noch Harrys seltsames Verha l ten im Kopf herum.
    Nach dem Essen wollte sie deshalb erst einmal ausspannen und nachde n ken. Sie ging auf ihr Zimmer und legte sich aufs Bett. Sie blickte zu dem Po s ter an der Wand. Es war das Gemälde „Wanderer über dem Nebe l meer“ von Caspar David Friedrich. Es erinnerte sie immer an die schönen Klettertouren mit ihrem Vater. Aber jetzt wollte sie über etwas anderes nachdenken, doch aus dem Nachdenken wurde nichts, ihre Augenlider wurden schwer, die E r schöpfung übermannte sie und Maggan schlief ein.
     
    Als sie aufwachte, berührte die Sonnenscheibe schon die Baumwipfel am See. Immer noch war sie unruhig. Deshalb ging sie zum Bootssteg. Einige Boote w a ren daran vertäut. Maggan entschied sich für ein kleines Ruderboot. Es schauke l te, als sie hineinstieg. Das Wasser gluckste und schmatzte unter dem Boot. Sie ruderte mit dem Boot hinaus auf den See. Die Ruder tauchten ins Wasser und mit langen Zügen drückte sie das Boot damit vorwärts. Es war ein gutes Gefühl, wi e der etwas mit der eigenen Muskelkraft zu b e wegen.
    Mitten auf dem See legte sie die Ruder auf dem Bootsrand ab und ließ sich treiben. Hier war Stille und wohltuende Einsamkeit. Der Himmel war stah l blau und die tiefstehende Sonne schien noch recht warm. Auf dem Wasser wehte a l lerdings eine frische Brise und malte Kräusel auf die Oberfläche. Maggan zog den Reißve r schluss ihrer Jacke bis oben hin zu. Ihr war plötzlich kalt. Doch die Kälte kroch nicht nur vom See hoch in ihre Kleidung. Auch ihr Inneres fror. Irgendetwas stimmte nicht mehr mit ihrer woh l vertrauten Welt. Maggan spürte wie der Putz an der schön gepflegten Fassade zu bröckeln begann. Die Hauptträger b e gannen sich zu biegen.
    Eine Schar Wildgänse zog schreiend in ihrer Delta-Formation über ihr hinweg. Einige der Tiere vollführten Rollen in der Luft, als ob sie sich des L e bens freuten. Nicht weit von Maggans Boot landeten sie schreiend und platschend im Wasser. Sie waren auf dem Weg zu ihrer allabendlichen Fu t tersuche auf den nicht mehr bewirtschafteten Äckern der Umgebung. Im Spätsommer, während ihres Fluges von den Brutgebieten in der Tundra zu ihren Winte r quartieren in Mitteleuropa, machte immer eine große Anzahl der Gänse Rast auf dem See. Es gab noch eine beträchtliche Anzahl von Gänsen, Schwänen, Kranichen und anderen Vögeln, die in der nordeuropäischen Tundra im Sommer brüteten. Sie kannten keine Grenzen und auch nicht die Gefahr im Norden, die von dem sich stetig vergrößernden Ozonloch au s ging.
    Der ordentlich gemähte Rasen des Svensonschen Anwesens wirkte wie eine hellgrüne Insel im dunkeln Grün des Nadelwaldes. Etwas weiter rechts und links lagen noch weitere solcher Oasen. Dort wohnten hohe Mitarbe i ter ihres Vaters. Maggan konnte ihre Apfelbäume und die Bank darunter erkennen und am Wa s ser stand das kleine Bootshaus. Es war in Ochsenblut gestrichen – das typische

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