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Die Maggan-Kopie

Die Maggan-Kopie

Titel: Die Maggan-Kopie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacqueline Montemurri
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wie ein Blitz: Der Mann war Ke n ny!

 
    K-Delta X2
     
    Völlig verwirrt und zitternd vor Angst rutschte Maggan rückwärts durch den Tunnel zurück zu dem Loch, aus dem sie hier herein gekommen war. Als sie es erreichte, ließ sie keuchend ihre Beine hindurchgleiten und sprang auf den Stuhl. Dann ließ sie sich auf den Boden des Labors sinken, hockte sich wie ein Embryo in der Ecke des Raumes zusammen und war unfähig sich zu bewegen. Sie war Ze u gin eines Mordes geworden – des Mordes an Harry! Aber das Schlimmste war: Es gab zwei Harrys! Und was hatte Kenny mit der ganzen Sache zu tun? Was war das überhaupt für eine S a che?
    Maggan zitterte. Mindestens eine Stunde saß sie so in dem dunklen Raum. Ihre Gedanken kreisten durcheinander. Ihr gewohntes, von ihrem Vater behütetes Leben war aus den Fugen geraten. Sie wünsc h te, sie säße in ihrem Labor am Schreibtisch, wenn sie die Augen öffnete. Der Computer vor ihr würde piepsen und beruhigend blinken und genau die Befehle au s führen, die sie ihm gab. Er würde ihr mit einer vertrauenerweckenden Stimme, die sie aus über hundert Möglichkeiten wählen konnte – sie bevorzugte die des längst verstorbenen Schauspielers Sean Connery – Rede und Antwort stehen, keine Geheimnisse, keine Lügen. Maschinen waren aufrichtig und direkt. Maschinen waren ihr ve r traut und lieber geworden als Menschen. Dies war vielleicht auch einer der Grü n de, warum sie nicht in der Lage war eine dauerhafte Beziehung einzugehen.
    Eine der wenigen Beziehungen, die ihr bis jetzt etwas bedeutet hatten, war die zu ihrem Vater. Doch jetzt nach siebenundzwanzig Jahren begann auch diese langsam zu zerbröckeln, wie die von Baggern bearbeitete Erdschicht über einem Erzvorkommen. Es wird freigelegt und die Sonnenstrahlen br e chen sich im Erz. Es blendet für einen Moment und wirkt gewaltig. Ein gr o ßer Fund. Doch wenn sich die Augen daran gewöhnt haben, erkennen sie, dass das unbrauchbare G e stein überwiegt, das die Ausbeute sehr gering ausfa l len wird.
    Maggan erkannte plötzlich, dass ihr Vater nicht mehr der Gott war, für den sie ihn gehalten hatte. Sicher hatte er auch gute Seiten, doch der Dreck und das mi n derwertige Gestein zwischen den blinkenden Erzklumpen überwogen jetzt. Es hatte siebenundzwanzig Jahre gedauert, bis sich ihre Augen an das blendende Erz gewöhnt hatten. Jetzt konnte sie durch den Schleier der Ve r blendung blicken. Er hatte viel zu verbergen gehabt und hat es noch immer. Vielleicht irrte sie sich – sie wünschte es sich sehnlichst – doch er war Delta und das hier war u n ter Delta.
    Sie versuchte das alles zu verstehen. Da war zuerst diese Blu-ray, auf der sie das Trafohäuschen entdeckte. Dann dieser Code, den sie nicht herausfand. Plöt z lich gelangte sie auf seltsame Weise an Harrys Sicherheitsausweis. War das eine Art Hilferuf von Harry? Sie konnte sich das nicht erklären. Einerseits bedrängte Harry sie, sich aus der Sache rauszuhalten und andererseits steckte er ihr die Codekarte in die Tasche, was einer Aufforderung gleichkam, dem Ganzen nac h zugehen. Maggan fühlte sich auf einmal schu l dig. Hätte sie den Mord verhindern können? Aber sie wusste doch auch gar nicht, um was es hier geht. Wie hätte sie es dann verhindern kö n nen?
    Als Maggan merkte, dass ihre Beine eingeschlafen waren, begann ihr Gehirn wieder einigermaßen l o gisch zu funktionieren. An die Lehne des Stuhles gekrallt, zog sie sich hoch. Ihre Beine waren ganz taub. Sie begann herumzuhüpfen. Nach einer Weile stachen tausend Nadeln in ihren Venen. Maggan hüpfte weiter und allmählich funktionierte die Blutversorgung wi e der. Sie musste umgehend hier verschwinden! Das hier war eine tödliche Sache.
    Der Gang lag verlassen vor ihr. Maggan wendete sich nach rechts. Doch an der nächsten Kreuzung war sie sich schon nicht mehr so sicher, in welche Ric h tung sie gehen musste, um zu dem Fahrstuhl im Trafohäuschen zurückzugela n gen. Nach drei oder vier Verzweigungen hatte sie dann vollkommen die Orientierung verl o ren. Plötzlich hörte sie Geräusche vor sich. Sie drückte sich mit dem Rücken an die Wand und schaute vorsichtig um eine Ecke. Dort waren zwei Männer, die schnaufend ein großes Gerät in ihre Richtung schoben. Ihr blieb wieder nichts anderes übrig, als hinter eine der Türen zu schlü p fen.
    Drinnen herrschte Dunkelheit. Maggan lehnte an der geschlossenen Tür und lauschte mit pochendem Herzen, was sich draußen auf dem Gang tat. Zwar war sie die

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