Die Maggan-Kopie
Dr. Wong: Entsorge ES !
„Ich heiße Maggan“, sagte sie.
„Wo wohnst du?“, fragte Maggan sie weiter aus.
„Ebene zwei, Trakt A.“
„Trakt A“, wiederholte Maggan versonnen und musste sofort an einen G e fängnistrakt denken. Bilder von kleinen dunklen Zellen mit vergitterten Fen s tern stiegen in ihr auf, doch hier unten gab es ja noch nicht einmal Fen s ter.
„Warum bist du in diesem Raum?“, fragte Maggan we i ter.
„Ich war krank.“ Selbst die Stimme war ihre eigene. Maggan merkte es erst jetzt, da man seine eigene Stimme ja nicht kennt. Man hört sich selbst anders. Doch Maggan e r innerte sich an die Videoaufnahmen ihrer Urlaubsreisen. Das war ihre Stimme! Sie war also krank gewesen? Nein! Sie hatten ihrem Spiegelbild eine Niere en t fernt, die jetzt in ihr war! Die ihr das Leben gerettet hatte. Da hatte sie wahrscheinlich noch Glück gehabt. Was wäre passiert, wenn Maggan ein ne u es Bein oder ein Herz gebraucht hätte? Sie mochte gar nicht daran denken.
Maggan konnte sie unmöglich hier lassen, der Willkür dieser Verbrecher ausgesetzt. Doch irgendwie fühlte sie sich auch schuldig. Einerseits wäre sie ohne die Machenschaften dieser Leute jetzt tot. Schließlich hat die Niere von K-Delta X2 ihr das Leben gerettet. Doch andererseits war das Diebstahl, Ve r stümmelung oder noch schlimmeres. Es fehlten ihr die Worte dafür. Denn dieses Verbrechen war so neu, dass es noch keine Begriffe dafür gab. Obwohl ihr dies das Leben rettete, konnte Maggan es nicht guthe i ßen. Sie musste K-Delta X2 befreien. Sie musste das alles ans Licht bringen.
„Ich werde dich mitnehmen“, beschloss Maggan.
K-Delta X2 entgegnete nichts und sie fragte auch nichts. Wahrscheinlich war sie es gewohnt alles zu machen, was man ihr sagte. Schnell durchwühlte Maggan unter ihrem verwirrten Blick die Schränke in dem Raum. Sie fand eine graue H o se und eine dazugehörende Jacke. Auch Schuhe waren da. Es hatte alles die ric h tige Größe. Wahrscheinlich waren es ihre Sachen.
„Hier, zieh das an!“, sagte Maggan und warf ihr die Sachen auf das Bett.
K-Delta X2 gehorchte. Als sie angekleidet war, nahm Maggan ihre Hand und zog sie hinter sich zur Tür. Auf dem Gang war es still. Maggan öffnete die Tür einen Spalt und blickte hinaus. Niemand zu sehen. Dann hastete sie mit ihrem Spiegelbild im Schlepptau bis zur nächsten Kreuzung, blickte in die angrenzenden Gänge. Kein Mensch weit und breit. Eine Uhr an der Wand gegenüber sagte ihr, dass es vie r tel vor zwei war.
Flucht
Sie rannten lautlos über den Flur an einer blauen Aufzugstür vorbei, die in die unteren Ebenen führte. Es folgten weitere Türen mit Aufschriften von verschi e denen Laboren, Lagern und Besprechungsräumen. Wenn sie Glück hatten, dann war hinter der nächsten Ecke die rote Tür, die ins Freie führte. Wirklich! Maggan lugte um die Ecke. Da war sie! Doch da war auch ein Mann, der neben der Tür stand. Eine Pist o le steckte in seinem Gürtel. Verdammt. Das war sicherlich der Wachposten. Maggan hatte sich schon gewundert, dass die sich hier so sicher fühlten. Als sie hier eingedrungen war, hatte er sich b e stimmt eine unerlaubte Pause g e gönnt.
Was sollte sie jetzt tun? Das war der einzige, ihr bekannte Weg nach draußen. Doch der Kerl schien nicht die Absicht zu haben, sich von dort wegz u bewegen. Maggan blickte sich um. An diesen Wänden hing auch nichts, was man gebra u chen konnte. Es gab nicht einmal Feuerlöscher.
„Warte hier!“, sagte Maggan zu ihrem geklonten Ich und drückte sie an die Wand. Sie blieb wie eine Puppe stehen.
Maggan schlich zurück in einen anderen Gang und öffnete eine der Labort ü ren. Mit der Taschenlampe bewaffnet suchte sie nach irgendeinem Gegenstand, den sie verwenden konnte, um die Wache außer G e fecht zu setzen. Auf dem Tisch befand sich ein Ständer für chemische Untersuchungen. Sie schraubte an den verschiedenen Ringen und Flügelschrauben herum, bis sie endlich die sen k rechte Metallstange des Ständers in der Hand hatte. Sie war nicht gerade leicht, hatte ungefähr zwei Zentimeter Durchmesser und war zirka einen halben Meter lang. Das dürfte au s reichen.
Als sie wieder bei K-Delta X2 eintraf, stand diese immer noch so da, wie Maggan sie verlassen hatte. Doch sie blickte interessiert in ihre Richtung.
„Ist er noch da?“, fragte Maggan etwas außer Atem. Sie nickte.
„Ruf ihn her!“ K-Delta X2 schaute Maggan mit großen Augen fragend an.
„Lock ihn hierher!“,
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