Die Maggan-Kopie
Moleküle zu größ e rer Geschwindigkeit. Der Druck auf dieser Seite wurde dadurch gemindert und so entstand der notwendige Auftrieb, um die Tonnen aus Carbon, Titan und Aluminium vom Boden abheben zu lassen. Dann kippte der Rotorkopf ein wenig nach vorn und der Helikopter schoss in den bla u en Himmel.
„Ich kann es immer noch nicht glauben, dass es eine Frau gewesen sein soll“, murmelte Mark Fichtler vor sich hin. Seine Finger tasteten autom a tisch an die Stelle an seinem Kopf, an der ihn vor Tagen die Stahlstange getroffen hatte. Die Wunde war verheilt, doch sein Stolz war verletzt. Wie konnte es dieses Biest wagen, ihn niederzuschlagen. Er würde es ihr heimzahlen. I r gendwann.
Dr. Wong saß neben ihm und reagierte nicht. Er wollte die Sache nur schnell aus der Welt schaffen. Diese Frau könnte sein ganzes Lebenswerk ze r stören. Das konnte und wollte er nicht zulassen. Es war ihm egal, ob sie die Tochter des Chefs war. Wenn sie nicht kooperierte, würde er das Pro b lem auf seine Weise lösen. Diesen Fichtler hätte er am liebsten für seine Dummheit eigenhändig e r würgt. Doch er tat es nicht. Fichtler war in seinem jetzigen Z u stand wichtig für ihn – er war wütend und verletzt. Eine Frau hatte ihn niedergeschlagen, das konnte er nicht auf sich beruhen lassen. Diese emotionale Reaktion konnte Wong gewinnbringend für seine Pläne nu t zen. Später könnte er Fichtler immer noch aus dem Weg räumen.
Der Hubschrauber landete auf einer Wiese in der Nähe des Sees. Der Siljan lag im Dunst der Aben d dämmerung vor ihnen. Am Horizont leuchteten die Lichter von Mora. Es roch nach Regen. Der Himmel präsentierte sich in tiefem Rot, durchmischt mit dunkel-violetten Wolken, die im Westen zu einer geschlossenen Decke verschmolzen. Das Gewitter würde sie in spätestens e i ner Stunde erreicht haben.
Auf der Straße wartete eine schwarze Limousine. Die vier Männer stiegen in den Wagen. Der Weg führte vorbei an rot bemalten Holzhäusern, vor denen Hunde angebunden waren oder ein paar Hühner im Staub scharrten. Menschen waren nicht zu sehen, wahrscheinlich saßen alle vor dem Fernseher und sahen sich eine dieser interaktiven Gameshows an, bei denen man Millionär werden konnte – so versprechen es zumindest die Programmdirekt o ren.
Das dreistöckige Haus hob sich kaum noch vom Dunkel des Himmels ab. E i ne kleine Lampe erhellte den Eingang. Dr. Wong gab Kenneth einen Wink und dieser drückte den Knopf der oberen Klingel. Es dauerte einen Moment, bis sich jemand meldete.
„Wer ist da?“
„Ein Freund von Jan“, log der Pilot in die Gegensprechanlage. Für einen Moment herrschte Stille. Dr. Wong gab ihm ein Zeichen, dass er es weiter vers u chen solle.
„Darf ich reinkommen?“
Die Frau antwortete nicht gleich.
„Ist etwas passiert?“ Ihre Stimme klang unsicher. Dr. Wong nickte.
„Äh, das würde ich gern persönlich mit Ihnen b e sprechen, Frau Klein.“
In der Nähe bellte irgendwo ein Hund. Doch sonst war nichts zu hören. Plötzlich ging das Licht im Hausflur an und erhellte den Eingangsbereich durch die Glasscheibe der Haustür. Dr. Wong, Bill und Fichtler blieben im Schatten der Hauswand. Die Tür öffnete sich einen Spalt und das Gesicht einer etwas rundl i chen, doch attraktiven jungen Dame erschien.
„Ist etwas passiert?“ Sie klang besorgt. Mercedes blickte in das Gesicht eines blonden, verlegen wirkenden Mannes, der kaum älter war als sie. Nac h dem sie sonst niemanden sah, öffnete sie die Tür ganz. In diesem Moment schoss Bill vor und versetzte der überraschten Frau einen Schlag in die Magengegend, dass sie nach hinten gegen die Treppe geschleudert wurde. Sie gab nur ein unterdrüc k tes Stöhnen von sich.
Mercedes war vor Entsetzen wie gelähmt und der Schmerz des Sturzes kam ihr nur langsam ins Bewusstsein. Bill war nun schon über ihr und zer r te sie an den Haaren auf die Beine. Mit der anderen Hand hielt er ihren Mund zu und ve r hinderte, dass ihr Schrei die Nachbarn alarmieren konnte. Er zerrte die Frau die Treppe hinauf und die anderen drei Männer folgten. Der ganze Vorfall hatte nur wenige Sekunden gedauert. Keiner der Mitbewohner des Hauses hatte etwas davon b e merkt.
Kenneth schloss die Wohnungstür und folgte den anderen ins Wohnzimmer. Mercedes saß mit bleichem Gesicht in einem Sessel. Sie hatte die Beine dicht an den Körper gezogen und die Arme darum g e schlungen.
„Was wollen Sie von mir?“ Ihre Stimme war fast tonlos. Kenneth spürte die Panik
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