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Die Maggan-Kopie

Die Maggan-Kopie

Titel: Die Maggan-Kopie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacqueline Montemurri
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Wongs R a chegelüste zu wecken. Es konnte sein, dass er der erste war, der u n ter die Räder kam. Schließlich hatte er den Klon verloren und nicht der Pilot.

Entdeckt
     
    Obwohl es Anfang September war, gab es noch schöne warme Tage. Maggan hatte in der Dachkammer ein paar alte Kleider gefunden. Sie waren schon zie m lich verschlissen, doch sie waren lang und weit und sehr bequem. Als die beiden Frauen sich diese fast gleichen, beigen mit großen bunten Blumen bedruckten Kleider anzogen, ergriff Maggan ein nostalg i sches Gefühl. Sie wäre gerne in eine Zeitmaschine gestiegen und in die Zeit ihrer Großmutter gereist. Dann hätte sie versuchen können, all die Fehler, die die Menschheit begangen hatte, zu korrigieren. Doch leider war das immer noch nicht mö g lich.
    Svenja stand neben ihr vor dem Spiegel und sie mussten über sich lachen. Sie sahen aus wie Zwillinge. Svenja hatte jetzt sogar schon etwas Farbe im G e sicht. Da die Sonne so schön schien, dösten sie auf einer Decke liegend auf der Wiese an der Hütte vor sich hin. Vögel zwitscherten in den Bäumen und eine sanfte Brise ließ das herbstlich gefärbte Laub rascheln. Grillen zirpten irgendwo im h o hen Gras. Von dem Gewitter, das letzte Nacht tobte, war keine Spur mehr zu sehen. Das Gras war getrocknet, die Wolken vom Winde verweht. Sie fühlten sich sicher. Maggan überlegte sogar, ob sie ihren Vater anr u fen sollte. Vielleicht war alles, was sie glaubte gesehen zu haben, ein Missve r ständnis.
    Sie sehnte sich nach ihrer Welt, nach ihrer Arbeit und den Freunden, nach Computern, vertrauten Dingen. Die Natur, die Pflanzen und Tiere waren schön, aber auch gefährlich. Sie kannte sich nicht aus in dieser Welt. Beim Klettern war das anders. Die hochfesten Kunststoffseile und Karabiner, die Haken, Winden, all diese kleinen Kunstwerke des modernen Menschen klapperten und quietschten leise und gaben ihr das Gefühl, sich der Technik anz u vertrauen und nicht einer unberechenbaren Natur ausgesetzt zu sein.
    Hier gab es keine Technik. Hier waren bloß Wald, Sumpf, Tiere. Ihr waren nur dunkle Erinnerungen aus ihrer Jugend davon geblieben. Doch schon d a mals war ihr bewusst gewesen, dass das nicht ihre Welt war. Es hatte etwas Romant i sches, Nostalgisches, Anachronistisches an sich, in dieser Wildnis zu leben, aber auch etwas Verlogenes. Die Welt war nicht romantisch und schon gar nicht an a chronistisch. Es war ein Gefühl von Urlaub, eine kurze Zeitspanne der Erholung, ein Gefühl von Ursprünglichkeit, von Traum. Doch der Traum würde irgen d wann zu Ende sein und sie befürchtete, dass dieses Ende hart und unbarmherzig sein würde. Sie sehnte sich nach ihrer eindeutigen Welt, nach der vertrauten, ve r chromten Welt.
    Svenjas Kopf lag neben Maggans und sie strich ihr zärtlich durch das Haar. Ihre Finger spielten mit den sanften Wellen. Svenja genoss die sanften Berühru n gen wie ein Kind, das in den Armen seiner Mutter liegt – ein e r wachsenes Kind. Sie kannte die Geborgenheit nicht, die man in den Armen eines geliebten Me n schen findet. Alles war neu für sie. Doch auch für Maggan, sie fühlte eine schwesterliche Liebe zu Svenja. Svenja fühlte sich wohl, geborgen und glücklich. Auch in ihr wuchsen G e fühle, die sie niemals zuvor gekannt hatte. Da war ein Mensch, zu dem sie gehörte. Das Wort Familie bekam plötzlich eine Bedeutung.
    Sie lagen friedlich im Gras und ließen sich von der Musik der Natur in ihre Tagträume begleiten. Die Sonne strahlte mit der letzten Kraft des vergehe n den Sommers vom stahlblauen Himmel, an dem ein Bussard seine einsamen Kreise zog – immer auf der Suche nach Beute. Der Wind strich in sanften Wellen durch das Laub der Bäume und das hohe vergilbte Gras. Es raschelte leise. Die Grillen zirpten um die beiden Frauen. In den Baumkronen waren hier und da Vögel zu hören.
    Auf den Gipfeln der großen Kiefern am fernen Waldrand saßen Krähen, die Totengräber des Nordens. Ihr krächzendes Todeslied durchbrach für wenige Momente die betörende Stille. Sie gehörten genauso zum Reigen der Natur, wie die n i ckenden gelben und orangefarbenen Mohnblumen auf der Wiese und die bunten Schme t terlinge, die lautlos durch die Luft flatterten.
    „Wie weit ist die Sonne weg?“, fragte Svenja und blinzelte in das Licht.
    „Sie ist unbeschreiblich weit weg und sehr groß“, antwortete Maggan. Sie drehte den Kopf zur Seite und blickte ihrem Spiegelbild in die Augen. „Sie ist im Durchschnitt hundertfünfzig

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