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Die Magie des Falken

Die Magie des Falken

Titel: Die Magie des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruben Philipp Wickenhaeuser
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er kurz vor der Ohnmacht stand, lockerte Agantyr das Tau wieder. Er japste und rang nach Luft. Agantyr ließ sich Zeit. Unvermutet straffte sich der Strick erneut. Und wieder wurde der Würgegriff gelockert, gerade, bevor die Ohnmacht eintrat.
    »Lasst mich«, krächzte Kyrrispörr.
    »Ah! Ich habe genug Blut für meine Zwecke. Grüße Hel von mir!« Kyrrispörr hörte Agantyrs keckerndes Lachen, da zog sich der Strick erneut mit einem Ruck zusammen. Wieder stieg ihm das Blut in den Kopf, er riss den Mund auf, und er begann mit den Beinen zu zucken, als die Schwärze über seine Augen wallte , dann … lockerte sich die Schlinge wieder. Kyrrispörr schnappte röchelnd nach Luft – als er im Dämmerlicht die breite Klinge eines Schwertes auf Höhe seiner Wange sah. Trotz seines angeschlagenen Zustandes erkannte er die Runen, die in die Klinge geritzt worden waren. Er kannte dieses Schwert. Es war jenes, das Eyvindr ihm einst verliehen hatte. Während er verzweifelt Atem schöpfte, fragte er sich unweigerlich, wie ausgerechnet der alte Magier an sein Schwert gekommen war – das war unmöglich! Und wie niederträchtig musste der Alte sein, ihn ausgerechnet damit …
    Seine Fesseln fielen von ihm ab. Er sürzte vornüber auf den staubigen Boden, hustete und wand sich, während der Schmerz viel zu langsam verging. Er war sich nicht sicher, ob seine Sinne ihm ein Trugbild vorgaukelten, als er emporsah. Dort stand, das Schwert zum Stich erhoben, ein schlanker Jüngling, dessen Haar selbst bei diesem Schummerlicht wie rotes Feuer glänzte. Mit der Linken hielt er das zitternde Fellbündel fest, das Agantyr war.
    »Hvelpr!«, krächzte Kyrrispörr und verstummte sogleich, als seine Kehle wie Feuer brannte. Agantyr wimmerte und wand sich in Hvelps Griff. Plötzlich schnellte seine Faust vor und wollte Hvelpr zwischen die Beine schlagen, aber der wehrte den Angriff geradezu beiläufig ab, indem er den Oberschenkel anhob, und drückte Agantyr die Schwertspitze gegen den Hals.
    Mühsam rappelte Kyrrispörr sich auf. Sein Hals schmerzte. Hvelpr stieß Agantyr von sich, dass der Alte hinschlug, und hielt Kyrrispörr das Schwert hin.
    »Das bringe ich dir von Olaf Tryggvason wieder«, erklärte er und versetzte Agantyr einen Tritt, als der Anstalten machte, sich wieder aufzurappeln. »Mir scheint der Augenblick günstig.«
    Kyrrispörr nahm das Schwert mit zitternder Hand und wog das lang vermisste Gewicht der Klinge. Er sah auf Agantyr herunter.
    »Töte ihn«, sagte Hvelpr.
    Kyrrispörr schüttelte den Kopf.
    »Nein. Dieser Stahl bleibt König Olaf vorbehalten.«
    »Gut.« Hvelpr zog ein Kampfmesser und hob es zum Stich.
    »Lass ihn am Leben.«
    Hvelpr sah Kyrrispörr erstaunt an. »Er wollte dich erdrosseln!«
    »Lass ihn. Ich nehme ihm seine Macht. Das ist eine größere Strafe als der Tod.«
    Er beugte sich zu Agantyr nieder, zwang ihn, zu ihm aufzusehen, und riss ihm seine zahlreichen Amulette vom Hals.
    »Ich breche deine Kraft«, erklärte er laut. »Wie du es mit der meinen versucht hast. Ich konnte deinen Bann brechen, drum siehe, deine Macht ist der meinen unterlegen. Schwöre bei Oinn und Þórr, dass du deiner Kräfte entsagst, dass du nie wieder die Geister anrufen wirst! Schwöre jetzt oder stirb!«
    Agantyrs Widerstand war gebrochen. Es bedurfte nur eines leichten Drucks mit der Schwertklinge, und schon nickte er hastig und schwor ab.
    »Auf alle Ewigkeit«, sagte Kyrrispörr vor.
    »Auf alle Ewigkeit«, bestätigte Agantyr mit versagender Stimme.
    »Ich besiegle diesen Bann, indem ich das Mächtigste tue, was ein Magier kann. Trinke mein Blut, und wehe, es wird zur Schlange in deinen Adern, wenn du es wagen solltest, den Bann anzutasten. Trink!« Er nahm die Schale, mit der Agantyr sein Blut aufgefangen hatte, und zwang den Magier, sie leer zu trinken. Anschließend richtete er sich zur vollen Größe auf und sagte:
    »Sei verdammt vor Oins Augen, sei verdammt vor Þórr, sei verdammt vor allen Göttern. Die Geister mögen dich verfolgen, wohin immer deine Schritte dich lenken. Gnade sei dir verwehrt! So sei es, bei Oinn.« Er warf eine Handvoll Staub über das zitternde Bündel, nahm wieder sein Schwert auf und wandte sich an Hvelp.
    »Gehen wir.«
    Ohne einen Blick zurück verließen sie den Speicher.
    »Oinn selbst schickt dich«, flüsterte Kyrrispörr, als sie draußen waren. Nach dem lauten Sprechen schmerzte sein Hals umso stärker. »Wo in aller Welt bist du hergekommen?«
    »Wir sind gerade

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