Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Magie Des Herrschers

Die Magie Des Herrschers

Titel: Die Magie Des Herrschers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
müssen ihren Verstand genommen und nichts zurückgelassen haben als Luft.« Sie stand auf, stellte die Schale mit dem Essen ab und zog sich ein wenig zurück.
    Norina saß mit ausdruckslosem Blick im Sessel, starrte durch Torben hindurch und wischte sich ganz langsam den Brei von den Lippen. Sie wirkte dabei völlig gedankenversunken und nahm anscheinend nichts von alledem wahr, was um sie herum geschah.
    Der Freibeuter ging in die Hocke und versuchte, ihre Aufmerksamkeit zu erlangen. Doch sie reagierte nicht auf seine Bemühungen und starrte nach vorn, als sähen ihre Augen eine andere Welt.
    Was hatte er nicht alles versucht, um den Geist der Brojakin zurückzuholen. Seit ihrer »Befreiung« oder wie immer man die Vorkommnisse in Jökolmur nennen wollte, sprach sie nicht mehr. Gelegentlich wiederholte sie den Namen, den sie von den Lijoki bekommen hatte, dann brabbelte sie etwas, was entfernt an »Norina« erinnerte. Aber klare Wörter kamen nicht aus ihrem Mund.
    Torben vermutete, dass die Erfahrungen in Kalisstron ihren Verstand angegriffen hatten und sie deshalb nicht in der Lage war, sich mitzuteilen. Und damit enthüllte sich leider auch nicht, was aus den anderen an Bord der Grazie geworden war. Die Zeit, die ganze kalisstronische Küste abzusuchen, hatte er nicht. Doch die Hoffnung, dass auch die anderen überlebt hätten, erhielt durch Norina neue Nahrung.
    »Kümmert Euch gut um sie, so wie Ihr es immer haltet«, sagte Torben niedergeschlagen und erhob sich. »Vergesst nicht, die …«
    »… Namen der anderen ständig zu wiederholen«, beendete die Pflegerin seinen Satz. »Kapitän Rudgass, ich tue seit einem Jahr nichts anderes. Ich werde die Namen Norina, Waljakov, Matuc und Fatja mein Leben lang nicht mehr vergessen.«
    »Verzeiht«, entschuldigte sich der Freibeuter.
    »Schon gut. Ich weiß, wie sehr Ihr um das Schicksal und das Wohl der Dame besorgt seid.«
    Norina stand auf, ging bedächtig zu dem kleinen Lackkästchen und klappte den Deckel auf. Sofort ertönte die Melodie, und die beiden tarpolischen Figürchen tanzten umeinander herum. Dann kehrte sie schweigend an ihren Platz zurück und summte das Lied mit. Es war die einzige Verhaltensweise, abgesehen von den Grundbedürfnissen eines Menschen, die zeigte, dass noch etwas Geist in ihrem Kopf vorhanden sein musste.
    Torben verließ die Hütte und begab sich mit wenig fröhlichen Gedanken zur Anlegestelle, wo die Varla im Wasser dümpelte. Seine Dharka lag als Einzigste noch vertäut an der Mole.
    »Leinen los«, befahl er beim Betreten der Planke, die ans Deck führte. »Den Kurs kennt ihr ja.«

    Varla legte ihre Hand auf die seine, und Torben zuckte ertappt zusammen. »Wo warst du mit deinen Gedanken, mein Pirat?«, neckte sie ihn und schenkte ihm mit der freien Hand Wein in das Kristallglas. »Doch nicht etwa bei der Brojakin?«
    Der Rogogarder war nicht so wahnsinnig, es zuzugeben. Sie würde ihm niemals abnehmen, dass er sich wirklich nur Sorgen um die Brojakin machte. »Ich habe über die Aufständischen nachgedacht und was wohl mit ihnen geschieht, wenn der Tadc seine Wut an ihnen auslässt. Wenn es sich wirklich so verhält, dass die Beobachter die Rebellen aufspüren, dürfte es für den Jungen keine Schwierigkeit bedeuten, ihre Versammlungsorte zu Staub werden zu lassen«, flüchtete er sich in eine recht passable Ausrede.
    Die Tarvinin fiel darauf herein. »Vermutlich werden sie ebenso schnell sterben wie die tapferen Männer in Ilfaris.« Sie nippte an ihrem Glas. »Aber wenn es sein muss, dass auch die Piraten sich in die Reihe der toten Helden eingliedern, wird eine Frau unter ihnen sein.«
    Torben küsste ihre Fingerspitzen, stand auf und zog sie mit sich zu seiner Koje.
    Eng umschlungen legten sie sich auf die Laken und sahen sich in die Augen. Ihre Lippen trafen aufeinander, zuerst zurückhaltend und sanft, dann steigerten sich die Liebkosungen ins Leidenschaftliche.
    »Ich habe mir etwas überlegt«, sagte Varla atemlos und schob den Rogogarder von sich. »Wenn wir auch Bombarden hätten, könnten wir die Festungen effektiver verteidigen.«
    »Die Fracht aus Kensustria wurde aber versenkt«, raunte Torben und rückte augenblicklich wieder näher an sie heran. Seine Finger fanden die Schnüre ihrer dunkelbraunen Lederkorsage, die sie über der weißen Bluse trug.
    »Hände weg, du aufdringlicher Seeräuber«, befahl sie scherzend und schlug nach ihm. »Ich meinte, wir könnten einen von ihren Bombardenträgern entern.«
    Der

Weitere Kostenlose Bücher