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Die Magie Des Herrschers

Die Magie Des Herrschers

Titel: Die Magie Des Herrschers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Kapitän?«
    »Wie soll denn das zugehen?«
    »Was geschieht hier?«, flüsterte Varla und spähte auf die Wasserfläche. Die Arbeiten ruhten, und die Seeleute warteten gebannt, was sich ereignen würde.
    Urplötzlich beruhigte sich das Meer, und die Bastsegel hingen erschlafft an den Rahen. Etwas Glitzerndes erhob sich in breiter Front am Horizont. Ein leises Rauschen drang zur Besatzung, wurde lauter und lauter.
    »Flutwelle!«, brüllte der Mann im Krähennest unvermittelt in die Stille, die an Bord der Dharka eingetreten war. »Flutwelle voraus!«
    Sein Schrei löste die Starre der Menschen. Der Kapitän gab fieberhaft Befehle, ließ alle Segel reffen und den Bug der Varla in spitzem Winkel zur anrollenden Welle stellen. Die übrigen Schiffe taten es ihm nach.
    »Und nun sollten wir alle beten«, sagte Torben heiser, den Blick auf die Wand aus Wasser geheftet, die sich vernichtend auftürmte. Ihre Höhe übertraf alles, was er in seinen Jahren als Freibeuter gesehen hatte.
    Gischt und Schaum wehten heran, von einem eiskalten Wind über das Deck gefegt, die Vorboten des kommenden Unheils. Der Bug hob sich knarrend an und setzte sich auf den ersten Ausläufer der Flutwelle. Ihr Schatten legte sich rasend schnell von vorn nach hinten auf die Planken. Torbens Hand fasste unwillkürlich nach der seiner Gefährtin. »Taralea sei uns gnädig!«

    Die Varla überstand die Flutwelle, doch sie büßte zwei Dutzend Matrosen, sämtliche Ladung, die sich an Deck befunden hatte, sowie den kleineren der Masten ein. Zumindest hatten sie mehr Glück als andere aus ihrem Verband. Die Naturgewalt war über sie hinweggerollt und hatte eines der Schiffe aus Rogogard fortgespült oder in tausend Stücke zerschlagen. Jetzt bestand ihre Flotte nur noch aus vier Seglern.
    Zwei der Dharkas wiesen starke Beschädigungen auf, und bei dem tarvinischen Original stand der Laderaum unter Wasser, nachdem irgendein Gegenstand ein Leck geschlagen hatte. Inzwischen war das Leck abgedichtet, und nun mussten die Pumpen bedient werden.
    Torben befand es als das Beste, unter diesen Umständen zuerst die Insel Lofjaar anzulaufen und die Schäden beheben zu lassen. Alles andere ergab wenig Sinn; die Gefahr, von Bombardenträgern und den Seglern des Kabcar aufgebracht zu werden, war zu groß. Nicht mal die Aufständischen in Karet konnten von ihm verlangen, die wertvollen Dharkas auf diese Weise aufs Spiel zu setzen.
    Varla kehrte an Bord ihres Schiffes zurück, während Torben Vollzeug setzte und mit dem Segler vorfahren wollte, um auf Lofjaar alles für eine schnelle Reparatur in die Wege zu leiten. Notfalls würde er persönlich ein paar Dachstühle einreißen, um an Holz für die Planken und Masten zu kommen.
    Lofjaars Einwohnerzahl schwankte zwischen sechsund siebentausend, so genau konnte man das nie sagen. Doch die Befestigungen galten, da es die erste der rogogardischen Inseln war und sich in Sichtweite des tarpolischen Festlandes befand, als besonders beständig. Hier würden dem Kabcar gehörige Wunden geschlagen werden. Ansonsten diente Lofjaar wie alle anderen vorgelagerten Inseln als Ort für die Schafzucht.
    Im Morgengrauen erreichte die Varla die Küste.
    Die Oberfläche des Meeres war übersät mit Trümmerstücken, die von Schiffen wie auch von Behausungen stammten. Gelegentlich trieb ein Toter am Rumpf der Dharka vorüber. Aus Torbens schlimmsten, wenn auch verdrängten Befürchtungen wurde Gewissheit. Die Flutwelle musste Lofjaar mit ihrer ganzen Macht heimgesucht haben.
    »Schiffe voraus!«, verkündete der Ausguck, der sich auf dem kleineren Mast platziert hatte. »Zehn palestanische Kriegskoggen, zehn tzulandrische Segler und fünf Bombardenträger liegen im Hafen von Lofjaarsgrund.«
    »Wie kann das sein?«, entfuhr es Torben entsetzt. »Wieso haben sie die Flutwelle überstanden und die Menschen nicht?«
    »Kapitän«, rief der Mann aus dem improvisierten Krähennest aufgeregt hinab, »das eine ist kein Bombardenträger. Es ist eine ähnliche Bauart, nur größer.«
    Der Freibeuter lief zum Bug, klappte das Fernrohr auf und beobachtete die mächtigste der fünf Galeeren. Eine Gestalt wie aus einem Albtraum trat soeben an Deck. Torbens Hände fingen an zu zittern.
    So groß wie drei Männer, erhob sich ein gepanzertes Wesen an Bord, dessen lange schlohweiße Haare sachte im Wind wehten. Der teilnahmslose, unmenschliche Blick schien sich durch die geschliffenen Linsen des Fernrohrs direkt in seine Pupille zu bohren. Der riesige Mund

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