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Die Magie Des Herrschers

Die Magie Des Herrschers

Titel: Die Magie Des Herrschers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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versuchte sich der Inquisitor das Gefühl zu erklären. Vorsichtig rieb er die überanstrengten Augen und schloss sie für eine Weile, um ihnen Erholung zu gönnen. Dabei sog er den Geruch der Bücher in sich auf. Das viele Papier und Pergament erzeugten einen charakteristischen Duft, der Wissen für ihn sehr gegenständlich machte.
    Plötzlich mischte sich ein bekannteres Odeur darunter. Der Tod, dachte er, und seine Nackenhaare stellten sich auf.
    Als er die Augen öffnete, stand Lakastre unmittelbar neben ihm und beugte sich halb über ihn.
    Knurrend fuhr er zurück, seine Hände krümmten sich und hoben sich zur Abwehr.
    »Das sind sehr aufschlussreiche Aufzeichnungen, die du da gefunden hast«, lächelte sie ihn an und zeigte ihre Reißzähne. »Nanu?! Du bist aber sehr schreckhaft für jemanden, der einen Mörder fangen soll.«
    Pashtak zwang sich dazu, die begonnene Abwehrbewegung abzubrechen und sich stattdessen durch das Nackenhaar zu fahren. »Sagen wir, es ist ein Berufsleiden, ständig zu erschrecken.« Er bemerkte, dass die so stark wie noch nie nach Verwesung roch. Ihre dunkelgrünen Haare hingen wie gefärbtes Stroh vom Kopf, die bernsteinfarbenen Augen flackerten unstet, ein aggressives Gelb schimmerte durch. »Du siehst furchtbar aus. Wechselst du das Fell?«
    Sie lachte rau. »Danke, Inquisitor. Sehr liebreizend von dir. Ich leide in der Tat ein wenig unter dem Übergang der Jahreszeiten.« Lakastre wandte ihre Aufmerksamkeit seinen Unterlagen zu. »Was suchst du in den ganzen Büchern? Meinst du, der Name des Mörders steht bereits irgendwo niedergeschrieben?«
    Ihre Nähe und vor allem ihre abartigen Ausdünstungen machten ihn nervös, und so stand er auf, umrundete den Tisch und nahm auf der gegenüberliegenden Seite Aufstellung. Die Luft wurde augenblicklich besser. »Ich gehe Spuren nach. Sagen wir, es gibt da ein paar Anhaltspunkte, die ich überprüfen muss.« Ich könnte sie um Beistand bitten, überlegte er . Zu den Tzulani gehört sie nicht, also kann es ihr egal sein, was ich herausfinde. Außerdem fühlt sie sich dadurch vielleicht sicherer und begeht bei ihrem nächsten Mord einen Fehler, anhand dessen ich sie überführen kann. Er deutete auf sein Notizheft. »Heb es hoch und sieh dir die Zeichnung an. Ich versuche sie zu entschlüsseln. Ich bin noch nicht allzu weit, aber wenn ich das bisher Gefundene richtig ausgewertet habe, handelt es sich dabei um alte Symbole, die ganz bestimmte Tzulanipriester gebrauchten, wenn sie dem Gebrannten Gott Menschenopfer darbrachten. Jeder Priester hatte dabei seinen eigenen Dolch. Aber es ist mir noch nicht gelungen, Näheres über diese Sekte herauszufinden.«
    Schweigend kam Lakastre seiner Aufforderung nach und betrachtete die Skizzen. »Nein, es tut mir Leid«, sagte sie nach einer Weile bedauernd. »Nichts davon ist mir bekannt.« Ihre Augen wanderten über die verstreuten Bücher.
    »Dann versuch einmal, das unterste Heftchen des vierten Stapels zu entziffern«, bat er sie. »Mir ist es nicht möglich, etwas daraus zu verstehen. Das Einzige, was ich zu erkennen glaube, ist die Zeichnung einer Steinsäule. Mir scheint es, als wären das hastige Aufzeichnungen, die nur durch Zufall in die Bibliothek gelangt sind.«
    Neugierig griff sie nach dem fleckigen Einband und zog ihn mit einem kurzen Ruck heraus, ohne die aufgetürmten Werke zum Umstürzen zu bringen. Als sie auf den Buchdeckel schaute, entschlüpfte ihr ein überraschtes Schauben. »Ich hätte nicht gedacht, dass ich in Ammtára dergleichen finde«, sagte sie mehr zu sich selbst als zu Pashtak. Behutsam schlug sie das Heft auf, setzte sich auf den Stuhl und begann augenscheinlich zu lesen, als wäre es eine Selbstverständlichkeit.
    »Wärst du so freundlich und würdest mir sagen, was da steht?«, erkundigte er sich, und ein aufgeregtes Girren entwich ihm. »Du scheinst es zu verstehen, nicht wahr?«
    »Der Ausdruck ›verstehen‹ wäre zu übertrieben«, gab sie abwesend zurück, voll und ganz auf die Zeilen und Zeichnungen konzentriert. »Es ist sehr anstrengend und sehr mühsam.« Sie blätterte rasch hin und her. »Es sind handschriftliche Bemerkungen, die tatsächlich nicht für den Verbleib in einer Bibliothek gedacht waren. Es ist die Rede von einem Palast und einem Sarkophag, mit dem es etwas Besonderes auf sich hat, wenn ich das Gekritzel richtig deute.« Sie hob das Heft hoch und schleuderte es achtlos auf den Tisch. »Mir scheint, es handelt sich um einen Bericht, der

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