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Die Magie Des Herrschers

Die Magie Des Herrschers

Titel: Die Magie Des Herrschers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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mich adoptiert habt?«
    »Es kamen mehrere Umstände zusammen«, antwortete der imposante Großmeister nach einer Weile versonnen und strich sich über die goldene Bartsträhne. »Ich will, dass du Ritter wirst. Über deine Verfehlungen der Vergangenheit sehe ich hinweg. Danke mir nicht für meine Milde.« Nerestro stand auf und blieb vor dem Sammelsurium an Flaggen und Schilden stehen. »Die Zeit kennt keine Gnade. Du kannst sie nicht bekämpfen. Da auch mein Leben keine Unendlichkeit währt, ist es an der Zeit, dass ich meine Besitztümer in guten Händen weiß.«
    »Ich bin ein verurteilter Dieb«, brach es aus dem jungen Mann heraus.
    »Und ein Räuber«, ergänzte der Großmeister. »Aber du hast mit den Armen geteilt. Du hast mit deiner …«, er suchte nach dem passenden Wort, »Büchse niemals einen Menschen getötet. Du hast selbst mich verschont, als ich dir auf dem Weg gegenüberstand.«
    »Ich habe verzogen«, log Tokaro brummend.
    Lächelnd wandte sich der Ritter ihm zu. »Du bist ein besserer Schütze als Meister Hetrál. Du hättest mir genau in die Pupille schießen können, Tokaro.« Er stellte sich an die Seite des jungen Ulsarers und legte eine Hand auf dessen Schulter. »Du bist im Innern ein guter Mensch. Ich habe deinen wahren Kern erkannt, und auf das Brandzeichen gebe ich einen morschen Schild. Das allein wäre schon Grund genug gewesen, dich als meinen Sohn anzunehmen.«
    »Und was kam noch dazu?«
    »Die Empfehlung Rodmors«, meinte Nerestro trocken. »Und mein Trotz, weil so viele immer noch denken, du wärst es nicht würdig, ein Ritter der Hohen Schwerter zu werden.« Er schenkte sich vom Wein nach. »Du hast davon gehört, dass die aldoreelischen Klingen geraubt werden.« Seine Hand legte sich um die Parierstange der kostbaren Waffe, die er an der Hüfte trug. »Die Besitzer sind bisher alle gestorben, hingemetzelt von denjenigen, die sie im Namen eines anderen einsammeln. Ich stehe somit ebenfalls auf ihrer Liste. Es wird nur eine Frage der Zeit sein, wann ich ihren Besuch erhalte.«
    »Wissen wir denn, wer verantwortlich dafür ist? Es macht auf mich ganz den Eindruck, als wäre es ein offenes Geheimnis.«
    Der Großmeister nahm Platz und schaute in Tokaros blaue Augen. »Ich erzähle dir nun ein paar Geschichten aus meinem Leben. Und ich will, dass du aufmerksam zuhörst, mein Sohn. Wer weiß, wann meine Stunde schlägt und alles zu spät ist.«
    Nach einem weiteren Schluck begann Nerestro alle Begebenheiten zu schildern, die sich seit dem Auftauchen von Matuc und Belkala ereignet hatten. Mehr als einmal stiegen dem gealterten Großmeister die Tränen in die Augen, als er von der Kensustrianerin und der Liebe zu ihr sprach.
    Gebannt lauschte Tokaro den Worten des Ritters, und so verpassten sie das Fest, verpassten den Untergang der Sonnen und den Aufgang der Monde.
    Erst als der Morgen dämmerte, endeten Nerestros Ausführungen, die er in keiner Weise geschönte oder geschmälert hatte.
    Schweigend legte der Junge seine Hand auf die seines Ziehvaters und drückte sie sanft.
    Kontinent Ulldart, Königreich Barkis
    (ehemals Tûris),
    Ammtára (ehemals die Verbotene Stadt),
    Frühjahr 459 n. S.

    D er Tzulani näherte sich zögernd dem Inquisitor. »Ich würde nun gern nach Hause gehen.«
    Pashtak zog blitzartig sein Notizheft über die Kopie der Zeichen, die den Ritualdolch in Braunfeld geschmückt hatten, und studierte dabei weiter den Folianten, den er in einem entlegenen Regal gefunden hatte. »Gebt mir den Schlüssel zur Bibliothek. Ich sperre sie ab, wenn ich gehe. Und ich werde morgen sowieso wieder vor Euch hier sein.«
    Der Mann reichte ihm den Bund, murmelte einen Gruß und verschwand die Treppe hinunter. Wenig später fiel das große Tor dröhnend ins Schloss.
    Pashtak war nun allein mit dem mitunter verschollenen Wissen von Jahrhunderten, das in dem inzwischen renovierten Gebäude bewahrt wurde. An seinem Platz stapelten sich Bücher, Nachschlagewerke und Abhandlungen. An vielen Stellen hatte er Lesezeichen eingehängt; farbige Schnürchen klassifizierten die Brauchbarkeit der gefundenen Informationen. Mitunter zerfielen Bücher in seinen Händen zu Staub, weil sie seit Jahrzehnten nicht richtig aufbewahrt und die Seiten nur durch Buchdeckel zusammengehalten worden waren.
    Seit der Rückkehr aus Braunfeld verbrachte er Tage und Nächte in diesem Gebäude. Seine Augen brannten mittlerweile, als hätte jemand Pfeffer hineingestreut. Sie sind nicht zum Lesen gemacht worden,

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