Die Magie Des Herrschers
Pferd mit Scheuklappen ja mehr! Treskor musste er allein über den Druck der Schenkel und den Einsatz der stählernen Fersen lenken. Auf Sporen hatte er verzichtet, das wollte er dem Hengst nicht antun.
Sein Gegner wurde im letzten Augenblick ausgewechselt. Ihm gegenüber hievten die Knappen Albugast in den Sattel.
Die Art, wie der blonde junge Mann sein Visier schloss, machte Tokaro deutlich, dass der Zusammenprall äußerst schmerzhaft enden würde, wenn er nicht auf der Hut wäre.
Das Trompetensignal ertönte, die Bahn galt als freigegeben.
Tokaro ließ das Streitross antraben. Die Lanze aus vollem Galopp zu führen ergab wenig Sinn; wegen der starken Bewegungen des Pferdeleibes war es unmöglich, ein Ziel genau anzuvisieren, jedenfalls nicht in dieser starren, klappernden Rüstung. Das Scheppern machte Treskor nichts aus, er fühlte sich eher beleidigt, dass sein Herr ihm nicht die volle Geschwindigkeit abverlangte.
Albugast donnerte heran, als müsste er die Lanze durch eine Mauer rammen. Die Spitze wippte gefährlich auf und nieder, pendelte und schlug aus. Tokaro gewann dabei den Eindruck, als richtete sich das eigentlich ungefährliche Ende gegen seinen Kopf. Doch bei einem Aufprall in dieser Geschwindigkeit würde sein Genick umknicken wie ein Strohalm, wenn nicht die Lanze seinen Schädel zu Brei verarbeitet hätte. So beugte er sich ein wenig vor und zog den Arm mit dem Schild in die Höhe. Keinen Lidschlag zu früh, denn der gegnerische Knappe preschte dicht heran. Das Ende seiner Waffe rutschte an dem schräg gehaltenen Schutz ab und hinterließ eine tiefe Furche, bis der Druck so groß wurde, dass das Holz barst.
Tokaro wurde in seinem Sattel nach hinten geschleudert. Die hohe Lehne verhinderte, dass er einfach über den Rücken und Hintern seines Schimmels abrutschte. Die eigene Lanze verfehlte ihr Ziel.
Die Ritter, Knappen und Bediensteten der Burg klatschten begeistert und priesen Angor.
Am Ende der Bahn angekommen, entfernten die Knappen die Lederriemen und Bruchstücke des Schildes und schnallten ihm einen neuen an. Tokaros Rücken schmerzte, und sein Schildarm fühlte sich taub an . Ich werde dir zeigen, wie man zielt.
Während Albugast noch damit beschäftigt war, sich eine neue Lanze reichen zu lassen, setzte Tokaro seinen Hengst in Bewegung. Und diesmal steigerte er das Tempo zu einem lockeren Galopp.
Hastig schlug sein Gegner das Visier zu, stieß seinem Pferd die Sporen in die Flanken und stürmte ebenfalls los.
»Der eine will beweisen, dass er etwas taugt, und der andere, dass er noch mehr taugt«, kommentierte Herodin, der neben Nerestro stand und die Kampfhähne aufmerksam verfolgte.
Die Augen des Großmeisters leuchteten vor Freude. »Das sind zwei Knappen, die zu den Besten der Hohen Schwerter werden.«
»Wenn sie den Zusammenprall überstehen«, warf der Seneschall ein.
Doch erst beim vierten Mal trafen beide Spitzen krachend ins Ziel, die Schäfte der Lanzen zerbarsten und sandten die Splitter weit durch die Luft. Albugast hatte das Nachsehen der beiden und landete im Staub der Turnierbahn. Mehr hängend als sitzend blieb Tokaro im Sattel; seine verkrümmte Haltung deutete an, dass er sich eine Verletzung zugezogen haben musste.
Die Knappen holten ihn vom Pferd, ein Feldscher eilte herbei und untersuchte den Sieger des Duells. Nach einiger Zeit erhob er sich und bedeutete mit einem Zeichen, dass alles in Ordnung sei.
Nerestro entwich ein erleichtertes Seufzen und machte sich auf, die beiden Gegner persönlich für ihre Tapferkeit zu loben. Schwankend und mit verzerrten Gesichtern standen sie vor dem Oberhaupt des Ordens, die Helme unter den Arm geklemmt.
»Albugast, ich erkenne deine Fertigkeiten an und zolle ihnen Respekt«, begann der Großmeister. »Du wirst einmal zu denen unseres Ordens zählen, an die man sich wegen ihrer Tapferkeit, ihres Mutes und ihres Könnens im ganzen Reich erinnern wird.« Dann wandte er sich Tokaro zu. »Du hast einen Knappen im Lanzengang besiegt, der dir in der Ausbildung zeitlich weit voraus war. Angor muss dir bei deiner Geburt gnädig gewesen sein, dass er aus dir einen solchen Reiter werden ließ. Wenn noch ein paar Monate ins Land gezogen sind, so soll deiner Schwertleite nichts im Wege stehen. Daher will ich dir eine wichtige Voraussetzung erfüllen.«
Der Ordensritter zog seinen Dolch, ritzte sich damit den Handrücken und ließ etwas Blut auf die Klinge laufen. Auffordernd hielt er Tokaro die Schneide hin. »Koste
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