Die Magie Des Herrschers
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» Die Königreiche entfernen alles, was an den verhassten Kriegsfürsten erinnert, der Wiederaufbau auf Ulldart beginnt.
Die ehemalige Hauptstadt sowie die schweren Wehranlagen werden bis auf die Grundmauern abgerissen, der Zutritt in die Ruinen wird den Soldaten und den Bewohnern bei Todesstrafe untersagt.
Die inneren politischen Wirren sind noch nicht beendet.
Wie ich heute erfuhr, hat die Baronie Jarzewo die Zeit der Verwirrungen genutzt und sich von Borasgotan losgesagt. Und Baronin Eltra die Blutige, eines von Sinureds einundzwanzig Kindern, sichert sich mit einer Hand voll Getreuen das Gebiet der heutigen Baronie Kasan, bestehend aus Territorien Tarpols, Borasgotans und Hustrabans.
Neue Kämpfe werden meiner Einschätzung nach aber kaum zu befürchten sein, die Reiche sind noch zu schwach. «
Pashtak nahm sich etwas zu essen aus seinem Proviantbeutel, goss sich Wasser aus der Flasche in einen Becher und legte die Füße hoch, um in die Aufzeichnungen der Vergangenheit einzutauchen.
» Die Menschen Ulldarts glauben an die Macht besonderer Waffen.
Zwei davon, angeblich die stärksten …, die als … bezeichnet werden, sollen dorthin gebracht und aufbewahrt werden, wo das Böse am Schlimmsten wütete, eingeschlossen in Sarkophage aus Stein, um sie gegen Diebstahl zu schützen.
Von ihrer Gegenwart versprechen sich die Menschen, dass allein diese alles Böse abschreckt.
Heute haben sie eine davon in die Trümmer des sinuredischen Palastes gebracht. Die andere Waffe soll, ebenfalls in einem Sarkophag aus Stein, nach Ulsar in ein Gotteshaus gebracht werden.
Ich halte das für einen Aberglauben, den man als Beweis für die Rückständigkeit der Bewohner betrachten kann, wenn man, wie ich, nur auf Messbares und Sichtbares vertraut.
Meine Empfehlung an den Gelehrten ist, noch abzuwarten, bis sich alles in geordneten Bahnen bewegt.
Unser Zuzug wäre zu diesem Zeitpunkt eher unpassend.
Ich werde mich weiter umsehen und Berichte senden, sobald es mir möglich ist. «
»Rätsel über Rätsel«, sagte Pashtak halblaut und legte das Blatt zur Seite. Für die Aufklärung der Morde brachten die Zeilen eines seit langem verstorbenen Unbekannten nichts, aber es gefiel ihm, einen Blick zurückzuwerfen, als sich auf dem Kontinent noch alles im Aufbruch befand.
Wer er wohl war?, fragte sich der Inquisitor und wandte sich wieder den Symbolen der Sektierer zu. Die Aufzeichnungen klangen nüchtern und distanziert, als hätte der Schreiber so gar nichts mit den Ereignissen auf Ulldart zu tun gehabt. Wahrscheinlich, so vermutete Pashtak anhand des Wortlauts, handelte es sich um einen Menschen, der nach einer Bleibe für sich und weitere seines Schlages Ausschau gehalten hatte. Dabei konnten es sehr wohl Gebildete gewesen sein, die durch Sinureds Heer ihre eigentliche Heimat verloren hatten und auf der Suche nach einem ruhigen Flecken Land gewesen waren.
Andererseits konnte er sich nicht vorstellen, dass der Verfasser wirklich nichts von den Ereignissen im Vorfeld der Schlacht auf dem »Blutfeld« mitbekommen hatte, wenngleich die Formulierung des ersten Satzes ganz den Eindruck machte. Wahrscheinlich waren es irgendwelche Mönche, die abgeschieden in einem Tal lebten und wegen einer Überschwemmung wegziehen mussten.
Sollten die Beobachtungen des Schreibers richtig sein, befand sich einst irgendwo in Ammtára eine »mächtige Waffe« in einem »Sarkophag aus Stein«. Vielleicht tut sie das immer noch? Wenn er diese Morde endlich aufgeklärt und alle Hintermänner entlarvt hätte und dann noch am Leben wäre, würde er sich um das neue Rätsel kümmern.
Doch im Augenblick hatte die Gegenwart Vorrang vor allem anderen.
Konzentriert machte sich der Inquisitor an das Nachschlagen und Bücherwälzen, um die Zeichen auf dem Dolch und die Botschaft an Leconuc zu entschlüsseln.
Als sich der Tag mit einem prächtigen Farbenspiel am Himmel verabschiedete und die »Augen Tzulans« glutrot über Ulldart aufgingen, betrachtete Pashtak die Früchte seiner geistigen Arbeit.
Dass er endlich die Botschaft an Leconuc mithilfe alter Aufzeichnungen in eine entzifferbare Sprache übertragen hatte, bereitete ihm eine verständliche Befriedigung. Gleichwohl, was er zu lesen bekam, schmeckte ihm gar nicht.
Die Nachricht bestätigte das, was er im Keller von Braunfeld schon gehört hatte. Die Tzulani, und keineswegs nur irgendwelche Sektierer, schienen sich unter dem Deckmantel loyaler Untertanen in allen
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