Die Magier 01. Gefährten des Lichts - Six héritiers (Le Secret de Ji, Bd. 1)
mehrere Dezillen verstreichen, bevor er abermals das Wort an sie richtete.
»Derjenige, dem Gnade widerfährt, muss seine einstigen Gefährten der Verdammnis preisgeben. Er muss uns ihre Namen und ihr Versteck verraten. Als Erstes das des Ramgriths, sollte er nicht auf der Insel sein.«
Immer noch schwiegen alle. Der Zü wirkte leicht verärgert.
»Ihr werdet es uns so oder so verraten. Es ist nur eine Frage der Zeit und der Schmerzen.«
»Ihr seid wirklich der schlechteste Mensch, dem ich je begegnet bin«, sagte Bowbaq. »Selbst Mir würde sich weigern, Euch zu fressen.«
Der Zü baute sich vor ihm auf. Seine Augen schleuderten Blitze. Unwillkürlich hielt sich der Riese die Hand vor den Kehlkopf.
»Ich bin hundertmal mehr wert als Ihr«, zischte der Mörder. »Jeder Bote Zuïas verdient mehr Achtung als all Eure Könige zusammen! Denn die Herrlichkeit der Göttin strahlt auf ihre Diener hernieder«, sagte er und hob einen Arm zum Himmel.
Er war offenkundig wahnsinnig.
»Wer seid ihr schon? Die Erben? Ein Bauer, ein Taugenichts, eine Frau und zwei Kinder. Für die Göttin seid Ihr ein Nichts. Vor ihrem göttlichen Gericht seid ihr ein Nichts.«
Gleich als der Mörder sein Geschwafel begann, hatte Corenn eine Entscheidung getroffen. Mit diesem Wahnsinnigen konnte man nicht verhandeln. Sie musste zur Tat schreiten, und zwar schnell, bevor die anderen Männer zurückkehrten. Während der Zü auf Bowbaq einredete, stieß sie Rey mit dem Ellbogen an und warf ihm einen verschwörerischen Blick zu. Er begriff, dass sie einen Plan hatte, und machte sich trotz seiner Übelkeit und seiner Verletzungen bereit, ihr zu helfen.
Corenn verschloss ihren Geist vor allem, was um sie herum geschah, und konzentrierte sich nur auf die Armbrust des Zü, der in ihrer Nähe stand. Sie sammelte ihren Willen, ließ ihn anschwellen und beschränkte sich darauf, ihn unter Kontrolle zu halten, so wie sie es gelernt hatte. Ihre Körpertemperatur stieg leicht an, und ihr Kopf begann zu pulsieren. Dann ließ sie ihren Willen frei, und die Sehne der Armbrust riss mit einem dumpfen Klacken.
Sein Besitzer beugte sich über die Waffe, um sie zu untersuchen, und alle sahen neugierig zu ihm hinüber. Rey fuhr herum, packte den Arm ihres Bewachers, biss ihn kräftig in die Hand und entwand ihm den Dolch.
Nein! Das war zu früh. Corenn hatte keine Zeit gehabt, die zweite Armbrust zu entschärfen. Der Zü würde auf Rey schießen!
Die Magierin konnte ihre Gabe nicht zweimal so kurz hintereinander anwenden. Sie war etwas aus der Übung und so geschwächt, dass sie sich kaum noch auf den Beinen halten konnte.
Mit Entsetzen sah sie, wie der Mörder die Waffe hob und auf Rey zielte. Ihm würde keine Zeit bleiben, in Deckung zu gehen.
Plötzlich steckte ein gefiederter Pfeil im Auge des Zü. Kurz darauf trafen ein zweiter und ein dritter Pfeil einen anderen Mörder im Bein und in der Brust.
Hastig sah sich Corenn um und wagte noch nicht, an das Wunder zu glauben. Dreißig Schritte entfernt stand Grigán auf einem Felsvorsprung und schoss Pfeil um Pfeil ab.
Corenn machte ein paar taumelnde Schritte auf ihn zu, zu erschöpft vom Gebrauch ihrer magischen Kräfte, um zu rennen oder auch nur nachzudenken. Hinter ihr schrie Bowbaq auf, und sie fuhr herum. Er lag wimmernd am Boden und krampfte die Hände um den Griff eines Dolchs, der in seinem Bauch steckte.
Der Zü mit dem Totenkopfgesicht hatte die Waffe geworfen. Eigentlich hatte er auf sie gezielt. Ein Pfeil durchschlug die Brust des Zü, und er ging in die Knie. Rey, der sich endlich seines Bewachers entledigt hatte, trat ihm kräftig gegen den Hals.
Der Zü spukte Blut und fiel mit dem Gesicht voran zu Boden.
Corenn ließ ihren Blick über den vormals so ruhigen Strand schweifen. Sieben leblose Körper lagen im Sand, einer davon gehörte ihrem Freund.
Rey rannte zu Bowbaq und zog das Döschen aus der Tasche, das vielleicht das Gegenmittel zum Gift der Züu enthielt. Er schob dem Riesen, der leise wimmerte, einen Klumpen Paste in den Mund und rieb etwas davon auf die kleine, aber tiefe Wunde.
»Er hat den Dolch abgefangen«, sagte Rey. »Er hat sich ihm in den Weg geworfen, um Euch zu retten. So etwas habe ich noch nie gesehen. Noch nie.«
Ihm standen Tränen in den Augen. Corenn musterte ihn, während sie allmählich wieder zu Kräften kam. Reys Gesicht war blutüberströmt, doch seine Miene war die eines Kindes.
Sie schob ihn beiseite und kniet sich neben Bowbaq, um seine Wunde zu
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