Die Magier 01. Gefährten des Lichts - Six héritiers (Le Secret de Ji, Bd. 1)
Riese würde es nicht übersehen.
Mehr konnte er nicht tun. Er konnte sie nur wissen lassen, dass er in der Nähe war.
Viel war das nicht.
Bowbaq wünschte sich weit fort. All diese Scherereien wären ihnen erspart geblieben, wenn sie die Höhle gemieden hätten. Abermals hatte er den Fehler begangen, eine unsichtbare Grenze zu überschreiten, und musste jetzt mit den Folgen leben.
Er sorgte sich weniger um sich selbst als um seine Frau und die Kinder. Seine Freunde und er waren gescheitert. Sie hatten die Pläne ihres geheimnisvollen Widersachers nicht durchkreuzen können, und die Züu würden ihren Auftrag fortführen - bis zum bitteren Ende.
Wenn er in Arkarien geblieben wäre, hätte Bowbaq wenigstens versuchen können, seine Familie zu beschützen. Doch was geschehen war, war geschehen, und er konnte nichts daran ändern.
Kurz darauf erreichten sie den Strand. Das Segelboot lag immer noch da, wo sie es an Land gezogen hatten, aber vier größere Schiffe waren hinzugekommen. Bowbaq hatte mit nichts anderem gerechnet.
Am Strand warteten fünf Züu. Sie sahen genauso aus wie die, gegen die er in Arkarien gekämpft hatte: rote Gewänder, kahl geschorene Schädel, fanatisch glühende Augen.
Einer unterschied sich von den anderen: Sein Gesicht, vielmehr sein ganzer kahl rasierter Schädel, war schwarzweiß geschminkt. Er sah aus wie ein menschlicher Totenkopf mit zwei funkelnden Augen, die ihr Gegenüber zu verschlingen drohten.
Selbst die Ganoven schienen die Priester zu fürchten. Bowbaq fiel auf, dass keiner der Männer den Züu freiwillig zu nahe kam. Sie ließen die Züu keinen Moment aus den Augen. Anscheinend jagten die Mörder auch den abgebrühten Mitgliedern der Gilde Angst und Schrecken ein.
Zwei der Züu hielten die berüchtigten Dolche in den Händen, zwei weitere waren mit einer nicht minder tödlichen Armbrust bewaffnet. Nur der Mann mit der Kriegsbemalung trug keine Waffe. Trotzdem schien er der Gefährlichste von allen zu sein.
»Wo sind die anderen?«, fragte er einen der Männer.
Sein Lorelisch war perfekt, aber einen Totenkopf sprechen zu hören, war ein furchteinflößender Anblick. Der Angesprochene schluckte und verfluchte die Götter, dass sich der Mörder ausgerechnet ihn ausgesucht hatte.
»Die beiden Kinder sind geflo… werden bald hergebracht«, verbesserte er sich.
»Und der Ramgrith?«
Der Ganove trat einen Schritt zurück und senkte stumm den Blick. Er schien mehr Angst vor seinen Auftraggebern zu haben als Bowbaq vor den Kerlen, die sie überfallen hatten.
Der Zü wandte sich ab und ging ein paar Schritte auf und ab. »Ihr habt Eure Arbeit nicht erledigt«, sagte er mit ruhiger, klarer Stimme. »Worauf wartet Ihr noch?«
Das ließ der Mann sich nicht zweimal sagen. Er machte auf dem Absatz kehrt und lief zurück in das Labyrinth. Sechs seiner Komplizen folgten ihm. Sie waren froh, den Irren mit den vergifteten Dolchen zu entkommen.
Die beiden Männer, die Corenn, Rey und Bowbaq bewachten, schickten sich an, es ihren Kumpanen gleichzutun, aber der Zü hielt sie zurück, indem er leicht die Augenbrauen hob. Dann kam er langsam, unendlich langsam auf die Gefangenen zu.
Rey begann zu lachen. Der Zü stand mit überkreuzten Armen vor ihm und starrte ihm in die Augen, was allerdings nicht die erhoffte Wirkung hatte.
»Was für ein Spektakel!«, prustete Rey. »Ich habe schon in vielen Stücken mitgespielt, in denen sich die Bösewichte vor allem durch Dummheit auszeichneten, doch ich hätte nie gedacht, dass es solche Trottel in Wirklichkeit gibt. Großartig! Meinen Glückwunsch, meinen allerherzlichsten Glückwunsch«, sagte er und bog sich vor Lachen.
Der Zü lächelte schwach und rammte ihm zwei ausgestreckte Finger in den Kehlkopf. Rey hatte keine Chance, dem Schlag auszuweichen.
Ihm blieb die Luft weg. Lange, viel zu lange, rang er nach Atem.
Als endlich wieder Sauerstoff in seine Lungen gelangte, wurde ihm speiübel. Er wandte sich ab und erbrach sich hinter einem Felsen.
»Ihr könnt Euch glücklich schätzen«, sagte der Zü gleichmütig. »In vier von fünf Fällen ist der Schlag tödlich.«
Bowbaq konnte es nicht fassen. Diese Männer waren vollkommen wahnsinnig.
»Und jetzt«, sagte der Mörder, »werden wir ein kleines Gespräch führen. Ihr, ich und Zuïa.«
Léti hatte sich noch nie so lebendig gefühlt.
Drei Männer näherten sich ihr mit Waffen in der Hand. Es gab keinen Ausweg. Niemand würde ihr zur Hilfe kommen, und sie hatte nichts als
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