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Die Magier 01. Gefährten des Lichts - Six héritiers (Le Secret de Ji, Bd. 1)

Titel: Die Magier 01. Gefährten des Lichts - Six héritiers (Le Secret de Ji, Bd. 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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fehlendes Auge zu rächen. Früher oder später wird mich einer von ihnen erwischen. Es sei denn, die Züu kommen ihnen zuvor. Aber vielleicht stehen auch sie in Alebs Diensten, wer weiß das schon?«
    »Warum müsst Ihr Euch auch nur immer mit allen anlegen?«, scherzte Corenn.
    »So bin ich nun mal«, antwortete Grigán ernst.
    »Und wie lange seid Ihr nun aus Griteh fort?«, fragte Léti.
    »Seit über fünfzehn Jahren …« Grigán überlegte. »Nein. Seit neunzehn Jahren«, sagte er dann leise.
    »Seit zwanzig Jahren versucht der Kerl, Euch zu töten? Seit zwanzig Jahren seid Ihr auf der Flucht?«
    »Ich kenne Männer, die ihr ganzes Leben lang auf Rache sinnen. Dem Willen der Menschen sind keine Grenzen gesetzt. Ihrem Wahnsinn auch nicht.«
    »Für jemanden, der von sich behauptet, nicht gerne nachzudenken, seid ihr bemerkenswert tiefgründig, Meister Grigán.«
    »Die Worte stammen von einem Freund aus dem Schönen Land, und ihre Wahrheit hat mich tief beeindruckt. Mein Freund fasste in einem einzigen Satz zusammen, was ich in zwanzig Jahren, die ich nun schon durch die bekannte Welt reise, herausgefunden habe.«
    »Ich würde diesen klugen Mann, der die Ehre hat, von Euch ein Freund genannt zu werden, gern kennenlernen«, sagte Corenn.
    »Ich hoffe, das werdet Ihr eines Tages, Dame Corenn. Falls wir dieses Abenteuer überleben.«
    Sie schwiegen eine Weile.
    »Habt Ihr nie daran gedacht, zurückzukehren und es Aleb heimzuzahlen?« Die Frage brannte Yan schon länger auf den Lippen.
    Grigán ließ sich Zeit mit der Antwort. »Ich denke an nichts anderes«, gestand er schließlich. »Aber ich wäre wohl schon tot, noch bevor ich überhaupt in die Nähe Gritehs käme …« Dann fügte er hinzu: »Außerdem bin ich verbannt! Ich kann nicht zurück!«
    Yan und Léti wussten nicht, ob das ein Scherz oder ein ernst gemeinter Einwand war. Das Schweigen zog sich in die Länge.
    »Ich sehe mal nach unseren Zimmern«, sagte Grigán schließlich und stand auf.
    Er wollte allein sein.
    Nachdem er fort war, wandte sich Corenn an die beiden anderen: »Ich glaubte, Grigán besser zu kennen als jeder andere. Doch ich hätte niemals gedacht, dass er sich euch so schnell anvertraut.«
    »Ich hätte nicht gedacht, dass er überhaupt so viel reden kann«, sagte Léti.
    »Er wird euch nicht darum bitten, und ich muss es euch bestimmt nicht eigens sagen, aber … Achtet seine Erinnerung. Er muss vergessen, was geschehen ist, oder es endlich hinnehmen. Erwähnt die Geschichte nicht, es sei denn, er tut es. Und kein Wort darüber zu Fremden.«
    »Natürlich«, sagten beide und nickten einhellig.
    Yan dämmerte, dass der Krieger seine Offenheit als Schwäche ansah und vielleicht schon bereute. Aber noch etwas war ihm aufgefallen … »Dame Corenn?«
    »Ja?«
    »Habt Ihr nicht das Gefühl, dass er uns etwas verschweigt? Dass er einen Teil der Geschichte ausgelassen hat?«
    Sie musterte den jungen Fischer mit dem wachen Verstand. Dann sah sie zu dem schweigsamen Krieger, der gerade an ihren Tisch zurückkehrte. »Ich hoffe, er wird es uns eines Tages erzählen«, sagte sie leise. »Wenn er Frieden gefunden hat.«

ZWEITES BUCH
    DIE VERGESSENE INSEL
    Vier Tage zuvor waren Yan, Grigán, Léti und Corenn vom Ufer der Gisle aufgebrochen. Wie Hunderte andere Reisende hatten sie die Grafschaft Kolimine durchquert und waren auf einer jahrzehntealten Furt durch die Velanese gewatet. Dann waren sie südwärts geritten und hatten sich ein paar Meilen vor Lorelia gen Osten gewandt. Nach Berce war es nur noch ein knapper Tagesritt.
    Seit ein paar Tagen war Yan schlecht gelaunt. Abgesehen von dem beharrlichen Dauerregen, der sie am Vorankommen hinderte und ihre Geduld auf die Probe stellte, litt er unter Grigáns Anspannung, Corenns scheinbar unerschütterlichem Gleichmut und vor allem unter Létis ständigen Sticheleien. Sie warf ihm vor, er stelle andauernd sinnlose Fragen, trotte immer wie ein Schaf hinter anderen her, führe sich überhaupt wie ein Niab auf und noch vieles andere, das er lieber gleich vergaß.
    Er war klug genug, nicht auf ihre Vorwürfe einzugehen und sie der schweren Zeit zuzuschreiben, die sie durchmachte.
    Eines Abends gab Léti zu, dass sie nicht aufhören konnte sich zu fragen, wer von ihren Freunden den Züu entkommen war und ob überhaupt noch andere Erben lebten. Niemand hatte Vermutungen anstellen wollen, und so hatten sie seitdem kein Wort mehr darüber verloren.
    Trotzdem, der Tag der Versprechen war schon in zwei

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