Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Magier 01. Gefährten des Lichts - Six héritiers (Le Secret de Ji, Bd. 1)

Titel: Die Magier 01. Gefährten des Lichts - Six héritiers (Le Secret de Ji, Bd. 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
Vom Netzwerk:
kommt auf den Standpunkt an. Wie heißt es so schön: Der Wahn eines Mannes ist die Wahrheit des anderen«, sagte Corenn.
    Yans Neugier war noch lange nicht befriedigt. Ihm fiel ein, was Léti über ihre Tante und das Unmögliche gesagt hatte, oder vielmehr, was sie nicht gesagt hatte. Was hatte sie gemeint? Was verheimlichten sie?
    Und überhaupt … Die ganze Geschichte mit den weisen Gesandten, die von einer Insel verschwanden und zwei Monde später wieder auftauchten … Bislang hatte er ihr kaum Glauben geschenkt, doch nun, da sie der Insel näher kamen und er mehrere Tage in Gesellschaft von drei Erben verbracht hatte, die überzeugt von der Wahrhaftigkeit der Geschichte waren, geriet er ins Nachdenken.
    Konnte diese alte Legende tatsächlich wahr sein?
    Er spürte den prickelnden Reiz des Unbekannten. Übersinnliche Phänomene. Magie. Legenden.
    Als sie Kinder waren, hatte die Dorfälteste ihnen oft Geschichten von Xefalis’ Unterwasserreich, vom sprechenden Delphin, von den Abenteuern des Quyl, vom Magier Guessardi und von den Göttern Brosda, Eurydis und Odrel erzählt. Die alten Überlieferungen hatten schon immer seine Phantasie beflügelt.
    Mit einem Schlag vergaß er seine Müdigkeit und die Angst vor dem Tag der Versprechen. Worauf warteten sie noch? Warum ging es nicht schneller voran?
    Leider musste er seinen Überschwang zügeln, als sie kurz darauf auf einen Weg stießen. Grigán befahl ihnen, umzukehren und zu dem verfallenen Haus zurückzugehen, an dem sie kurz zuvor vorbeigekommen waren. Dort erlaubte er ihnen gnädig, das Nachtlager aufzuschlagen.
    Wie üblich erkundete der Krieger gründlich die Umgebung, bevor er sich etwas entspannte. Sie aßen ein wenig und widmeten sich dann den anfallenden Arbeiten, die sie im Verlauf der Reise stillschweigend unter sich aufgeteilt hatten. Grigán versorgte die Pferde, Yan schlug die Zelte auf - was ihm an diesem Abend erspart blieb, da sie in der Ruine schlafen würden und er nur ein paar Steine wegräumen musste - und Corenn und Léti sammelten Feuerholz.
    »Heute Nacht sollten wir besser Wache halten«, sagte Grigán. »Yan, kannst du die erste übernehmen?«
    »Natürlich. Ich bin ohnehin viel zu aufgeregt, um gleich schlafen zu können.«
    »Gut. Weck mich einfach, wenn du müde wirst.«
    »Und was ist mit mir?«, fragte Léti. »Wann bin ich an der Reihe?«
    »Nicht, solange ich es vermeiden kann. So was ist gefährlicher, als du denkst.«
    »Na und? Ich habe keine Angst, wenn Ihr das glaubt, und ich will auch Wache halten!«
    »Nein.«
    Léti verdrehte die Augen. Grigáns Starrsinn brachte sie zur Weißglut. »Ich brauche Eure Erlaubnis nicht. Wenn ich will, kann ich die ganze Nacht aufbleiben.«
    »Das steht dir frei«, erwiderte er.
    Léti fiel keine passende Antwort ein, und so schwieg sie eingeschnappt.
    »Diese besonderen Glücksmomente werde ich schmerzhaft vermissen«, sagte Corenn spöttisch.
    Nur Yan lachte über den Scherz.
    Nachdem die anderen schlafen gegangen waren, bezog er mit Pfeil und Bogen an der Stelle Posten, die Grigán ihm gezeigt hatte.
    Als er allein in der Dunkelheit und Kälte stand, in die Nacht starrte und die Ohren spitzte, empfand er ein wildes, ungekanntes Glücksgefühl.
    Zum ersten Mal vertraute Grigán ihm voll und ganz.
    Und zum ersten Mal wachte er über Léti, so als hätten sie schon den Bund geschlossen.
     
     
    Am nächsten Morgen war ihm weniger tollkühn zumute. Mit Mühe hatte er die Augen bis Mitternacht offen gehalten und dann widerstrebend Grigán geweckt. Eigentlich hatte er ihn schlafen lassen wollen, doch die Müdigkeit hatte ihn übermannt.
    Obwohl es schon taghell war und er als Letzter aufstand, hätte er gut noch einen Dekant länger schlafen mögen.
    Als er aus dem Haus trat, stellte er mit Freude fest, dass der Himmel wolkenlos war. Die Sonne erwärmte die lorelische Erde, und der Tag versprach schön zu werden. Ein leichter Wind raschelte im noch dichten Blätterdach, und Hunderte Vögel stimmten einen Jubelgesang auf die Jahreszeit des Windes an.
    Weder Léti noch Grigán waren in Sicht, da aber keins der Pferde fehlte, dachte sich Yan nichts dabei. Er trat zu Corenn, die gerade einen Kessel von einem kleinen Feuer nahm. Sie begrüßte ihn und reichte ihm einen heißen, stark riechenden Tee.
    »Was ist das?«
    »Coze-Tee. Das ist eine Pflanze aus Mestebien. Der Geschmack ist gewöhnungsbedürftig, doch man sagt, dass er die größten Schlafmützen wach macht. Jedenfalls würde keine der

Weitere Kostenlose Bücher