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Die Magier 01. Gefährten des Lichts - Six héritiers (Le Secret de Ji, Bd. 1)

Titel: Die Magier 01. Gefährten des Lichts - Six héritiers (Le Secret de Ji, Bd. 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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Tagen, und Yan hätte sich gern besser mit seiner Geliebten verstanden. Abermals plagten ihn Zweifel. Würde er den Mut aufbringen, sie um ihre Hand zu bitten?
    Im Grunde war es keine Frage von Mut oder Feigheit. Bäte Léti ihn, vom höchsten Felsen Ezas zu springen, durch einen Schwarm Orzos hindurchzutauchen oder gegen einen dieser Mörder im roten Gewand zu kämpfen, täte er das, ohne mit der Wimper zu zucken - jedenfalls, wenn es einen guten Grund dafür gäbe. Aber zu ihr gehen und um ihre Hand bitten … Nein!
    Missmutig dachte er, dass sie an seiner Stelle keine Dezille zögern würde. Wenn sie etwas wollte, dann tat sie es auch. Wenn sie ihn doch nur wollen würde …
    Er schüttelte den Kopf, um den Gedanken zu verscheuchen. Er durfte sich nicht das Hirn darüber zermatern, was sie dachte oder wollte. Das würde er noch früh genug erfahren, und dann vielleicht bitter bereuen, sie überhaupt gefragt zu haben.
    Der Antrag würde ihm sehr viel leichter fallen, wenn sie schon einmal über die Sache gesprochen hätten. In all den gemeinsamen Jahren, all den Gesprächen, all der miteinander verbrachten Zeit war nie von einem Bund zwischen ihnen die Rede gewesen.
    Jetzt war es zu spät.
    Für alle anderen war längst ausgemacht, dass sie füreinander bestimmt waren, und sie hatten sich schon oft von der Gefährtin oder dem Gefährten ihrer Träume erzählt. Léti wünschte sich einen Jungen, der schön, stark und bis über beide Ohren in sie verliebt war, und Yan träumte von einem Mädchen, das schön, geheimnisvoll und fröhlich sein sollte. Doch das war nichts als ein Spiel gewesen. Für Yan war Léti die Gefährtin seiner Träume.
    Erfüllte er denn Létis Traum? Abermals schüttelte er den Kopf, energischer diesmal. Er musste endlich aufhören, darüber nachzudenken.
    »Alles in Ordnung, Yan?«
    Corenn sah ihn mit einem seltsamen Blick an. Sie musste ihn schon seit einer ganzer Weile beobachtet haben. Vermutlich sah es ziemlich lächerlich aus, wie er immer wieder scheinbar grundlos den Kopf schüttelte.
    »Ja. Danke. Ich bin nur etwas müde.«
    Unsinn, Yan, du redest Unsinn, dachte er.
    »Wir legen eine Rast ein«, sagte Grigán.
    »Nein, nein, das müssen wir nicht. Es geht schon.« Völligen Unsinn.
    Sie machten trotzdem Halt. Wie üblich bogen sie vom Weg ab und gingen einige Hundert Schritt in den Wald hinein. Während sich die anderen die Beine vertraten, sich den schmerzenden Rücken rieben oder versuchten, ihre pitschnassen Kleider auszuwringen, lief Grigán nervös auf und ab. Er erstarrte bei jedem verdächtigen Geräusch und schlich lautlos zu der Stelle, die Hand am Griff seines Schwerts.
    Bald hatte er die anderen mit seiner Unruhe angesteckt. Corenn hielt es nicht mehr aus. »Glaubt Ihr, wir sind in Gefahr?«
    »Ehrlich gesagt, nein«, antwortete er, ohne sie anzusehen. »Aber man kann nie wissen. Ich möchte unser Leben nicht wegen einer Unachtsamkeit aufs Spiel setzen.«
    »Bisher war doch alles ruhig, oder?«, fragte Léti.
    »Ja. Die Züu haben unsere Spur verloren. Aber jetzt nähern wir uns dem Ort, an dem sie uns erwarten, und das beunruhigt mich.«
    »Wenn sie dort auf uns warten, werden sie doch nicht auch noch die Wege überwachen, oder?«, wandte das Mädchen ein.
    »Würdest du unser Leben darauf verwetten?«
    Léti sah ihn entgeistert an. Nein, natürlich nicht! Sie hatte das einfach so dahergesagt. Mutter Eurydis, was war dieser Mann empfindlich!
    »Streng doch mal deinen Kopf an«, sagte Grigán. »Warum warten die Züu nicht, bis alle Erben am Tag der Eule in Berce zusammenkommen, um sie dann auf einen Schlag niederzumetzeln?«
    »Grigán!«, sagte Corenn tadelnd.
    Doch mehr brauchte es nicht, um Léti aus der Fassung zu bringen. »Glaubt Ihr etwa, darüber hätte ich noch nicht nachgedacht? Vielleicht haben sie Angst, ein paar Erben könnten ihnen entwischen, oder sie wollen die Abwesenden nicht vorwarnen! Vielleicht fürchten sie eine Niederlage! Vielleicht wollen sie ihre Morde nicht an die große Glocke hängen!«
    »Oder vielleicht«, sagte Grigán leise, »wollen die Züu verhindern, dass wir zur Insel fahren. Vielleicht wollen sie nicht, dass die Erben in diesem Jahr zusammenkommen.«
    Die Worte hatten die beabsichtigte Wirkung.
    Léti musste sich eingestehen, dass ihr dieser Gedanke nicht gekommen war.
    Wenn dem so war, schwebten sie immer noch in Gefahr, und zwar mehr denn je.
    Corenn warf Grigán einen scharfen Blick zu. Für ihren Geschmack war er zu weit gegangen.

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