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Die Magier 01. Gefährten des Lichts - Six héritiers (Le Secret de Ji, Bd. 1)

Titel: Die Magier 01. Gefährten des Lichts - Six héritiers (Le Secret de Ji, Bd. 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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Ihre Nichte war immer noch verstört, und sie wollte sie nicht mit Vermutungen über eine groß angelegte Verschwörung belasten.
    Schweigen trat ein. Alle hingen ihren Gedanken nach und genossen die wohlverdiente Rast. Da die Sonne bald untergehen würde, hätte Yan am liebsten schon jetzt das Nachtlager aufgeschlagen, doch ihm war klar, dass Grigán anderes im Sinn hatte. Vermutlich erwartete er wie so oft, dass sie ihre Müdigkeit vergaßen und noch ein Stück weiterritten.
    Tatsächlich mahnte Grigán kurz darauf zum Aufbruch. Inzwischen gewohnt, ihm zu gehorchen, folgten sie ihm ohne Widerspruch.
    Zu ihrem Erstaunen schlug er nicht die Richtung zum Weg ein, sondern drang tiefer in den Wald vor.
    Immerhin ließ er sich dazu herab, einige Worte der Erklärung zu murmeln: Sie könnten nicht einfach auf offener Straße nach Berce reiten.
    So kamen sie noch langsamer voran. Yan fand den Marsch durch den Wald noch anstrengender als seine Nacht im Buschland von Kaul. Der aufgeweichte Boden war rutschig, und überall lauerten Schlammpfützen. Das Regenwasser sammelte sich auf den Blättern und lief ihnen heimtückisch in den Kragen, und die erschöpften Pferde ließen sich kaum noch vom Fleck ziehen.
    In regelmäßigen Abständen gebot Grigán ihnen mit herrischer Geste, stehen zu bleiben und sich nicht zu rühren. Dann spitzte er eine Weile die Ohren, schlich ein Stück voraus und forderte sie schließlich zum Weitergehen auf. Sein Verhalten war nicht dazu angetan, ihre Anspannung zu mindern.
    Nach dem fünften Erkundungsgang, der sehr viel länger gedauert hatte als die vorherigen, gab Grigán kein Zeichen zum Aufbruch. Er bedeutete ihnen, still zu sein. Dann schlugen sie eine andere Richtung ein und machten einen großen Umweg, der sie mehr als eine Dezime kostete. Endlich entspannte er sich und flüsterte Corenn etwas zu. Yan bekam nicht alles mit, nur so viel, dass der Krieger drei Männer beobachtet hatte, die ein Lager aufschlugen. Vielleicht seien sie völlig ungefährlich, aber er würde nicht sein Leben darauf verwetten.
    Anscheinend war Grigán kein Spieler - vermutlich war das besser für sie.
    Eine ganze Dekade lang stapften sie durch den Wald. Selbst als es dunkel wurde, hielten sie nicht an. Yan fragte sich, warum Grigán nicht die Orientierung verlor. Er selbst hätte noch nicht einmal sagen können, wo Norden war. Auf sich allein gestellt, hätte er sich hoffnungslos verirrt.
    Er bemerkte, dass Grigán hin und wieder einen kleinen Gegenstand zu Rate zog, den er in einer seiner zahlreichen Taschen verwahrte. Neugierig schloss er zu ihm auf. »Wie findet Ihr Euch zurecht? Die Sterne sind nicht zu sehen, und Wege oder sonstige Anhaltspunkte gibt es hier auch nicht.«
    »Magie«, antwortete der Krieger, ohne die Miene zu verziehen.
    »Was?«
    »Magie. Wenn ich ganz fest an mein Ziel denke, erscheint der Weg vor meinem geistigen Auge. Alle Männer Gritehs haben diese Fähigkeit.«
    Yan blieb der Mund offen stehen. Wollte er ihn auf den Arm nehmen?
    »Na gut, es ist keine Magie. Ich benutze diesen Kompass. Siehst du die Pfeilspitze? Wenn sie sich eingependelt hat, zeigt sie immer nach Norden.«
    Verzückt betrachtete Yan den kleinen Gegenstand aus Elfenbein, den Grigán ihm reichte. Nach einer Weile zeigte die Metallspitze nach links. Wenn das kein Scherz war, handelte es sich vielleicht wirklich um Magie …
    »Wo habt Ihr das Ding her?«, fragte er und gab es seinem Besitzer zurück.
    »Ich habe es einem romischen Seemann für viel Gold abgekauft. Dank solcher Erfindungen beherrschte das Alte Land jahrhundertelang die bekannte Welt. Und obwohl diese Zeiten längst vorbei sind, wachen sie immer noch eifersüchtig über ihre Geheimnisse.«
    »Und wie funktioniert es? Doch nicht mit Magie, oder?«
    »Willst du eine ehrliche Antwort?«
    »Ja!«
    »Ich weiß es nicht. Es funktioniert, das ist alles. Vielleicht ist es Magie, vielleicht haben die Götter ihre Finger im Spiel, vielleicht gibt es eine natürliche Erklärung. Ich weiß es nicht«, wiederholte er.
    »Es ist ganz bestimmt keine Magie«, mischte sich Corenn ein.
    »Warum nicht?«
    »Ich habe solche Nadeln schon öfter gesehen. Sie haben nichts Übersinnliches, sondern beruhen ganz einfach auf einer Naturerscheinung wie Ebbe und Flut, die Jahreszeiten, die Mondphasen und ähnliches.«
    »In den Unteren Königreichen und auch anderswo«, sagte Grigán, »kenne ich Völker, die all diese Erscheinungen für ein Werk der Götter halten.«
    »Ich glaube, das

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