Die Magier 01. Gefährten des Lichts - Six héritiers (Le Secret de Ji, Bd. 1)
seien die Züu! Sie musste über Nacht erwachsen werden.«
Nachdenklich sahen sie dem Mädchen eine Weile zu.
»Eines Tages musste das kommen«, sagte Grigán tröstend.
»Natürlich. Aber doch nicht so plötzlich. Sie hat sich in wenigen Tagen völlig verändert. Ich habe meine kleine Léti verloren.«
Er schwieg beklommen. Er konnte es nicht ertragen, wenn Corenn traurig war, lieber ließe er sich ein blaues Auge schlagen. Er suchte nach Worten, um sie auf andere Gedanken zu bringen. »Seht mal«, sagte er fröhlich. »Sie ist gar nicht so schlecht!«
Widerstrebend musste Corenn lächeln. »Es geschehen immer noch Zeichen und Wunder«, sagte sie hintergründig.
Grigán runzelte verständnislos die Stirn.
Den Rest der Nacht verbrachte Yan in dem verfallenen Haus, doch er konnte nicht richtig schlafen. Oft wusste er nicht, ob er träumte oder wachte, und vor seinem geistigen Auge zogen immer wieder wirre Bilder vorbei: Léti, Grigán, der Bettler, der Tote im Stall, die kesse Lorelierin, wieder Léti, die Züu, der Wirt der Herberge, die Lichtzeichen auf dem Hügel …
Wenn er wach lag, dachte er über seine hoffnungslose Lage nach. Er hatte vor, sich einen oder zwei Tage lang nicht von der Stelle zu rühren und auf die Rückkehr seiner Gefährten zu warten. Bei dem Gedanken überkam ihn tiefe Verzweiflung. Wahrscheinlich waren sie den Züu in die Hände gefallen und längst tot. Wenn er doch einmal einschlief, hatte er Albträume, in denen seine schlimmsten Befürchtungen wahr wurden. Er schreckte hoch und lag wieder grübelnd wach, ohne zu einem Entschluss zu kommen.
Als er Grigán nach ihm rufen hörte, glaubte er zunächst, er sei nur eine weitere Gestalt aus seinen Träumen, zumal es draußen noch dunkel war. Doch die Rufe hörten nicht auf und weckten Yan endgültig. Er sprang auf, stürzte zur Tür und riss sie auf. Er machte einen Heidenlärm.
Grigán stand nur wenige Schritte von ihm entfernt, den gespannten Bogen in der Hand. Als er Yan erkannte, senkte er den Arm.
»Was ist passiert? Wo ist Léti?«, fragte Yan und eilte zu ihm.
»Es geht ihr gut. Corenn und Léti sind nicht weit von hier.«
Yan schloss die Augen und stieß einen erleichterten Seufzer aus. Wie war das Leben schön!
Er öffnete die Augen wieder. Grigán ließ den Blick über die umliegenden Büsche schweifen.
»Ich hoffe, Ihr habt eine gute Erklärung«, sagte Yan angriffslustig.
»Wir mussten das Lager verlegen, zu unserer Sicherheit. Ich bin gekommen, um auf dich zu warten.«
»Aha.«
Am liebsten hätte Yan einen Streit vom Zaun gebrochen, um Grigán für seine Albträume büßen zu lassen, aber er war viel zu gutmütig und zu erleichtert, ihn zu sehen.
»Was tust du schon hier? Ich habe erst in einem guten Dekant mit dir gerechnet. Was, wenn ich mich nicht früher als geplant auf den Weg gemacht hätte?«
Na also, Grigán regte sich schon ganz von selbst auf.
»Ich bin gekommen, um Euch zu holen. Ich habe Euch viel zu erzählen. Wir müssen uns beeilen.«
»Hast du andere Erben gesehen?«
»Vielleicht. Am besten erzähle ich alles, wenn wir bei den anderen sind.«
Grigán führte Yan auf dem schnellsten Weg zu ihrem neuen Lager. Als sie die Pferde anbanden, wachten Léti und Corenn auf und kamen ihnen entgegen.
»Yan, du siehst furchtbar aus!«
Das war das Erste, was Léti einfiel. Sie hatte sich schreckliche Sorgen um ihn gemacht. Ihr Freund hatte tiefe Ringe unter den Augen, und die Erschöpfung stand ihm ins Gesicht geschrieben. Dann fiel ihr ein, wie herzlos ihre Worte klingen mussten. Sie gab ihm einen Kuss auf die Wange und sagte: »Aber wir sind natürlich froh, dass du wieder da bist.«
Nach dem Kuss war Yans Müdigkeit wie weggeblasen. Jetzt war er bereit, es mit einem ganzen Heer Züu aufzunehmen. Bald würde die Sonne aufgehen und der Tag der Versprechen anbrechen. Bald , Léti, bald …
»Also?«
Grigán bebte vor Ungeduld. Yan räusperte sich und begann zu erzählen: »Gut. Zunächst einmal das Wichtigste: Irgendjemand gibt in den Hügeln hinter Berce Lichtzeichen. Ich nehme an, dass es ein Erbe ist, denn gleich nachdem die Zeichen anfingen, ritten mehrere Züu los, um ihn zu jagen.«
»Die Züu sind in der Stadt?«, fiel Léti ihm ins Wort.
»Ja, ein paar. Mindestens fünf, vielleicht aber auch mehr.«
»Und sie haben ihn nicht erwischt?«
»Nein, ich glaube nicht. Bei ihrer Rückkehr machten sie ziemlich mürrische Gesichter.«
»Was waren das für Lichtzeichen?«
»Äh … Sie
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