Die Magier 01. Gefährten des Lichts - Six héritiers (Le Secret de Ji, Bd. 1)
ich nicht von selbst darauf gekommen bin«, sagte Rey und verzog das Gesicht. »Ihr habt mich überzeugt. Trotzdem hinkt Eure Argumentation: Wie bezahle ich die Züu, wenn ich völlig mittellos bin?«
»Jemand, der so von Rache zerfressen ist, kann über die Jahre hinweg heimlich Reichtümer angehäuft haben. Außerdem habe ich nicht gesagt, dass Ihr es seid.«
»Da bin ich aber froh. Ich begann schon selbst, an meiner Unschuld zu zweifeln.«
»Nehmen wir einmal an, Ihr habt recht, Grigán. Warum wartet dieser Wahnsinnige nicht, bis wir alle beisammen sind? Warum tun die Züu alles, um die Zusammenkunft zu verhindern?«
»Um zu verhindern, was wir hier gerade tun: den Schuldigen zu finden. Ich bin überzeugt, dass wir ihn kennen. Wir müssen nur herausfinden, wer außer uns noch am Leben ist.«
»Er kann genauso gut seinen eigenen Tod vorgetäuscht haben«, warf Yan ein. Er war bemüht, seine Sorgen zu vergessen und etwas zu dem Gespräch beizutragen.
»Wir werden ihn nie finden«, sagte Bowbaq verzweifelt. »Wir wissen nicht, wer es ist, und wir wissen nicht, was er will.«
»Wir finden ihn«, sagte Corenn mit fester Stimme. »Wenn wir mit dem Leben davonkommen wollen, müssen wir ihn zur Rechenschaft ziehen.«
»Zumindest sind wir uns einig, dass eine Flucht sinnlos ist«, sagte Rey. »Wenn wir uns nicht gerade auf dem Gipfel eines hohen Bergs oder mitten in der Wüste verstecken, werden die Züu und die Große Gilde uns über kurz oder lang finden und töten.«
»Wie beruhigend«, sagte Yan.
»Tante Corenn, wir drehen uns im Kreis. Sag uns, was du denkst.«
Fünf aufmerksame Gesichter wandten sich der Ratsfrau zu. Sie nahm sich etwas Zeit, um ihre Gedanken zu sammeln. »Also gut. Auch ich glaube nicht, dass die Züu auf eigene Faust handeln. Sie werden von religiösem Fanatismus angetrieben, und soweit wir wissen, spielt der hier keine Rolle. Es muss sie also jemand beauftragt haben.«
Niemand unterbrach sie. Alle warteten ungeduldig, dass sie weitersprach.
»Es mag naiv sein, doch ich glaube nicht, dass Rache jemanden, auch wenn er den Verstand verloren hat, dazu treiben kann, unschuldige Kinder ermorden zu lassen, die er nicht kennt und niemals kennenlernen wird. Vor allem nicht, wenn sie sein Schicksal teilen und nicht an seinem Unglück schuld sind.«
»Ihr wisst, was ich über Rache und Wahnsinn denke«, warf Grigán ein.
»Ja. Aber jemand, der so wahnsinnig ist, wie Ihr ihn beschrieben habt, wäre nicht in der Lage, einen so ausgefeilten Rachefeldzug zu planen. Ich glaube, sein Verhalten hätte schon vor Jahren unseren Verdacht geweckt.«
»Vielleicht. Aber nicht alle Erben kommen zu den Zusammenkünften.«
»Wer den Zusammenkünften fernbleibt, hat entweder kein Interesse an der Geschichte seiner Vorfahren oder weiß nichts von der Insel Ji. Folglich kann er die Erben auch nicht hassen.«
»Ich glaube trotzdem, dass es sich um einen der Unseren handelt, so grauenhaft dieser Gedanke auch ist. Die Züu kennen unsere Geschichte und unsere Bräuche einfach zu gut. Wie viele Menschen der bekannten Welt wissen, was am Tag des Bären geschah? Hundert? Hundertfünfzig? Jedenfalls nicht mehr. Und wie viele waren je auf der Insel?«
»Glaubst du, die Morde haben mit der Insel zu tun, Corenn?«, fragte Bowbaq.
»Dessen bin ich mir sicher. Es ist die einzige Gemeinsamkeit der Erben, die für jemanden von Interesse sein könnte. Das Geheimnis der Insel.«
»Ich wüsste nicht, warum man uns deshalb töten sollte«, wandte Grigán ein. »Wir wissen noch nicht einmal genau, was es ist.«
»Verzeiht, wenn ich Euch unterbreche«, sagte Rey, »aber könnte mir mal jemand sagen, was genau sich auf dieser Insel befindet?«
Corenn und Grigán wechselten einen Blick. Ihr Entschluss stand bereits fest.
»Leider können wir nicht darüber sprechen«, sagte Corenn. »Wir haben schon zu viel gesagt.«
»Wartet mal. Auch ich bin ein Erbe von Ji. Vergesst das nicht. Endlich einmal ist mir meine Herkunft von Nutzen.«
»Ich war auch noch nie auf der Insel, wisst Ihr«, sagte Bowbaq zu Rey. »Es ist nicht so wichtig. Hinzufahren ist keine Pflicht.«
»Wir haben einen feierlichen Schwur abgelegt«, knurrte Grigán. »So wie unsere Ahnen. Niemand hat ihn je gebrochen. Euch zuliebe werden wir nicht damit anfangen!«
»Schade. Ich hätte nicht gedacht, dass die Erben solche Geheimniskrämer sind.«
»Bald werdet Ihr Eure Neugier stillen können«, verkündete Corenn. »Am Tag der Eule fahren wir zur Insel. Wie
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