Die Magier 01. Gefährten des Lichts - Six héritiers (Le Secret de Ji, Bd. 1)
liefern.«
»Nicht nötig. Jetzt dürfte es nicht mehr lange dauern. Kommt alle her«, verkündete Corenn und winkte sie zu sich.
»Wir dürfen nicht in dem Tor stehen, wenn es sich öffnet, richtig?«, fragte Yan.
»Nein, das spielt keine Rolle. Aber ich bekomme kalte Füße!«
Richtig, sie standen immer noch in dem Teich. Yan hatte nicht mehr viel von seiner Umgebung wahrgenommen.
»Woher weißt du, dass es bald so weit ist?«, fragte Léti, die von Bowbaq wieder abgesetzt worden war.
»Es geschieht immer ungefähr um diese Zeit. Schon lange habe ich vor, eine Wasseruhr mitzubringen, um den genauen Zeitpunkt zu bestimmen, aber irgendetwas ist immer dazwischengekommen.«
»Sag, Freundin Corenn«, murmelte Bowbaq scheu. »Dieses … dieses Ereignis, auf das wir warten, ist doch nicht gefährlich, oder? Ich meine, ein Frevel oder so?«
»Dann hätten wir dich nicht hergebracht«, antwortete Grigán für sie. »Vertraust du uns nicht?«
»Doch, natürlich«, sagte der Riese mit Nachdruck.
Doch ganz wollte seine Furcht nicht verfliegen.
Nach und nach verstummten alle. Gespannt starrten sie in die Finsternis zu der Stelle, an der gleich etwas passieren sollte.
Selbst Rey hörte auf, die anderen mit Fragen zu löchern. Nach einer Weile setzte sich Bowbaq auf den Boden. Den kalten, feuchten Stein zu spüren, tat ihm gut, denn es erinnerte ihn an die Eiswüste Arkariens.
Kurz darauf ließ sich auch Corenn erschöpft auf dem Boden nieder. Die anderen blieben stehen. Grigán gestattete sich keinen Moment der Unachtsamkeit, und Yan, Léti und Rey waren viel zu aufgeregt, um sich zu setzen.
Sie wussten nicht, was sie erwartete. Yan ließ seiner Phantasie freien Lauf. Léti wartete einfach ab, während ihre Aufregung wuchs, und Rey dachte über seine Überzeugungen nach und fragte sich, worauf sie eigentlich beruhten.
Er ging immer wieder zu dem Torbogen, starrte zu den Zeichen hinauf und hielt nach der kleinsten Veränderung Ausschau. Mit jedem Mal wuchsen seine Ungeduld und sein Missmut.
Als er zum achten Mal zurückkam, baute er sich vor Grigán auf. »Sollen wir uns hier etwa die ganze Nacht um die Ohren schlagen? Ihr seht doch, dass nichts passiert«, zeterte er und wies in die Dunkelheit.
Wie als Antwort auf seine Worte erhob sich ein leises Sirren, das allmählich lauter wurde und schließlich zu einem schrillen Pfeifen anschwoll.
»Was ist das?«, fragte Bowbaq. Er musste fast schreien, um das Pfeifen zu übertönen.
»Keine Angst, das gehört dazu«, beruhigte ihn Corenn.
Noch während sie sprach, verstummte das Pfeifen abrupt. Tiefe Stille trat ein.
Niemand rührte sich, zum einen, weil sie überwältigt waren, zum anderen, weil alles so schnell ging.
Unter dem Torbogen blieb es dunkel. Dann schien die Finsternis zu erzittern, und ein Licht flackerte auf. Es war nicht mehr als ein winziger Punkt, der sich allerdings rasch ausdehnte und bald die gesamte Höhle erfüllte.
Der Anblick war beeindruckend. Vor ihnen schwebte ein strahlend helles Licht; es sah aus, als versuchte die Sonne, durch eine Pforte in die Höhle einzudringen.
Eine fünfundzwanzig Fuß hohe Pforte.
Allmählich wurde das Licht schwächer und wich einem Bild, das wie durch einen Rauchschleier verzerrt war. Dann lichtete sich der Nebel und gewährte Yan, Léti, Rey, Bowbaq, Corenn und Grigán einen klaren Blick.
Sie sahen alles wie durch eine Wasseroberfläche. Das Bild schien ganz nah, zugleich aber außer Reichweite zu sein. Es war leicht verschwommen und dreidimensional.
Yan rieb sich erst die Augen und riss sie dann auf. Er sah eine Landschaft. Er stand immer noch auf dem Steinboden der Höhle. Vor ihm lag der Teich, doch nach drei Schritten ging das Wasser plötzlich in eine Wiese über. Dort wuchs Gras. Der Rest der Höhle war verschwunden, völlig verschwunden!
Die Pforte bildete eine Grenze zwischen der Stelle, an der sie standen, und der anderen Seite, wo die Sonne über einer wunderschönen Landschaft aufging, einem grünen, von Bergen umgebenen Tal.
Yan konzentrierte sich auf die Grenze zwischen den beiden Welten. Sie war etwas Unerklärliches.
Bowbaq wagte nicht, sich zu rühren. Auch er war von der Schönheit der Vision gebannt und fürchtete, ihr mit der kleinsten Bewegung ein Ende zu setzen oder sie in etwas Unheilvolles zu verwandeln.
Rey suchte nach dem Trick, der diese raffinierte Illusion erzeugte, fand aber nichts. Er ging näher heran, um sich die Sache anzusehen, und trat einen Schritt vor, in den
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