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Die Magier 01. Gefährten des Lichts - Six héritiers (Le Secret de Ji, Bd. 1)

Titel: Die Magier 01. Gefährten des Lichts - Six héritiers (Le Secret de Ji, Bd. 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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Entweder hatte es sie nicht gehört oder es ignorierte sie.
    »Yan, hilf mir!«, sagte Léti.
    Er nickte. Gemeinsam schrien sie aus Leibeskräften.
    Der Junge hob den Kopf und wandte sich ihnen zu. Er schien sich weder zu freuen noch Angst zu haben. Er sah sie einfach nur mit großen Augen an.
    Léti winkte ihm zu. Alle hielten den Atem an. Bowbaq lächelte, ohne so recht zu wissen, warum.
    Das Kind stand auf und spazierte langsam auf sie zu. Ab und zu blieb es stehen, betrachtete eine Blume oder ein Grasbüschel und lief nur weiter, wenn Léti es rief.
    In weniger als zehn Schritt Entfernung blieb es stehen, musterte sie ruhig und lutschte an seinen Fingern. Léti winkte ihm abermals zu, bestimmt zum zehnten Mal.
    Der Junge lächelte und ahmte ihre Geste unbeholfen nach. Er sah glücklich aus.
    Léti empfand eine unbändige Freude, die sie nicht erklären konnte.
    Yan war indes zu einem Schluss gekommen: Wenn das Kind sie sehen konnte und sie selbst ebenfalls in die andere Welt blicken konnten, war das der Beweis, dass es sie gab. Sie war real!
    »Hallo!«, sagte Léti lächelnd. »Wie heißt du?«
    Der Junge sah sie an, ohne zu reagieren. Dann richtete er seinen Blick auf Grigán, der sich bislang nicht gerührt hatte. Linkisch hob der Krieger die Hand. Das schien dem Kind zu gefallen, denn es winkte ihm ebenso begeistert zu wie zuvor Léti.
    Nacheinander winkten sie ihm nun reihum zu, und stets erwiderte das Kind die Geste. Doch der Junge sprach immer noch kein Wort.
    Plötzlich wandte er den Kopf und sah nach links. Etwas, das sie nicht sehen konnten, schien ihn abzulenken. Léti versuchte verzweifelt, ihn zurückzuhalten, doch er tappte los und war bald aus ihrem Blickfeld verschwunden.
    Als wäre die Vorstellung damit beendet, trübte sich das Bild, verschwamm zu einem undurchsichtigen Schleier und zog sich schließlich zu einem grellen Licht zusammen, das immer schwächer wurde und schließlich den Blick auf die dunkle Höhle freigab. Ein Pfeifen ertönte, dann war alles wieder still.
    Das Bild war verschwunden.
    Reglos und stumm standen sie da. Die andere Welt war fort, die Magie entschwunden.
    Léti spürte, wie ihr eine Träne über die Wange rann, dann eine zweite, dritte und vierte. Sie weinte stumm, ohne so recht zu wissen, warum. Als sie sich zu den anderen umwandte, sah sie auch in ihren Augen Tränen glitzern, selbst in denen des stolzen, unbeugsamen Grigán.
    Jetzt wusste sie, warum die anderen Erben nach der Rückkehr von der Insel seltsam traurig gewesen waren.
    »Ist es immer so?«
    »Vor allem beim ersten Mal«, antwortete ihre Tante. »Dann gewöhnt man sich daran, wie an alles. Später erinnert man sich nur noch an die Schönheit.«
    »Was haben wir da eigentlich gesehen?«, fragte Rey. »Wisst Ihr, wo dieser Ort ist?«
    »Ihr gebt also endlich zu, dass es ihn gibt«, sagte Grigán bissig.
    »Der Weise ist so klug, seinen Irrtum zu erkennen, sagt das Sprichwort. Ich möchte hinzufügen, dass Ihr Euch nicht gerade große Mühe gegeben habt, mich zu überzeugen.«
    »Der Anblick sagt mehr als alle Worte«, bekerkte Corenn. »Und um Eure Frage zu beantworten: Nein, wir wissen leider nicht, wo dieser Ort ist. Aber Nol der Seltsame nahm unsere Ahnen dorthin mit.«
    »Und?«, fragte Léti und wischte sich die Tränen fort. »Was haben sie gesehen?«
    Corenn seufzte, bevor sie antwortete. In ihrer Stimme lag tiefes Bedauern. »Diesen Teil des Geheimnisses nahmen sie mit ins Grab. Nie haben sie ein Wort darüber verloren.«
    Alle waren in Gedanken versunken. Bowbaq war vor allem erleichtert, dass nichts Schlimmes passiert war. Léti und Rey empfanden Enttäuschung, weil sie nicht mehr über die andere Welt erfuhren. Yan hatte den Eindruck, nichts sei mehr wie zuvor. Er würde keine Ruhe finden, bis er das Rätsel der Pforte nicht gelöst hatte.
    »Haben die Weisen denn verraten, wie sie auf die andere Seite gelangt sind? Ich meine, wir waren so kurz davor. Vielleicht benötigt man einen bestimmten Gegenstand oder eine magische Formel?«
    »Der Überlieferung zufolge nahmen sie sich einfach an der Hand und traten auf die Wiese«, antwortete Corenn. »Doch das haben wir schon versucht - vergebens«, sagte sie, als die jungen Leute sie verblüfft anstarrten. »Seit einem Jahrhundert haben die Erben nichts unversucht gelassen, um auf die andere Seite zu gelangen - stets ohne Erfolg.«
    »Mit einer Ausnahme«, verbesserte Grigán sie.
    »Richtig, mit einer Ausnahme. Queff, Bowbaqs Großvater, hielt einem

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