Die Magier 02. Krieger der Dämmerung - Le Serment orphelin (Le Secret de Ji, Bd. 2)
die anderen sie ein.
Der Berg war ein erloschener Vulkan. Sie entdeckten Felsspalten und erkaltete Lava, die noch aus der Zeit der Zwei Reiche zu stammen schien.
»Usul ist aber kein besonders höflicher Gastgeber«, sagte Rey. »Ich glaube nicht, dass ich ihn so bald wieder mit meinem Besuch beehre.«
»Dazu wird es ohnehin nicht kommen«, sagte Corenn.
Niemand wagte zu fragen, wie sie das meinte. Sie wollten unter keinen Umständen hören, dass Corenn um ihr Leben fürchtete, denn sie hatten ihre Zuversicht bitter nötig.
Ehe sie sich versahen, standen sie auf einem ebenen Plateau von ungefähr dreißig Schritten Durchmesser. Langsam drehte sich Grigán im Kreis, starrte in die Finsternis und zielte mit dem Bogen ins Dunkel. Noch an Bord der Othenor hatte er einen Pfeil in die Sehne gespannt.
»Hier ist nichts«, sagte Rey mürrisch. »Uuu-suuul!«, rief er, erst ein Mal und dann ein zweites Mal lauter. »Wir sind hier! Du hast Besuch!«
»Haltet den Mund!«, befahl Grigán in einem Tonfall, den er schon lange nicht mehr angeschlagen hatte. »Wollt Ihr unbedingt, dass wir entdeckt werden?«
»Aber hier ist doch niemand, teurer Freund. Weit und breit niemand!«
Léti konnte nicht fassen, dass ihr Plan gescheitert war. Sie trat zu Lana. »Maz«, sagte sie respektvoll. »Wo ist Usul? Warum ist er nicht hier?«
Lana zuckte mit den Schultern. Sie schämte sich für ihre Unwissenheit. Was konnte sie der jungen Frau schon sagen, die ihr so viel Vertrauen entgegenbrachte?
»Hier ist etwas«, sagte Yan plötzlich. »Seid vorsichtig, wenn ihr näher kommt.«
»Was ist es? Wieder ein Kadaver?«
»Seht selbst.«
Die Erben umringten den jungen Mann, der ihre einzige Laterne trug. Yan hielt sie dicht über den Boden und beleuchtete die Wände eines Kraters, die schroff in die Tiefe abfielen. Langsam umrundete er das Loch und verkündete dann, es habe einen Durchmesser von vier Schritten.
»Wir hätten hineinfallen können«, sagte Corenn bestürzt. »Ich hätte wissen müssen, dass ein erloschener Vulkan einen Krater hat.«
»Glaubt Ihr, Usul lebt dort unten?«
Alle wandten sich Maz Lana zu. Ihr blindes Vertrauen brachte die Priesterin in Verlegenheit.
»Ich weiß nicht«, gestand sie. »Möglich ist es.«
»Seit Ihr jetzt etwa vom Glauben abgefallen?«
»Ihr habt recht. Ich glaube, dass die Götter unter den Menschen leben, und ich glaube, dass Usul auf einer Insel im Schönen Land gefangen ist. Deshalb lautet meine Antwort: Ja. Usul der Wissende ist dort unten.«
Neugierig beugten sich alle über den Krater, und unter den entsetzten Augen Bowbaqs warf Léti ein Steinchen in das Loch. Für den abergläubischen Riesen war das ein Frevel, der gegen die Höflichkeit verstieß und ihnen Unglück bringen würde. Fünf Schritte unter ihnen hörten sie ein leises Platschen.
»Der Krater steht unter Wasser«, sagte Grigán enttäuscht. »Vielleicht gehört er zu einer Höhle, die bis zum Fuß des Bergs hinunterreicht, aber wir werden es wohl nie erfahren.«
Verdrossen starrten sie in das Loch. Sie würden auf Usuls Wissen verzichten müssen.
Mit einem Mal bildete sich ein Wirbel. Eine Fontäne schoss aus dem Krater und spritzte sie nass. Ebenso plötzlich beruhigte sich das Wasser wieder.
»Ein Zeichen«, rief Lana aufgeregt. »Usul gibt uns ein Zeichen!«
»Dafür gibt es bestimmt eine natürliche Erklärung«, widersprach Grigán.
Yan beobachtete seine Freunde, die sich unschlüssig um den Krater scharten, und warf dann einen Blick in das finstere Loch, das vielleicht Antworten auf all ihre Fragen bereithielt. Es war einer jener Augenblicke, in denen eine einfache Entscheidung ein ganzes Leben verändert. Er setzte die Laterne auf dem Boden ab.
»Ich gehe runter«, sagte er und zog sich die Schuhe aus.
»Bist du verrückt?«, rief Léti. »Das wirst du nicht tun! Warte wenigstens, bis es Tag wird.«
»Das geht nicht«, sagte Grigán. »Wir müssen das Schöne Land noch vor Sonnenaufgang verlassen.«
»Ich tauche nur ein paar Schritte in die Tiefe«, sagte Yan, während er seine Kleider abstreifte. »Wenn dort unten ein Gott ist, wird er mit mir sprechen. Wenn nicht, haben wir es zumindest versucht.« Yan glaubte selbst nicht an seine Worte. Er hatte entsetzliche Angst.
»Ich bin diejenige, die hinuntergehen sollte«, sagte Lana mit zitternder Stimme. »Ich sollte mich der Gefahr stellen.«
»Könnt Ihr schwimmen?«, fragte Yan, während er sich weiter auszog.
Die Maz schwieg. Sie war versucht zu
Weitere Kostenlose Bücher