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Die Magier 02. Krieger der Dämmerung - Le Serment orphelin (Le Secret de Ji, Bd. 2)

Titel: Die Magier 02. Krieger der Dämmerung - Le Serment orphelin (Le Secret de Ji, Bd. 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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obwohl er mehr Angst hatte, als er je zugeben würde. Doch weder schien der Krieger seine Hilfe zu brauchen, noch gab er sich Mühe, ein angenehmer Begleiter zu sein.
    Da ist ja sogar Rajis Esel gesprächiger, dachte er.
    Glücklicherweise konnte es nicht mehr weit sein. Lorelia war nur etwa anderthalb Meilen von Rajis Hof entfernt, aber Rey kam es vor, als hätten sie schon mindestens drei Meilen zurückgelegt. Die Novizenkutte hatte er längst abgelegt, weil ihm der Schweiß in Strömen hinuntergelaufen war, sehr zu Rajis Entsetzen, den das Gewand der Züu, das Rey darunter trug, nervös machte.
    Raji war an zwei Stellen, an denen der Gang einzustürzen drohte, stehen geblieben, um die Decke abzustützen. Grigán protestierte gegen die Verzögerung, doch nichts konnte Raji von seinem Vorhaben abbringen. Auf jeden Einwand hatte er nur genickt und dabei immer weiter Löcher gegraben, Pfosten gesetzt und Bretter festgenagelt. Das Baumaterial transportierte er auf dem Rücken seines Esels. Um die Sache zu beschleunigen, ging Grigán ihm fluchend zur Hand. Unter dem Vorwand, seine Verkleidung nicht schmutzig machen zu wollen, rührte Rey keinen Finger.
    Nun marschierten sie weiter schweigend durch den Gang, bis Raji verkündete, sie seien nun bald am Ziel.
    Rey gestand sich ein, dass er nur hatte mitkommen wollen, weil er nichts Besseres zu tun hatte. Er hatte bereits erwogen, sich von der Gruppe zu trennen und sein Glück auf eigene Faust zu versuchen, im Alten Land oder anderswo. Doch die Erben waren seine ersten wahren Freunde seit Langem, und was sie auf Ji erlebt hatten, verband sie für die Ewigkeit. Das war ein seltsam verstörendes Gefühl. Noch nie war Rey irgendwem oder irgendetwas verbunden gewesen.
    Tief in Gedanken versunken bemerkte er erst nach mehreren hundert Schritten, dass der Weg nun aufwärts führte. Sie näherten sich dem Ausgang. Widerstrebend zog er sich wieder die Novizenkutte über.
    Kurz darauf standen die drei Männer vor einem schweren Tor aus Blattbaumholz ohne Schloss, das genauso aussah wie das Brett am anderen Ende des Tunnels.
    »Und jetzt?«, fragte Grigán.
    »Wir warten, bis das Tor durchsichtig wird, und gehen dann einfach hindurch«, sagte Rey in Anspielung auf die Pforte der Insel.
    Grigán warf ihm einen warnenden Blick zu. Rey dämmerte, dass er vielleicht zu weit gegangen war. Er hatte geschworen, das Geheimnis der Insel zu wahren, und war entschlossen, seinen Schwur zu halten, koste es, was es wolle. Er machte eine entschuldigende Geste. Zum ersten Mal in seinem Leben hatte er das Bedürfnis, jemanden um Verzeihung zu bitten.
    Raji hatte von all dem nichts mitbekommen. Er war damit beschäftigt, ruckartig an einem Seil zu ziehen, das über die Decke lief und neben dem Tor in der Wand verschwand.
    »Was ist das?«, fragte Grigán misstrauisch.
    »Ich läute eine Glocke«, erklärte Raji hastig. »Dann kommt mein Partner herunter und macht uns auf. Das ist die Wahrheit, Ehrenwort!«
    Grigán musterte ihn abschätzig. Wie durch Zauberei erschien plötzlich ein Dolch in seiner Hand. Falls das eine Falle war, würde Raji es als Erster bereuen.
    Auch Rey zückte sein Messer und machte sich auf einen Angriff gefasst. Kurz kam ihm der Gedanke, den Hati der Züu zu benutzen, doch er besann sich eines Besseren. Trotz seiner etwas eigenwilligen Moralvorstellungen würde er niemanden mit einem vergifteten Dolch bedrohen.
    Ein Astloch wurde aus dem Tor entfernt, und ein Lichtstrahl fiel in den Gang. Dann verdeckte ein Auge das Licht. »Raji«, rief eine beunruhigte Stimme. »Was ist los? Wer sind diese Kerle?«
    »Freunde«, antwortete Grigán gelassen. »Wir sind unbewaffnet.« Er hielt seinen Dolch auf dem Rücken versteckt.
    Rey bewunderte seine schauspielerische Leistung mit Kennermiene. »Wie geht’s, Bellec?«, rief er unbekümmert.
    Abermals erschien das Auge in der Öffnung und wanderte von Rey zu Grigán und zurück. »Kennen wir uns?«
    »Wir hatten schon einmal das Vergnügen«, sagte Rey. »Raji machte uns miteinander bekannt. Erinnert Ihr Euch an den Hundertjährigen Likör, den Ihr für mich verkauft habt?«
    Der Mann hinter der Tür schwieg. Nichts bewies ihm, dass die Fremden die Wahrheit sprachen. Diese Einzelheit konnten sie schließlich aus Raji herausgepresst haben.
    »Bellec, mach die Tür auf, komm schon«, stöhnte Raji. »Es ist alles in Ordnung.«
    Wieder blieb eine Antwort aus. Doch dann ließ sich der Wirt erweichen und öffnete das Tor. Die drei Männer und

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