Die Magier 02. Krieger der Dämmerung - Le Serment orphelin (Le Secret de Ji, Bd. 2)
der Esel zwängten sich hindurch, während Bellec sie nicht aus den Augen ließ.
Er hatte das Äußere eines erfolgreichen lorelischen Geschäftsmannes: klein, rundlich und die Haut braun gebrannt von der Sonne, die im Süden der Oberen Königreiche häufig schien. Seine Kleidung war elegant und gepflegt, so wie es sich für einen Herbergswirt oder Kaufmann gehörte. Man sah ihm an, dass er noch nie Armut gelitten hatte. Vor allem aber war er ein ungehobelter Klotz, dessen Gedanken um nichts als Geld kreisten.
Mein Landsmann, dachte Rey belustigt.
Nachdem er sie einander vorgestellt hatte, schloss Bellec eilig die Tür zum Gang, als bestünde die Gefahr, dass noch mehr Fremde in seinen Keller einfielen. Der Raum war kleiner als Rajis Lager, aber ebenso sorgfältig eingerichtet. Die beiden Schmuggler begannen, die Waren auf die Regale zu stapeln, was sie auf andere Gedanken brachte. Grigán beschloss zu warten.
»Ich hoffe, du vertraust deinen Freunden, Raji«, sagte Bellec. »Ich habe unseren Tunnel noch nie Fremden gezeigt.«
»Meinen Tunnel«, verbesserte ihn Raji.
»Der in meinem Keller endet. Versuch, dich künftig daran zu erinnern. Und sieh zu, dass so etwas nicht noch mal vorkommt.«
Raji wollte widersprechen und sagen, er habe keine Wahl gehabt, aber ihm hörte ohnehin niemand zu.
Als alles verstaut war, gingen die Männer in den Nebenraum, den eigentlichen Keller der Herberge. Bellec verdeckte die Tür zu dem Geheimversteck durch ein großes Regal, während Raji seinen Esel mit dem Strick an einem Ring festband.
»Das ist das erste Mal, dass ich eine Herberge durch den Keller betrete«, sagte Rey.
»Sehr lustig«, knurrte Bellec. »Es wird auch das letzte Mal sein. Ich handle mit Waren, nicht mit Flüchtlingen.«
»Wer sagt, dass wir welche sind?«, fragte Grigán.
»Warum habt Ihr Lorelia nicht durch eines der Stadttore betreten?«, erwiderte Bellec.
»Nicht dumm. Aber seid versichert, dass wir uns nichts vorzuwerfen haben.«
»Natürlich nicht. Es ist mir auch völlig schnurz, was Ihr angestellt habt. Ich will Euch nie wieder in meinem Keller sehen.«
»Und was ist mit dem Rückweg?«
»Nicht mein Problem. Wenn Ihr wollt, öffne ich jetzt gleich den Tunnel, und Ihr verschwindet wieder. Meine Herberge ist schließlich keine Durchgangsstraße.«
Raji beobachtete Grigán mit ängstlichem Gesicht. Gleich würde er sich auf sie stürzen, so viel war sicher. Doch es war Rey, der zum Angriff überging.
»Wir können auch hier herausspazieren und einen netten Plausch mit den Steuereintreibern halten«, sagte er drohend. »Mit dem König haben wir keinen Ärger.«
Hasserfüllt musterte Bellec den jungen Mann.
»Nun habt Euch doch nicht so«, sagte Rey etwas freundlicher. »Wir wollen doch nur zurück durch den Tunnel.«
Bellec schwieg und begnügte sich damit, Raji einen vorwurfsvollen Blick zuzuwerfen. Dem Wirt blieb keine Wahl.
»Wo sind Eure Männer?«, fragte Grigán, während sie die Treppe hochstiegen.
»Wer?«
»Werb und Micaeir«, sprang Raji ihm bei, der ebenfalls neugierig war.
»Die Gilde bot ihnen eine Arbeit in einem Dorf an der Küste an«, erklärte Bellec seinem Komplizen. »Es geht das Gerücht, sie seien tot. Ich hoffe, das stimmt. Sie haben mich einfach sitzen lassen!«
Rey und Grigán wechselten einen verschwörerischen Blick und stiegen hinter den Schmugglern die Treppe hinauf.
Bowbaq war endlich eingeschlafen. Er und Léti hatten noch lange geredet, und seine Worte hatten einige Überzeugungen der jungen Frau ins Wanken gebracht.
Sie lauschte dem regelmäßigen Atem des Riesen und beschloss, etwas frische Luft zu schnappen. Corenn und Yan waren schon lange fort, und nach dem Gespräch mit Bowbaq hatte sie das Bedürfnis nach Gesellschaft.
Doch selbst im strahlenden Sonnenschein gelang es ihr nicht, ihre Angst zu bezwingen oder sie zumindest für eine Weile zu vergessen. Die Zukunft war ungewiss, und auf die Vergangenheit war kein Verlass.
Yan und Corenn, die gerade auf dem Rückweg zum Stall waren, kamen ihr entgegen. Ihr Freund machte ein seltsames Gesicht, so wie sie selbst, wenn eine neue Leidenschaft in ihr aufflammte. Er konnte seine Gefühle nicht vor ihr verbergen, dazu kannte sie ihn einfach zu gut.
Yan lächelte ihr zu, sobald er sie sah, und ihr Magen machte einen Hüpfer. Wieder bedauerte sie, dass er sie nicht um ihre Hand gebeten hatte.
Sie verbannte den Gedanken aus ihrem Kopf. Yan liebte sie nun einmal nicht. Doch das war nur eine Sorge
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