Die Magier 04. Kinder der Ewigkeit - Le Doyen Eternel
…
Wacher Geist … Grigán wütete wie ein wild gewordener Wolf. Nach mehreren Dezimen erbitterter Gefechte gewannen die Arkarier und die verbliebenen Ramgrith allmählich die Oberhand. Sie kamen nun wieder nah genug an den Großen Tempel heran, um das Nachrücken neuer Angreifer zu verhindern, was mit der Verstärkung durch die Nordländer sehr viel leichter war als zuvor.
Die Schlacht konzentrierte sich nun auf den Blumenberg, während die Wallatten nach und nach aus der Stadt vertrieben wurden. Von seinen Männern hatte Grigán einige wichtige Auskünfte erhalten: Ein Großteil der Zugänge zur Kanalisation war verrammelt, und ihre Gegner kämpften nur noch in drei Kesseln, von denen sich einer am Großen Tempel befand. Wenn es ihnen gelang, die letzten Feinde wieder unter die Erde zu drängen, und sie dort bis zum Morgengrauen ausharrten, würden sie ihre Stellungen ausbauen und einen Gegenangriff planen können, um auch die Kanäle unter der Stadt zurückzuerobern.
Grigán zog sich aus der Kampfzone zurück, um sich ein wenig auszuruhen. Da die Arkarier die Sache inzwischen gut im Griff hatten, konnte er sich eine Pause erlauben. So kam es, dass er im Schlachtgetümmel plötzlich eine vertraute Gestalt erblickte. Er brauchte nicht zweimal hinzusehen: Mit seiner Größe und dem markanten Gesicht war der Riese unübersehbar.
»Bowbaq!«, rief er und rannte auf ihn zu.
Der Arkarier fuhr herum, um den mutmaßlichen Angreifer abzuwehren, doch dann ging ihm auf, dass ein Feind ihn wohl kaum beim Namen rufen würde. Als er Grigán sah, machte er große Augen.
»Mein Freund, mein Freund!«, jubelte er, drückte ihn an die Brust und wusste gar nicht, was er zuerst sagen sollte, so vieles hatte er zu erzählen.
»Deine Familie, Bowbaq? Geht es deiner Familie gut?«
»Sehr gut, mein Freund. Es geht ihnen allen gut.«
»Und was ist mit mir?«, fragte eine andere Stimme in gespielter Empörung.
Grigán löste sich behutsam aus Bowbaqs Umarmung und wandte sich zu Léti um, die hinter ihm aufgetaucht war. Sie war schweißgebadet und erschöpft und hatte einige Verletzungen davongetragen, aber sie strahlte so sehr, dass daneben selbst das Lächeln der Dona verblasst wäre. Mit einem Seufzer der Erleichterung fiel sie Grigán in die Arme.
»Und Yan?«, fragte sie sofort. »Wo ist Yan?«
»Ich weiß es nicht«, gestand Grigán bekümmert.
»Léti!«, hörten sie plötzlich eine Stimme rufen, die niemandem sonst gehören konnte. »Léti!«
Yan war an den Rand der Schlacht abgedrängt worden und hatte seine Freunde erst erspäht, als die Kämpfe abgeflaut waren. Wie Grigán hatte er zuerst Bowbaq erkannt, der aus der Menge herausragte, bevor er die anderen sah.
Er hinkte zu seinen Gefährten und presste dabei ein Tuch auf seinen Arm. Léti rannte ihm entgegen, fiel ihm fröhlich um den Hals und küsste ihn dann so zärtlich, dass er sich fragte, wie er es nur so lange ohne sie ausgehalten hatte.
Überglücklich schmiegten sie sich aneinander und wiegten sich in den Armen.
»Wir werden uns nie wieder trennen«, versprach Yan und strich seiner Versprochenen über das Haar. »Ich will den Bund mit dir schließen.«
»Yan, mein Yan …«, sagte Léti, die von widerstreitenden Gefühlen bestürmt wurde. »Tante Corenn ist in Saats Händen. Lana und Rey auch …«
Erschüttert drehte er sich zu Grigán um, dem Bowbaq gerade dasselbe berichtet hatte. Sie ließen sich alles genau erzählen.
Grigán beobachtete, wie die Arkarier ihre Verteidigung errichteten. Sie hatten Ith vor dem Schlimmsten bewahren können - zumindest für diese Nacht. Doch wie viele wallattische Krieger lauerten noch in dem unheimlichen Tunnel? Wie groß war die Gefahr eines weiteren Angriffs?
»Corenn ist am anderen Ende dieses Tunnels«, sagte er schließlich mit einem seltsamen Lächeln. »Wir müssen uns nur noch einen Weg bahnen. Bowbaq, weißt du, wer diese Armee von Radaubrüdern anführt?«
Die beiden Männer machten sich auf die Suche nach den Klanführern, und Léti und Yan genossen einen kurzen Augenblick zu zweit, bevor der Kampf weiterging.
Hexer und Erzfeind hin oder her, Grigán wollte die Wallatten bis hinter den Rideau zurückdrängen.
Lana lag auf dem Bett in ihrer Zelle und schluchzte in das Kissen. Noch nie war ihre Verzweiflung so groß gewesen. Sie war allein. Ihre Freunde waren tot oder dem Tod geweiht. Das Kind, das sie erwartete, würde niemals geboren werden. Und sie selbst würde bald sterben,
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