Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Magier 04. Kinder der Ewigkeit - Le Doyen Eternel

Titel: Die Magier 04. Kinder der Ewigkeit - Le Doyen Eternel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
Vom Netzwerk:
jetzt, wo er ihn so dringend brauchte!
    »Ich werde sie noch in dieser Nacht töten«, versprach der hohe Dyarch.
    »Zu spät. Sie ist geflohen. Chebree verfolgt sie.«
    Wieder schwieg Saat eine Weile. Seine Aufmerksamkeit wurde von so vielen Dingen in Anspruch genommen, dass er nicht alles im Blick behalten konnte. Eben deswegen brauchte er Verbündete und Hauptmänner!
    »Du verweigerst mir deine Hilfe?«
    Der Dämon knurrte und zog sich noch weiter in die Dunkelheit zurück. Er wurde von Zweifeln geplagt. Er musste nachdenken.
    »Du solltest nicht vergessen, wer dich erschaffen hat«, sagte Saat noch, bevor er seinen Geist verließ. »Das war ich, dein Vater, dein Bruder, dein Bewusstsein, dein einziger Freund. Das solltest du nicht vergessen.«
    Sombre knurrte noch lauter und versuchte, seine Wut zu zügeln. Er war der Bezwinger. Er brauchte niemanden.
     
     
     
    Das ganze Lager war in Aufruhr. Ohne ersichtlichen Grund liefen die Krieger wild durcheinander. Es war leicht zu erraten, warum die Kämpfer aus dem Tunnel flohen, aber was scheuchte die anderen auf?
    Zamerine tat so, als führte er Corenn an der Dolchspitze vor sich her. Als sie in weniger als hundert Schritt Entfernung an den Baracken der Sklaven vorbeikamen, verriet ihnen ein gewaltiger Lärm, dass auch im Gefangenenlager heftige Tumulte ausgebrochen waren. Der Zü zog die Ratsfrau hastig weiter, und sie betraten die Arena.
    Nur wenige Verliese waren besetzt. Beim Anblick der winzigen Kammern aus nacktem Stein bemitleidete Corenn den Schauspieler, der dort seit über einer Dekade ausharren musste. Zamerine ging an fünf Verliesen vorüber, blieb vor dem sechsten stehen und schloss die Tür auf. Das Licht ihrer Laterne war nicht hell genug, um die Dunkelheit in dem Kerkerloch zu durchdringen, und so beschloss sie zu rufen.
    »Reyan?«
    »Ich heiße Rey, bei allen Göttern!«, rief eine Stimme, die von langen Entbehrungen heiser geworden war.
    Es dauerte eine Weile, bis sich im Innern des Verlieses jemand regte und ein struppiger, unrasierter Blondschopf im Lichtschein auftauchte.
    »Corenn? Seid Ihr zu Saats Armee übergelaufen?«, scherzte Rey, um seine Überraschung zu überspielen.
    Sie half ihm, auf die Füße zu kommen, umarmte ihn kurz und zog ihn dann in Richtung Ausgang. Verblüfft sah Rey, dass der Judikator ihnen folgte. Er kam sich vor wie in einem Traum - oder vielmehr einem Albtraum, denn der Ausgang war verschlossen. Zamerine probierte all seine Schlüssel, doch es war zwecklos.
    »Die Tür ist blockiert. Wir müssen durch die Arena.«
    Sie liefen den Gang zurück und folgten zwei weiteren, bevor sie ins Freie traten, hinaus in das Halbrund, in dem Saats Hinrichtungszeremonien stattfanden. In der Mitte des Kampfplatzes stand Dyree und wartete geduldig. Als er sie erblickte, zog er seinen Hati und nahm Haltung an.
    »Saat schickt dich, nicht wahr?«, fragte Zamerine, als die erste Überraschung verflogen war.
    Sein Gehilfe begnügte sich mit einem gehässigen Lächeln und ging ruhig auf die Flüchtigen zu. Er hatte sich einen Totenschädel auf das Gesicht gemalt. Corenn und Rey spürten, wie der Judikator vor Angst zu zittern begann.
    »Folge mir, Dyree«, flehte er. »Ich bin dir immer treu gewesen. Das Heer fällt auseinander, die Niederlage steht kurz bevor. Folge mir, und wir werden unser eigenes Reich errichten.«
    Dyree blieb drei Schritte vor ihm stehen und hob voller Verachtung seinen Dolch. Zamerine tat, als wollte er kehrtmachen, zog blitzschnell seine eigene Waffe und sprang dem Mörder mit einem Satz entgegen. Sein Gehilfe wich ihm mühelos aus und bohrte seinem einstigen Herrn den Dolch bis zum Heft ins Auge.
    Zamerines Körper krümmte sich zusammen, und es sah aus, als würde der Judikator im Augenblick seines Todes niederknien. Corenn wandte sich schaudernd ab. Dyree beugte sich über den Leichnam, nahm den Dara-Stein an sich und baute sich in drei Schritten Entfernung vor Rey auf. Dann forderte er ihn zum Kampf heraus.
     
     
     
    Lana spürte, wie ihr das Blut in den Schläfen pochte, während sie immer weiter und weiter rannte. Chebree war ihr dicht auf den Fersen. Sie hatten das Areal vor dem Tunnel weit hinter sich gelassen und durchquerten nun das Feldlager, in dem die Krieger des Ostens seit einigen Monden kampierten. Keiner der Männer, denen sie zu Hunderten begegneten, hatte ihnen die geringste Beachtung geschenkt. Sie kamen an kleinen Baumgruppen, Exerzierplätzen und Aufmarschflächen vorbei, ohne dass sich

Weitere Kostenlose Bücher