Die Magier 04. Kinder der Ewigkeit - Le Doyen Eternel
da er offenkundig auf eine Antwort wartete, räusperte sie sich schließlich und wagte sich vor. »Was wollt Ihr von mir?«, fragte sie ruhig.
Der Zü sah sie mit regloser Miene an. Er schien zu zögern. »Etwas Gesellschaft. Ein Gespräch zwischen intelligenten Menschen. Ihr könnt Euch gar nicht vorstellen, wie schwer es ist, den Stumpfsinn dieser Wallatten zu ertragen«, sagte der Judikator. »Ganz zu schweigen von …«
Er beendete seinen Satz nicht. Corenn ahnte, dass sie nachhaken musste.
»Ganz zu schweigen von … Saat?«, ergänzte sie. »Diesem Monster, das abgesehen von seiner äußerlichen Gestalt nichts Menschliches mehr an sich hat? Und ganz zu schweigen von seinem Dämon? Ihr wisst doch sicher, dass sein vermeintlicher Sohn kein Geringerer ist als der Gott, den Ihr anbetet?«
»Ich bete diesen Gott nicht an«, verteidigte sich Zamerine. »Zuïa ist und bleibt die einzige Göttin, die meines Glaubens würdig ist. Ich habe dem hohen Dyarchen nur die Treue geschworen, weil ich damit in ihrem Sinne zu handeln hoffe.«
»Wie stellt Ihr Euch das vor? Saat lässt Zuïas Gerechtigkeit völlig kalt. Er wird sich zum alleinigen Herrscher über die gesamte bekannte Welt aufschwingen, das ist sein einziges Ziel. Ich halte Euch nicht für so naiv, immer noch das Gegenteil zu glauben.«
Statt zu antworten, ließ Zamerine seinen Dolch vor sich durch die Luft tanzen. Dieses stumme Eingeständnis bestätigte ihr, was sie insgeheim schon vermutet hatte.
»Ihr habt Angst vor ihm«, stellte sie vorsichtig fest. »Ihr fürchtet Euch und wisst nicht, wie Ihr ihm entfliehen könnt.«
Der Zü beugte sich vor und richtete seinen Hati auf Corenns Gesicht. Sie hatte ins Schwarze getroffen.
»Macht Euch keine falschen Hoffnungen«, sagte er mit grimmiger Miene. »Ich werde ihn nicht verraten. Niemals. Er hat mir einen Befehl erteilt, und ich werde ihn ausführen. Es liegt allein an Euch, mich zu unterhalten, um Euer Leben zu verlängern.«
Corenn lehnte sich seufzend zurück. Wieder einmal würde ein Gespräch über ihr Schicksal entscheiden. Und diesmal war sie von vornherein im Nachteil.Überall krochen wallattische Krieger aus dem Untergrund der Heiligen Stadt, einer mordlustiger als der andere. Die Anführer der Ramgrith reagierten sofort und stießen sie in die Keller und Brunnen zurück, aus denen sie strömten. Doch schnell rief man sie allerorts zu Hilfe, und es wurde immer schwieriger, die Barbaren in Schach zu halten, die wie riesige, ausgehungerte Ratten aus den Kanälen quollen.
Die Itharer beteiligten sich an der Verteidigung und stopften alle Löcher zu, so gut es ging. Manche hatten sogar ihre Häuser angezündet, um die Feinde auszuräuchern, die noch unter der Erde steckten. Doch die Krieger aus dem Osten fanden immer wieder neue Ausgänge und verstärkten die Stellungen, die sie bereits hielten. Ein Strom aus Wallatten, Solenern, Thalitten, Sadraken, Grelitten und Tuzeenern ergoss sich in die Straßen der Stadt. In mehreren Tempeln flammten Brände auf, und das Feuer griff auf die angrenzenden Dächer über. Einige Farikii hetzten mehrere Dutzend Vampirratten in die Menge und sorgten damit für Panik. Die Maz, die den Angriff der Yussa überlebt hatten, wurden nun von den Barbaren aus dem Osten verfolgt. Schon kam es zu ersten Massakern. Die Stadt am Blumenberg stand vor dem Untergang.
Yan, Grigán und vierzig ihrer Gefährten gelang es mit größter Mühe, die Wallatten abzuwehren, die aus dem Großen Tempel kamen. Seine weitläufigen unterirdischen Gewölbe dienten ihnen offenkundig als Hauptzugang zur Stadt. Im Park und um das Eingangstor herum türmten sich die Leichen, doch das schreckte die nachrückenden Barbaren nicht ab. Immer mehr stürzten sich geradewegs in die Klingen der Ramgrith.
»So halten wir nicht mehr lange stand«, sagte Berec, der Rücken an Rücken mit Grigán kämpfte. »Das ist nicht unser Krieg, Grigán. Lass uns fliehen, bevor es zu spät ist!«
»Das ist sehr wohl mein Krieg«, antwortete sein Freund und attackierte einen Solenen, der einen Streitkolben schwang. »Ich war lange genug auf der Flucht. Ich werde nicht weichen!«
Ein Rückzug war ohnehin unmöglich. Selbst wenn es den schwarzen Wölfen gelang, die Barbaren im Großen Tempel zu schlagen, würden sie früher oder später von anderen in die Enge getrieben werden. So will ich nicht sterben, dachte Yan und zerbrach sich den Kopf, wie sie ihr Leben retten könnten. Aber er sah keinen Ausweg.
Nicht
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