Die Magier 04. Kinder der Ewigkeit - Le Doyen Eternel
Klang seiner eigenen Stimme. »Ich bin Yan aus Eza, und ich muss mit Euch sprechen. Zeigt Euch.«
»Du wirst sterben«, wisperte es hinter ihm, und jemand blies ihm einen glühenden Atem in den Nacken.
Léti heulte vor Wut und Entsetzen auf, als Lanas Schwert sie mit voller Wucht am Knie traf. Mit einigen Finten brachte sie sich außer Reichweite und untersuchte die Wunde, die zum Glück nicht besonders tief war. Die schwarze Lederkluft, die Grigán ihr geschenkt hatte, hatte sie vor dem Schlimmsten bewahrt. Dennoch war der Schlag so heftig gewesen, dass Léti leicht hinkte, als sie den nächsten Angriffen der Maz auswich.
Bowbaq hatte sich an eine Wand gelehnt, denn er war zu geschwächt von seinen beiden Verletzungen, um weiterkämpfen zu können. Grigán war immer noch bewusstlos und würde vielleicht nie mehr aufwachen. In Lanas Augen lagen Verzweiflung und Bedauern, doch die Macht, die ihren Körper beherrschte, zwang sie zu immer heftigeren Attacken. Saat lenkte sie mit dem Geschick eines Puppenspielers, und für Lana, die sich seit jeher für Tugenden wie Frieden und Gewaltlosigkeit einsetzte, musste diese Erfahrung erschütternd sein.
Plötzlich wandte sich Corenn von Grigáns regloser Gestalt ab und sprang auf, um ihrer Nichte zu Hilfe zu kommen. Mit drei raschen Schritten trat sie von hinten an Lana heran und versuchte, ihr die Arme festzuhalten. Aber sie stellte sich ungeschickt an und wurde von der Maz, die den Griff heftig abschüttelte, zu Boden gestoßen. Léti konnte gerade noch verhindern, dass Lana ihrer Tante einen tödlichen Stoß versetzte.
Corenn fuhr hoch, entrang der Priesterin mit letzter Kraft die Waffe und rief Léti einen entschlossenen Befehl zu: »Halte sie fest!«
Verwundert sah Léti zu, wie Corenn zu Grigán zurückkehrte und in seinen Taschen wühlte. Hinter ihr, ganz nah am Thron, rief Rey verzweifelt um Hilfe. Schnell, Tante, schnell!
Corenn kehrte mit Grigáns magischem Stein zurück und drückte ihn Lana mit Gewalt in die Hand. Im selben Moment stieß Saat einen gellenden Siegesschrei aus. Die Maz sackte in sich zusammen, und Léti gab sie frei, um sich ihm zuzuwenden.
Der hohe Dyarch stand über Rey und hatte ihm einen Fuß auf die Brust gestellt. In Reys Bauch klaffte eine furchtbare Wunde. Lana schrie entsetzt auf und stürzte zu ihm, während Saat sein Opfer dem Schicksal überließ und auf Léti zutrat.
»Du bist nun die Letzte, die noch eine Waffe trägt«, sagte er mit einem widerwärtigen Grinsen. »Gib mir deinen Stein, und ich verspreche dir einen raschen Tod!«
Sie warf einen verzweifelten Blick auf ihre Freunde und hob trotzig das Rapier. Sie hätte Yan gern ein letztes Mal geküsst, bevor sie starb.
Sombres unheimliche Stimme strich durch die Gänge des Tempels wie Wind über einen Friedhof. Yan hätte schwören können, sie hinter sich gehört zu haben, doch als er mit der Hand durch die Dunkelheit fuhr, griff er ins Nichts. »Du wirst sterben«, ertönte es wieder dumpf, ohne dass Yan hätte sagen können, woher die Stimme kam. Die Worte schienen aus den Mauern selbst zu dringen.
Yan wagte sich weiter in das Labyrinth hinein. Er durfte sich keine Angst einjagen lassen. Er durfte dem Dämon nicht in die Falle gehen und darin herumzappeln wie ein verschrecktes Tier.
»Sombre, hört mir zu«, rief er. »Ich kenne Eure Geschichte. Ich weiß, was geschehen ist, als Ihr …«
Er konnte den Satz nicht zu Ende bringen, weil ihn ein heftiger Schlag in den Rücken zu Boden warf. Mit schmerzverzerrtem Gesicht tastete Yan die Stelle ab. Blutete er? Offenbar nicht. Der Dämon hatte ihm nur einen brutalen Stoß versetzt, wie eine Katze, die mit einer Maus spielt.
Langsam rappelte er sich hoch und machte sich auf einen neuen Angriff gefasst. Dabei stellte er fest, dass er durch den Sturz endgültig die Orientierung verloren hatte. Wo war der Ausgang? Da er sich nicht anders zu helfen wusste, tappte er einfach weiter und sah zu, dass er wenigstens eine Mauer im Rücken behielt.
»Ich weiß, was geschehen ist, als Ihr durch das Jal’karu geirrt seid«, sagte er nach einigen Augenblicken des Schweigens. »Saat hat Euch beeinflusst. Er hat Euren Geist manipuliert. Ihr glaubt, dass Ihr ihm Euer Dasein verdankt, aber das ist nicht wahr. Er …«
Er biss sich auf die Zunge, als ihn ein Schlag gegen den Kiefer zum Schweigen brachte. Diesmal spürte Yan ganz deutlich den Luftzug, der Sombres Bewegungen begleitete. Vor seinem geistigen Auge sah er
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