Die Magier 04. Kinder der Ewigkeit - Le Doyen Eternel
Ihr einen solchen Hang zur Grausamkeit habt. Offenbar muss man nur Euren wunden Punkt kennen. Was sagt Ihr nun zum Unterschied zwischen Gut und Böse?«
»Gebt dieses grausame Spiel auf«, versuchte es Corenn noch einmal. »Flieht, solange Ihr noch könnt, Saat. Selbst Eure Magie wird Euch nicht vor den Tausenden von Männern retten, die den Palast schleifen werden.«
»Von diesen Tausenden wird nur noch eine Handvoll übrig bleiben, sobald Sombre aufhört zu schmollen«, entgegnete der Hexer. »Warum tut Ihr immer noch so, als hättet Ihr das Spiel gewonnen? Keiner von Euch wird diesen Ort lebend verlassen …«
Auf einmal entfuhr Lana ein ersticktes Schluchzen, als sich die eiserne Klammer um ihren Geist löste. Alle Blicke wandten sich ihr zu, während sie den Dolch fallen ließ und auf Rey zurannte. Im gleichen Augenblick stieß Grigán einen gellenden Schmerzensschrei aus.
Die Erben fuhren herum. Er war auf die Knie gesunken und presste sich eine Hand auf die blutende Schulter. Hinter ihm schickte sich Yan gerade an, ein zweites Mal zuzuschlagen. Er stand im Bann des Hexers.
»Yan!«, schrie Léti, während Grigán gerade noch die Kraft fand, sich zur Seite zu rollen.
Yans Schwert zerschlitzte den Teppich, auf dem das Blut des Kriegers dunkle Flecken hinterlassen hatte. Dann verdrehte Grigán die Augen und verlor das Bewusstsein. Léti machte einen Satz nach vorn und zog ihr Rapier in genau dem Augenblick, in dem Yan die Waffe hob, um den Krieger zu töten.
Ihre Klingen kreuzten sich klirrend, und das Liebespaar stand sich im Kampf gegenüber. Yans Haltung war drohend, doch in seinen Augen lagen Bedauern und Entsetzen. Er hatte keinen Dara-Stein: Der Hexer hatte Lana nur freigegeben, um Yan in seine Gewalt zu bringen.
»Tante Corenn, tu etwas!«, flehte Léti.
Doch die Magierin war machtlos. Selbst mit der ganzen Kraft ihres Willens konnte sie nichts gegen den Bann ausrichten, der Yan gefangen hielt. Léti wich langsam vor dem besessenen jungen Mann zurück, der sich mit erhobenem Schwert auf sie zubewegte.
»Aufregend, nicht wahr?«, sagte Saat. »Wer hätte gedacht, dass ich mit Euch so viel Spaß haben würde?«
»Kann nicht endlich jemand dieses Ungeheuer zum Schweigen bringen?«, stieß Léti hervor.
Einen Augenblick später griff Yan mit einem so brutalen Schlag an, dass er Léti den Kopf hätte abtrennen können. Sie parierte, trat zur Seite und wehrte den nächsten Schlag ab, während sie gegen den Impuls ankämpfte, einen Gegenangriff zu lancieren. Yan hatte zwar längst nicht so viel Unterricht von Grigán erhalten wie sie, aber er hatte in letzter Zeit so viele Schlachten miterlebt, dass er ihr durchaus gefährlich werden konnte.
Als der erste Schreck verflogen war, reagierten auch die anderen. Corenn stürzte zu Grigán, der immer noch stark blutete.
Rey stieß Lana entschlossen zur Seite und marschierte auf den Thron zu. »Bowbaq, hilf mir«, befahl er knapp.
Saat stieß ein dämonisches Lachen aus, als er die beiden Männer mit erhobenen Waffen auf sich zukommen sah. Dann sprang er flink auf die Füße, zog ein prunkvolles Schwert und richtete es auf seine Angreifer. »Eigentlich würde es genügen, dieser Waffe mit bloßer Gedankenübertragung mitzuteilen, dass ich Euren Tod wünsche«, verriet er ihnen. »Ihr könnt von Glück sagen, dass Ihr diese verfluchten Steine habt. Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass Ihr sterben werdet!«
Der hohe Dyarch unterstrich die Drohung mit einigen gezielten Angriffen und bewies damit, dass er trotz seines Alters ein begnadeter Schwertkämpfer war. Er verletzte Bowbaq an der Hüfte und hätte Rey mit seiner scharfen Klinge beinahe den Oberschenkel durchbohrt.
Léti behauptete sich weiter gegen Yan, aber nur noch mit Mühe. Allmählich stieg Verzweiflung in ihr auf, obwohl sie sich geschworen hatte, nie wieder den Mut zu verlieren. Doch diesmal sah sie keinen Ausweg. Sie fürchtete, in wenigen Dezillen von dem Menschen niedergestreckt zu werden, den sie am meisten liebte.
Während Corenn eine Hand auf Grigáns Wunde presste, strich sie ihm über das Gesicht. Sie empfand tiefe Reue. Sie hätten sich nicht in den Palast vorwagen dürfen. Sie hätten sich niemals für stark genug halten dürfen, Saat herauszufordern.
Da stieß Rey plötzlich einen Triumphschrei aus: Er hatte die faltige Hand des Hexers mit seinem vergifteten Hati aufgeschlitzt. Doch Saat lachte nur höhnisch, während sich die Wunde bereits wieder schloss. Ihre Lage war
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