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Die Magier 04. Kinder der Ewigkeit - Le Doyen Eternel

Titel: Die Magier 04. Kinder der Ewigkeit - Le Doyen Eternel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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macht.«
    »Ihr wollt die Baustätte besuchen?«, fragte der Zü verwundert.
    »Natürlich. Darüber wolltet Ihr doch mit mir sprechen, nicht wahr? Außerdem will ich mir die Beine vertreten«, sagte das Kind kichernd.
    Zamerine folgte dem kleinen Solener, der von den beiden Gladoren eskortiert wurde. Die Wachen wirkten überhaupt nicht überrascht. Die Krieger der anderen Kompanien munkelten, der Mut der Gladoren beruhe auf ihrer grenzenlosen Einfalt. Waren sie tatsächlich so dumm, jeden Befehl blind zu befolgen? Dem Judikator brannten unzählige Fragen auf den Lippen. Woher stammte Saats Macht? Wie wirkte sie? Beabsichtigte er, in dem Körper des Jungen zu bleiben? Und vor allem: Wo war sein eigener Körper?
    »Meister, wie …«, wagte er zu fragen, während sie das Tol’karu verließen.
    »Zerbrecht Euch nicht den Kopf. Das ist viel zu kompliziert für Euch«, fiel ihm das Kind ins Wort. »Und zu schrecklich«, fügte es hinzu und wandte sich mit einem höhnischen Grinsen zu ihm um.
    Zamerine beschloss, den Rat zu beherzigen. Im Grunde wollte er so wenig wie möglich mit der Sache zu tun haben. Er erinnerte sich noch schmerzlich daran, wie Saat seinen Körper in seine Gewalt gebracht und ihn gezwungen hatte, ihm seinen Hati auszuhändigen. Der Zü musste hilflos mit ansehen, wie ihn ein fremder Wille beherrschte. Er hatte jede Bewegung gespürt, aber keine Kontrolle darüber gehabt. Erging es dem kleinen Solener ebenso? Dieses Gefühl war noch schlimmer, als auf dem Dornenrad gefoltert zu werden, dachte er beschämt.
    Zamerine bedauerte wieder einmal, klüger zu sein als andere. Er war der einzige von Sombres Verkündern, der die wahre Identität des Gottes kannte. Der Einzige, der wusste, dass ihr Meister wahnsinnig war. Manchmal regten sich in ihm Zweifel an seinem Tun. Dann stürzte er sich in die Arbeit, um nicht zu viel nachzudenken. Saat den Gehorsam zu verweigern, kam nicht infrage.
    Die Männer passierten einen mit Gladoren besetzten Wachposten und marschierten durch die öde Landschaft auf das Gebirge zu. Im Umkreis von mehreren tausend Schritten wuchs kein Baum und keine Pflanze mehr, vermutlich für mehrere Jahrzehnte. Der dichte Wald aus Lenostern, Rindenbäumen und Goyolensträuchern war einer Stadt gewichen, die größer war als der stinkende Moloch Wallos.
    Das Kind führte die Männer an Sombres Mausoleum und der Kampfarena vorbei. Dann passierten sie eine gewaltige Festungsmauer, überquerten einen zweihundert Schritte breiten Exerzierplatz und gelangten schließlich zu den vierzig Baracken, in denen die Sklaven hausten.
    Trotz der Kälte stank es dort bestialisch nach Urin, Schweiß und Fäulnis. Die Wachen, die am Eingang der Gebäude postiert waren, hatten sich Tücher um Mund und Nase geschlungen, was Zamerine ihnen nicht verübeln konnte. Ihm drehte sich bereits der Magen um, wenn er diesen Teil des Lagers auch nur durchquerte. Er tröstete sich mit dem Gedanken, dass sie das ganze Gelände in wenigen Monden in Schutt und Asche legen würden. Dann würde kein einziger Sklave mehr am Leben sein.
    Von den ursprünglich achtzigtausend Gefangenen waren nur noch knapp fünfzigtausend übrig. Sie waren in vier Trupps aufgeteilt, die abwechselnd in vier verschiedenen Bereichen Fronarbeit leisteten. Der wichtigste Bereich waren natürlich die Grabungsarbeiten. Der zweite Bereich umfasste sämtliche damit verbundenen Tätigkeiten: den Abtransport und das Behauen der Steine sowie den Bau der neuen Stadt.
    Der dritte Trupp, der am schwersten zu führen war, kümmerte sich um die zahlreichen Arbeiten, die zu erledigen waren, wenn so viele Menschen auf engstem Raum zusammenlebten. Dazu gehörten auch das Ausheben immer tieferer Leichengruben, die Beschaffung von Nahrungsmitteln, die Reinigung der Ställe und Latrinen und die Versorgung der vierzigtausend Mann starken Armee, die in einigen Meilen Entfernung lagerte.
    Der vierte Bereich diente der Religion. Der Gottesdienst fand in den Unterkünften der Sklaven statt und war der Verehrung des Bezwingers geweiht. Die Gefangenen schliefen zwar mehr, als dass sie beteten, aber Saat war zufrieden, wenn sie mindestens einmal am Tag an Sombre dachten. Und das taten sie.
    »Die Gefangenen arbeiten sieben Dekanten und schlafen zwei«, erklärte Zamerine, der sich diese Aufteilung ausgedacht hatte. »Der verbliebene Dekant dient dem Appell und dem Marsch zum Frondienst. So müssen wir die Arbeiten nur einmal am Tag unterbrechen. Außerdem erschwert das

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