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Die Magier 04. Kinder der Ewigkeit - Le Doyen Eternel

Titel: Die Magier 04. Kinder der Ewigkeit - Le Doyen Eternel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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zornigen Blick rief er einen der beiden Männer seiner Eskorte zur Ordnung, der sich lässig an die Wand gelehnt hatte. Der Zü stellte sich sofort wieder kerzengerade hin, aus Angst, der Judikator könnte ihm wegen dieses kleinen Vergehens Dyree auf den Hals hetzen. Zamerines Gehilfe hatte selbst unter den Mördern im roten Gewand den Ruf, grausam und erbarmungslos zu sein. In der Arena hatte er das oft genug bewiesen.
    Während er die beiden Männer betrachtete, versuchte sich Zamerine vorzustellen, wie ein Kampf zwischen ihnen und den Gladoren, die den Eingang zum Tol’karu bewachten, wohl ausgehen mochte. Würden die Boten Zuïas mit ihren vergifteten Hati Saats Leibwache besiegen können?
    Diese Frage würde wohl unbeantwortet bleiben. Der Judikator war nicht bereit, das Leben seiner wenigen Männer aus einer Laune heraus aufs Spiel zu setzen. Noch weniger wollte er Saats Zorn wecken. Auf keinen Fall wollte er noch einmal in den Bann seiner schwarzen Magie geraten. Der Zü ließ sich aus gutem Grund von einer Eskorte begleiten: Er hatte Angst vor dem hohen Dyarchen.
    Er betrachtete die Wände des Tol’karu. Die Sklaven hatten den Palast in weniger als einem Mond aus dem Boden gestampft, und das merkte man ihm an: Die Steine waren nur grob behauen und unregelmäßig aufeinandergeschichtet. Wenn das Gebäude nicht sorgfältig instandgehalten wurde, würde es kaum ein Jahrhundert überdauern, was angesichts seiner Größe lächerlich war. Es schien absurd, einen Palast mit dreißig Sälen zu errichten, der nach wenigen Jahrzehnten einstürzen würde. Doch nichts anderes hatten sie getan. Letztlich war das Tol’karu nur ein Behelfsquartier, das sie nach dem Ende der kalten Jahreszeit aufgeben würden.
    In kaum zweihundert Schritten Entfernung stand Sombres Tempel, von den Kriegern »Mausoleum« genannt. Er war dreimal so groß und doppelt so hoch wie das Tol’karu. Zamerine schätzte, dass er aufgrund seiner Pyramidenform sehr viel länger überdauern würde. Außerdem lebte dort ein Gott.
    Sombre streifte durch die Gänge des Labyrinths und weidete sich an der Angst der Menschen. So vermuteten es jedenfalls die Sklaven und Krieger. Zamerine hingegen wusste es. Seit der Gott in der Kampfarena Gestalt angenommen hatte, wusste er, dass Saats angeblicher Sohn der Bezwinger war. Der Dämon, in dessen Namen sie Krieg führten, befand sich mitten unter ihnen. Und er machte kaum einen Unterschied zwischen Freund und Feind.
    Dieser Gedanke ließ Zamerine seit geraumer Zeit keine Ruhe mehr, und wenn er, wie jetzt, zu viel darüber nachdachte, wurde ihm angst und bange. Er zuckte zusammen, als vor ihm eine Tür aufgestoßen wurde. Rasch bemühte er sich um ein gelassenes Gesicht und machte sich darauf gefasst, vor seinen Meister zu treten.
    Saat hielt jedoch wieder einmal eine Überraschung für ihn bereit. Durch das Tor traten die beiden Gladoren, die den hohen Dyarchen überallhin begleiteten. Zwischen ihnen lief ein Junge von sieben oder acht Jahren. Er war mager, ungewaschen und trug zerlumpte Kleider. Vermutlich gehörte er zu den Kindern, die Saat hatte entführen und ins Lager bringen lassen, ohne einen Grund dafür zu nennen.
    Seiner grauen Haut nach zu urteilen, war der Junge Solener. Vermutlich war er bei einem ihrer letzten Überfälle im Osten von Wallos gefangen genommen worden. Nun blieb er vor Zamerine stehen und bedachte ihn mit einem seltsamen Blick, die Hände in die Hüften gestemmt. Der Judikator wusste nicht, wie er sich verhalten sollte.
    »Was ist?«, fuhr ihn das Kind an. »Habt Ihr es etwa nicht mehr nötig, Euren Meister zu grüßen, mein kleiner Zü?«
    Zamerine runzelte die Stirn und starrte dem Kind, das ihn unverfroren musterte, in die Augen. Die Stimme des Jungen war dünn und seine Bewegungen ungelenk, doch sein Blick sprach Bände.
    Der Judikator setzte ein Knie auf den Boden und beugte den Kopf zum Zeichen der Demut. Seine Diener taten es ihm gleich. Das Kind tätschelte ihm den kahl geschorenen Schädel wie einem treuen Hund. Bislang hatte Saat Zamerine noch nie berührt. Auch das Gesicht des hohen Dyarchen, das sonst immer hinter einer Sturmhaube verborgen war, hatte der Zü noch nie gesehen. Trotzdem zweifelte er nicht eine Dezille daran, Saat gegenüberzustehen. Der Meister hatte den Körper des Jungen in seiner Gewalt.
    »Ihr könnt wieder aufstehen«, sagte das Kind spöttisch. »Ihr beschmutzt noch Euer schönes rotes Gewand. Ich will nicht, dass Ihr mir auf der Baustätte Schande

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