Die Magier 04. Kinder der Ewigkeit - Le Doyen Eternel
Zusammenziehen der Augenbrauen äußerte. »Vielleicht habe ich einen Fehler begangen«, sagte er zögernd. »Ich hatte das Gefühl, dass Saat das Verhalten seiner Gefährten nur nachahmte, um Euphorie vorzutäuschen. Aber ich kann keine Gedanken lesen, und so hatte sich noch kein Sterblicher verhalten. Wenn dem so war, hätte er äußerst heimtückisch und gerissen sein müssen, und die Könige sollten mir doch die Weisesten der Weisen senden. Deshalb habe ich im Zweifel zu seinen Gunsten entschieden.«
»Hinterher ist man immer schlauer«, befand Rey trocken. »Niemand ist perfekt.«
»Nichts beweist, dass Saat die Euphorie nur vortäuschte«, sagte Lana, die das Bedürfnis hatte, Nol in Schutz zu nehmen. Schließlich hatte er Eurydis heranwachsen sehen.
»Und nichts beweist das Gegenteil«, konterte Grigán. »Wir wissen, wozu er imstande ist. Die Morde an Séhane, Humeline, Xan und den anderen Erben sind Beweis genug für seine Niedertracht.«
»Dieser Mann kannte unsere Vorfahren«, sagte Léti zum vielleicht hundertsten Mal.
»Tat Saat denn in jener Nacht etwas Verwerfliches?«, fragte Corenn.
»Nein«, sagte der Wächter. »Er legte sich wie die anderen ins Gras und schlief ein. Am nächsten Tag war er weder feindselig noch bösartig, und so vergaß ich meine Zweifel.«
»Was dann? Habt Ihr den Weisen die Kinder gezeigt?«
»Noch nicht. Erst stellte ich sie den Gesandten aus den Ländern vor, die Ihr den Osten nennt.«
»Pal’b’ree und Fer’t«, sagte Lana, der die Namen aus Maz Achems Tagebuch vertraut waren.
»Nur zwei«, bestätigte Nol bedauernd. »Der Lindwurm im Land Oo hatte die anderen sechs getötet. So waren nur Sol und Wallos im Jal’dara vertreten.«
»Wallos«, wiederholte Rey und schnippte mit den Fingern. »Verbündete sich Saat etwa mit dem wallattischen Gesandten?«
»Um ehrlich zu sein, mochten die beiden sich nicht besonders«, sagte der Wächter. »König Pal’b’ree schien sich eigentlich nur mit Prinz Vanamel zu verstehen. Selbst Saat und Vanamel schätzten einander nicht gerade. Anscheinend hatte der goronische Kaiser darauf bestanden, seinen Sohn von einem Ratgeber begleiten zu lassen.«
»Das wussten wir nicht«, sagte Grigán. »Hat Saat denn mit einem unserer Vorfahren Freundschaft geschlossen?«
Beklommen warteten die Erben auf Nols Antwort. Niemand wollte hören, dass der eigene Urahn an ihrem Unglück mitschuldig war.
»Das weiß ich nicht«, sagte er nach einer Weile. »Er hat sich zumindest mit niemandem gestritten. Aber er ging den anderen aus dem Weg, so viel ist sicher.«
»Schluss mit der Gefühlsduselei«, sagte Rey, der allmählich die Geduld verlor. »Was geschah dann? Woher stammt Saats Macht? Und was hatten unsere Vorfahren in diesem stinkenden Loch verloren?«
»Das weiß ich nicht«, gestand Nol. Er schien bekümmert, weil er seinen Besuchern nicht helfen konnte. »Was in der Unterwelt geschah, kann ich nicht sagen. Alles, was dort unten vor sich geht, ist mir unbekannt.«
Den Erben verschlug es die Sprache. War das alles? Hatten sie dafür all die Gefahren gemeistert, die Länder des Ostens und den Wald der Baumriesen durchquert, gegen den Lindwurm gekämpft und sich dem Gwel ausgesetzt? Würden sie nun doch nicht erfahren, was der Mann, der sie töten wollte, im Schilde führte und woher seine Kräfte stammten? Würden sie nie herausfinden, wie sie ihm Einhalt gebieten könnten?
»Ihr kennt einen Teil der Geschichte«, sagte Corenn. »Saat verlor den Verstand, nachdem er die Kraft des Gwels entdeckt hatte. Was könnt Ihr uns davon erzählen?«
»Nicht viel, fürchte ich. Er war Magier wie Ihr. Er stellte mir dieselben Fragen. Und er gelangte zu demselben Schluss, nur noch schneller als Ihr. Schneller als jeder andere Sterbliche vor ihm.«
Und dabei hatten die Erben Hinweise gehabt. Sie kannten das Gedicht von Romerij und Usuls Prophezeiungen, dachte Yan. Saat war zweifellos klug. Gefährlich klug.
»Ist er deshalb verrückt geworden?«, fragte Bowbaq.
»Besessen trifft es wohl besser. Während die anderen Weisen debattierten, wie sie mit dem Geheimnis des Jal’dara umgehen sollten, interessierte sich Saat nur noch für das Gwel. Er formte nur noch Gwelome: Waffen, Edelsteine, Goldklumpen und andere Gegenstände, die nach wenigen Dekanten wieder ihre ursprüngliche Form annahmen.«
»Ließ er sich davon entmutigen?«, fragte Léti.
»Nein. Er gab freimütig zu, die Eigenschaften des Gwels untersuchen zu wollen, um seine Kunst zu
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