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Die Magier 04. Kinder der Ewigkeit - Le Doyen Eternel

Titel: Die Magier 04. Kinder der Ewigkeit - Le Doyen Eternel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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die Daumen klemmten, die von jahrelanger Übung zeugte.
    Wahrsagerei mit itharischen Würfeln. Deshalb waren die thalittischen Seherinnen zu solchem Ruhm gelangt. Dieses Verfahren war östlich des Rideau nahezu unbekannt und daher legendär. Wie alles, was aus den Oberen Königreichen stammte, faszinierte es die Bewohner des Ostens.
    »Ihr dürft nun die erste Frage stellen«, sagte die Seherin zu Chebrees Rechten, als sie merkte, dass die Königin nicht wusste, was sie tun sollte. »Wählt sie mit Bedacht! Die erste Antwort der Würfel kommt der Wahrheit immer am nächsten. Bei allen weiteren sorgen Dämonen für Verwirrung«, fügte sie mit Nachdruck hinzu.
    Chebree runzelte die Stirn und dachte angestrengt nach. Seit Sombre in der Kampfarena Gestalt angenommen hatte, glaubte sie fest an das Übersinnliche, und so beschloss sie, nur eine einzige Frage zu stellen. Zumal sie die Seherinnen am nächsten oder übernächsten Tag erneut befragen konnte.
    »Werde ich ein Kind des hohen Dyarchen unter dem Herzen tragen?« Sie bemühte sich, ihre Nervosität zu verbergen.
    Die Seherinnen warfen die Würfel. Die kleinen Elfenbeinquader stießen gegeneinander, rollten über den Tisch und blieben dann reglos liegen. Chebree fragte sich, was wohl passieren würde, wenn einer der Würfel herunterfiel oder sogar zerbrach. Als nichts dergleichen geschah, schob sie den Gedanken rasch beiseite.
    Die beiden thalittischen Alten beugten den Kopf über die Würfel und stützten die Hände auf die Knie. Chebree fiel auf, dass sie diese Bewegung genau gleichzeitig ausgeführt hatten. Immer noch im Einklang hoben sie den Blick und sahen der Königin in die Augen.
    »Drei Dreiecke«, sagte die eine.
    »Und das Feuer«, sagte die andere.
    »Ihr werdet sein Kind unter dem Herzen tragen«, verkündeten sie im Chor.
    Chebrees Herz schlug zum Zerspringen, doch sie konnte noch klar genug denken, um sich über das veränderte Verhalten der Seherinnen zu wundern. Sie beugte sich ihrerseits über den niedrigen Tisch und sah sich die seltsamen Würfel an.
    Beide Frauen hatten dasselbe Ergebnis erzielt.
    Die Seherinnen schien das nicht weiter zu kümmern. Sie sammelten die Würfel ein und warteten auf die nächste Frage. Die Harmonie ihrer Bewegungen war wieder verschwunden.
    »Mehr Fragen habe ich nicht«, sagte die Königin, nachdem sie die Seherinnen eine Weile schweigend gemustert hatte. Warum auch? Solange ihr Wunsch in Erfüllung ging, war alles andere nur eine Frage der Geduld. Sie würde Saat ein Kind gebären und sich so seine ewige Dankbarkeit sichern. Zumindest würde sie an seiner Seite herrschen und die Privilegien des hohen Dyarchen teilen.
    Anschließend würde sie nur noch warten müssen, bis der goronische Greis starb und ihr seine Krone vermachte. Dann würde sie endlich vergessen können, wie sich seine kalte, runzelige Haut anfühlte, die nach Erde und Tod roch.
     
     
     
    Während die Erben darauf warteten, dass Nol ihnen das Geheimnis ihrer Vorfahren enthüllte, schlug ihnen das Herz bis zum Hals. Doch der Ewige Wächter schien es nicht eilig zu haben und lächelte sie nur wohlwollend und freundlich an. Als hätten sie alle Zeit der Welt!
    Corenn begriff, dass der Lehrende sein Wissen nicht von selbst preisgab. Sie würden nur dann Antworten erhalten, wenn sie die richtigen Fragen stellten. Das zwang sie, selbst nachzudenken und Vermutungen anzustellen - gewiss eine gute Methode, um Schülern etwas beizubringen. Von sich aus ergriff Nol jedenfalls nur selten das Wort.
    Obwohl sie am liebsten sofort etwas über Saat erfahren hätte, beschloss sie, Nol zu bitten, ihnen das Abenteuer ihrer Vorfahren von Anfang zu erzählen, damit ihnen nichts Wichtiges entging. Einfach würde das nicht werden. Aber Corenn hatte Geduld - und einen starken Willen.
    »Was taten die Weisen nach ihrer Ankunft im Jal’dara?« Sie eröffnete das Gespräch klugerweise dort, wo Maz Achems Tagebuch endete. »Sind sie wie wir dem Rausch verfallen?«
    Das Lächeln des Ewigen Wächters erstarb. Schon Corenns erste Frage berührte ein heikles Thema.
    »Alle Sterblichen empfinden Euphorie, wenn sie die Gärten betreten. Ist das nicht der Fall, muss ich sie aus dem Tal verjagen. Wer nicht von ihrer Schönheit entzückt ist, gehört nicht in die Kinderstube der Götter«, erklärte Nol.
    »Aber unsere Vorfahren haben die Prüfung bestanden, oder?«
    Das Gesicht des Ewigen Wächters verfinsterte sich noch etwas mehr, was sich in seinem Fall in einem leichten

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