Die Magier 04. Kinder der Ewigkeit - Le Doyen Eternel
die Pforte zu durchschreiten, konnte es sein, dass die Unterwelt die letzte Etappe ihrer Reise war. Deshalb wollten sie den Ewigen Wächter nicht grußlos verlassen.
»Es tut mir leid, dass ich Euch nicht helfen konnte«, sagte Nol bedauernd.
»Ihr habt genug für uns getan«, versicherte ihm Corenn.
»Ich habe lange über Eure Frage nachgedacht«, sagte Nol zu Lana. »Ihr wolltet wissen, ob die Kinder des Jal unglücklich sind. Meine Antwort lautet: Die Götter sind ein Ebenbild der Menschen. Je älter sie werden und je mehr sie von der Welt begreifen, desto trauriger werden sie. Doch das kann sich ändern, wenn einer von Euch die Welt auf den Weg der Harmonie führt. Es liegt an Euch, ob die Götter der Zukunft glücklich sind. Das Gleiche gilt für die Menschen.«
Mit diesen Worten wandte er sich ab und ging langsam davon. Yan hatte das seltsame Gefühl, dass sie ihn nie wiedersehen würden.
»Was für ein Schwätzer«, sagte Lloïol und kratzte sich am Hintern.
Dann betrachtete er seufzend seine dreckigen Fingernägel, als würde ihn der Schmutzrand tatsächlich kümmern. »Geht’s jetzt endlich los, oder wollt Ihr auf den nächsten Zwerg warten?«
Grigán starrte auf das finstere Loch im Boden, das in die Unterwelt führte. Wenn der Tunnel dahinter nicht breiter wurde, würden sie auf Fackeln verzichten und stattdessen ihre einzige Laterne benutzen müssen. Diese Aussicht war wenig verlockend, zumal in der Dunkelheit unbekannte Gefahren lauerten.
»Gibt es keine andere Möglichkeit? Nol sagte, es gebe acht Zugänge zur Unterwelt.«
»Das stimmt«, sagte Lloïol. »Aber dieser hier ist der beste. Er ist übrigens der dritte. Nummer zwei und fünf sind noch enger. Nummer vier steht unter Wasser, und Nummer sieben liegt an einem steilen Berghang. Nummer eins ist für Sterbliche unsichtbar, den können wir also auch vergessen. Und der sechste und achte würden Euch gar nicht gefallen«, sagte er mit einem schiefen Grinsen. »Die größten Gänge sind auch die gefährlichsten. Einige Kreaturen würden in den Gängen, durch die wir gehen, stecken bleiben. Das ist unser Glück.«
Normalerweise hätte seine Antwort Grigán misstrauisch gemacht, aber im Jal’dara konnte der Zwerg nicht lügen. Also nickte er zustimmend und dachte, dass er in der Unterwelt wesentlich wachsamer sein musste.
Die Erben scharten sich um den Eingang zum Labyrinth und warteten, dass Lloïol die Führung übernahm. Doch der Zwerg hatte vor ihrem Aufbruch noch etwas zu erledigen. Er ging neben einem Bach in die Hocke und rieb sich etwas feuchte Erde ins Gesicht. Er widmete sich dieser Aufgabe mit solcher Sorgfalt, dass die Gefährten neugierig wurden und ihn um eine Erklärung baten.
»An Eurer Stelle würde ich das auch tun«, sagte er und trug eine zweite Schlammschicht auf seine spitze Nase auf. »Die Kreaturen der Unterwelt können Euch nicht sehen, wenn Ihr Gwel aus den Gärten am Körper tragt. Das gilt übrigens auch umgekehrt«, fügte der Zwerg hinzu und lachte gackernd.
»Wir werden unsichtbar?«, fragte Bowbaq.
»Ja, großer Mann, so könnte man es sagen. Niemand kann in Eure Gedanken eindringen, solange Euch das Gwel schützt. Es nützt zwar nichts, wenn Ihr Quro oder einem der Lemuren direkt in die Arme lauft, aber es verhindert, dass die Kreaturen, die gerade nicht schlafen, Euch schon aus der Ferne aufspüren.«
»Wie wirkt es genau?«, fragte Corenn aufgeregt.
»Je weniger ein Kind die Gärten kennt, desto besser beschützt uns das Gwel vor ihm. Gegen die schrecklichsten Dämonen hilft es am besten.«
»Endlich einmal eine gute Nachricht«, sagte die Ratsfrau. »Habt Ihr gehört? Es gibt ein Mittel, uns vor Saat zu verstecken! Endlich wird er nicht mehr jeden unserer Schritte verfolgen können.«
»Das Gwel würde uns nur vor Sombre schützen«, dämpfte Rey ihre Begeisterung. »Saat kann uns immer noch die Züu und die Große Gilde auf den Hals hetzen. Ganz abgesehen davon, dass dieser magische Schlamm in unserer Welt vielleicht seine Wirkung verliert.«
»Außerdem wird uns Nol verbieten, etwas von dem Gwel mitzunehmen«, sagte Lana seufzend. »Da wird er nicht mit sich reden lassen.«
Corenn nickte und dachte darüber nach, wie sie dieses Hindernis aus dem Weg räumen konnten. Es stand zu viel auf dem Spiel, um sich eine solche Gelegenheit entgehen zu lassen. Wenn sie das Jal’dara verließen, ganz gleich, wie ihre Begegnung mit den Undinen verlief, mussten sie sich frei bewegen können - ob
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