Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Magier 04. Kinder der Ewigkeit - Le Doyen Eternel

Titel: Die Magier 04. Kinder der Ewigkeit - Le Doyen Eternel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
Vom Netzwerk:
dachte Aleb zornig. Hoher Dyarch hin oder her, Saat und er waren Verbündete, und der Goroner schuldete ihm etwas Achtung. Schließlich war er König. Dieser unwürdige Empfang kränkte ihn in seiner Ehre, und das würde er nicht so einfach hinnehmen!
    »Ich habe das Gefühl, Eure Gedanken lesen zu können«, sagte Saat ironisch, als er den ramgrithischen Herrscher auf sich zustürmen sah.
    Die Bemerkung löste bei seinen Gefolgsleuten lautes Gelächter aus, was Alebs Zorn noch mehr entfachte. Der Goroner beließ es nicht bei der ersten Beleidigung, sondern verspottete ihn obendrein! Mit großen Schritten lief der einäugige König auf den Tisch in der Mitte des Saals zu, um den sich sechs Personen versammelt hatten. Fünf stellten sich ihm in den Weg.
    »Niemand hat es je gewagt, mich so zu behandeln, Saat!«, rief Aleb über das Hindernis hinweg. »Ich habe Euch in La Hacque einen sehr viel besseren Empfang bereitet, obwohl Ihr nichts als ein Abtrünniger seid, der Hauptmann einer zerlumpten Räuberbande!«
    »Vor allem habt Ihr mein Gold empfangen«, sagte der hohe Dyarch belustigt. »Achthundert Pfund, wenn ich mich richtig entsinne? Ihr habt Euch die Gastfreundschaft teuer bezahlen lassen!«
    »Sagt gefälligst ›Majestät‹, wenn Ihr das Wort an mich richtet!«, schrie Aleb. »Im letzten Jahr seid Ihr etwas zu überheblich geworden, Eisenschädel!«
    »Eisenschädel?«, wiederholte die einzige Frau in der Runde, bevor sie begriff, dass er auf Saats Sturmhaube anspielte.
    »Das reicht, Aleb«, sagte der Hexer streng. Er war es gewohnt, dass man ihm gehorchte.
    »Sagt ›Majestät‹!«, brüllte der Ramgrith.
    Seine Stimme erstickte in einem Röcheln. Saat war in seine Gedanken eingedrungen. Bisher hatte er nicht gewusst, dass so etwas überhaupt möglich war. Doch so sicher wie morgens die Sonne aufging, hatte der Hexer seinen Geist bezwungen. Er spürte seine Anwesenheit so deutlich, als wäre Saat ihm auf die Schultern geklettert.
    Und es kam noch schlimmer: Saat stahl ihm die Kontrolle über seinen Körper.
    Aleb konnte nichts tun, als tatenlos zuzusehen, wie er sich verneigte und vor dem Goroner in die Knie ging. Er war immer noch Herr seiner Sinne: Er konnte sehen, hören und denken, aber keinen einzigen Muskel bewegen.
    Im ersten Moment glaubte der ramgrithische König, tot zu sein. Wenn man jede Verbindung zur Welt verlor, kam einem zwangsläufig etwas grauenhaft Endgültiges in den Sinn. Eigentlich hoffte er geradezu, tot zu sein, denn das war immer noch besser als die Aussicht, in einem Körper gefangen zu sein, den er nicht mehr kontrollieren konnte.
    »Endlich nehmt Ihr Vernunft an«, spottete Saat und musterte den vor ihm knienden Mann. »Ihr müsst wissen, Majestät, dass alle hier Anwesenden Königen ebenbürtig sind. Darf ich Euch nun endlich Euren Verbündeten vorstellen? Oder möchtet Ihr lieber mit bloßen Händen helfen, den Tunnel zu graben?«
    Aleb sah sich langsam nicken, obwohl er die Bewegung nicht gewollt hatte.
    »Ja? Ihr möchtet also den Tunnel graben?«, fragte Saat höhnisch.
    Erst in diesem Moment dämmerte dem ramgrithischen König der ganze Schrecken seiner Lage. Saat hatte ihm nicht nur den Körper gestohlen: Er konnte mit ihm anstellen, was immer er wollte. Aleb brauchte nicht viel Fantasie, um sich die schlimmsten Qualen auszumalen.
    Der Hexer war der Einzige, der sich prächtig zu amüsieren schien. Die anderen Anwesenden gaben sich gleichgültig oder wirkten beklommen. Einige mussten in der Vergangenheit Ähnliches durchgemacht haben. Mit der ganzen Kraft seiner Gedanken flehte Aleb um Gnade, bettelte und schwor Saat ewige Gefolgschaft und Treue, wenn er nur von ihm abließ.
    »Ich habe das Gefühl, dass Ihr mir etwas sagen wollt«, stellte Saat belustigt fest. »Ich werde Euren Wunsch, in die Reihen der Sklaven aufgenommen zu werden, nicht erfüllen. Ich bin sicher, dass wir eine nützlichere Aufgabe für Euch finden können. Meint Ihr nicht? Und nun erhebt Euch.«
    Zu seiner großen Erleichterung spürte Aleb sich erneut nicken und dann schwerfällig aufstehen. Im gleichen Moment verließ der Hexer seine Gedanken.
    Heftiger Schwindel überkam den König. Er lehnte sich an eine Säule und presste sich die Fäuste an die Schläfen, als wollte er alles Fremde aus seinem Kopf verscheuchen. So verharrte er eine Weile, während die anderen schwiegen.
    Als er sich wieder etwas besser fühlte, wandte er sich den Fremden zu, vor denen er sich erniedrigt hatte. Er wünschte, sie

Weitere Kostenlose Bücher