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Die Magier 04. Kinder der Ewigkeit - Le Doyen Eternel

Titel: Die Magier 04. Kinder der Ewigkeit - Le Doyen Eternel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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Seine entgeisterte Miene bestätigte Yan, dass sie nicht bei Freunden waren.
    »Derkel«, stieß er hervor. »Derkel, rachis lil’temena!«
    »Wie du siehst, Cásef«, antwortete Grigán verächtlich. Der Mann wandte sich ab, um die Flucht zu ergreifen, aber Grigán sprang blitzschnell über die Bänke und den Tisch, die sie voneinander trennten, setzte ihm nach und brachte ihn zu Fall. Dann stellte er einen Fuß auf den Rücken des Fremden und zog sein Krummschwert. »Yan!«, rief er bestimmt.
    Der junge Mann erinnerte sich an seine Aufgabe und lief rasch durch die übrigen Zimmer, um sich zu vergewissern, dass dort keine Gefahr lauerte. Er hoffte inständig, dass der Mann namens Cásef bei seiner Rückkehr noch lebte, aber zum Glück war seine Befürchtung unbegründet.
    »Bewach die Tür«, befahl Grigán und ließ sein Opfer frei. »Wenn er zu fliehen versucht, töte ihn.«
    Yan stellte sich an der Tür auf. Ihm wurde angst und bange bei dem Gedanken, den Befehl ausführen zu müssen, denn es war sonst nicht Grigáns Art, sich so brutal zu geben. Er musste tatsächlich gute Gründe haben.
    Der Mann raffte sich stöhnend auf. Der Schock saß ihm noch in den Knochen. Grigán ließ sich auf dem Tisch nieder und legte mit einem vielsagenden Blick sein Schwert auf eine der umgekippten Bänke.
    »Ich schwöre, ich handele nicht mehr mit Sklaven«, sagte der Fettwanst händeringend. »Lil’urhal on, Grigán.«
    »Sprich Itharisch. Mein Freund soll verstehen, was wir sagen.«
    »Was um alles in der Welt willst du?«, rief Cásef. »Gold? Daï-Schlangen? Warum bist du zurückgekehrt? Bist du lebensmüde?«
    »Ich will, dass du mich zu den schwarzen Wölfen führst«, sagte der Krieger ruhig. »Ich will die Aufständischen treffen.«
    »Du bist wahnsinnig! Du bist tatsächlich lebensmüde! Die Wölfe wollen deinen Tod genauso sehr wie der König, du armer Irrer! Und mich bringen sie dann auch gleich um!«
    Wie nebenbei hob Grigán seine Waffe auf und setzte ein gespielt nachdenkliches, aber unmissverständlich drohendes Gesicht auf. »Ich habe mein Leben für dich riskiert«, erinnerte er ihn leise. »Du hast es mir und nur mir zu verdanken, dass du noch am Leben bist. Es ist an der Zeit, deine Schuld zu begleichen.«
    »Aber sie werden dir nicht einmal Gehör schenken. Ich weiß, was sie denken«, fuhr Cásef ruhiger fort. »In ihren Augen bist du ein Verräter, der sein Land im Stich gelassen und sich aus dem Staub gemacht hat. Sie werden dich töten, Grigán, sie werden dich mit Sicherheit töten. Zumal … Zumal sie von Narro angeführt werden«, sagte er einer plötzlichen Eingebung folgend.
    Der Krieger riss die Augen auf. Yan schossen hundert Fragen durch den Kopf, aber er würde sich noch gedulden müssen. Grigáns Vergangenheit barg wirklich viele Geheimnisse …
    »Ich werde trotzdem hingehen«, sagte Grigán, als er sich wieder gefangen hatte. »Die Wölfe müssen mich anhören. Und du wirst mich zu ihnen bringen«, setzte er hinzu und zeigte mit dem Finger auf den Fettwanst. »Das ist die einzige Chance, deinen Namen irgendwann aus meinem Gedächtnis zu löschen.«
    Cásef starrte ihn eine Weile wortlos an, bevor er sich in das Unvermeidliche fügte. »Und wann willst du dich ins Verderben stürzen?«, fragte er seufzend.
    »Heute Nacht. Im nächsten Dekant«, sagte Grigán. »Ich hätte es schon vor zehn Jahren tun sollen. Jetzt will ich nicht länger warten.«
     
     
     
    Aufatmend sog Zamerine die kühle Nachtluft ein. Der Tunnel war so voller Menschen, dass man zuweilen kaum Luft bekam. Dazu kam der beißende Schweißgeruch der Sklaven, den kein Stoff zu überdecken vermochte. Doch die Früchte seiner Arbeit wogen alle Unannehmlichkeiten auf. Ganz besonders heute …
    Der Judikator saß von dem Esel ab, der ihn durch den unterirdischen Gang getragen hatte, und drückte dem wartenden Stallburschen die Zügel in die Hand. Selbst mit einem Reittier brauchte man inzwischen über drei Dezimen, fast einen halben Dekant, um zu der Grabungsstätte zu gelangen. Hätten die Sklaven den Schutt ins Freie schaffen müssen, wären sie zehnmal langsamer vorangekommen als zu Beginn der Arbeiten. Doch seit sie bei den Grabungen auf natürliche Stollen gestoßen waren, nutzte Zamerine die unterirdischen Verzweigungen für ihre Zwecke. Das aus dem Berg geschlagene Geröll wurde nun einfach in die Seitengänge gekippt. Die größten Höhlen dienten als Warenlager und konnten in Verteidigungsposten umgewandelt werden, falls

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