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Die Magier 04. Kinder der Ewigkeit - Le Doyen Eternel

Titel: Die Magier 04. Kinder der Ewigkeit - Le Doyen Eternel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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beweist nur, wie klug sie sind. Und jetzt verschwinde.«
    Das ließ sich Cásef nicht zweimal sagen. Er hastete davon und warf dabei immer wieder einen Blick über die Schulter, um sich zu vergewissern, dass der Krieger ihm keine Pfeile hinterherschickte. Bald war er außer Sichtweite.
    »Verstecken wir uns«, befahl Grigán.
    Zwei Dezimen lang lagen sie im Schatten eines roten Ölbaums auf der Lauer, ohne dass etwas Nennenswertes geschah. Yan hatte sich ihre geheime Mission viel aufregender vorgestellt. Im Grunde verbrachten sie viel mehr Zeit damit zu warten, als tatsächlich zu handeln. Aber wenn er ehrlich war, kam ihm das ganz gelegen. Aufregung hatte er in den letzten Dekaden mehr als genug gehabt, und außerdem wollte er seine Chancen, Léti wiederzusehen, nicht unnötig verringern.
    Er ahnte nicht, was das Schicksal noch für ihn bereithielt.
    »Das reicht«, sagte Grigán plötzlich leise. »Ich gehe jetzt hin, aber ohne dich. Wenn ich bis Tagesanbruch nicht zurück bin, musst du dich allein durchschlagen. Versuche, Corenn wiederzufinden. Nimm das hier.«
    »Auf gar keinen Fall«, antwortete Yan entschieden und weigerte sich, die Geldbörse anzunehmen. »Ich komme mit.«
    »Stell dich nicht dümmer an, als du bist, Yan! Bei Alioss, wie kann man nur so dickköpfig sein!«
    Darüber musste Yan grinsen, denn diesen Vorwurf bekam Grigán oft genug selbst zu hören. Aber seinem Freund war nicht nach Scherzen zumute. Fluchend suchte er nach Argumenten, die Yan umstimmen würden. Schließlich gab er sich geschlagen.
    »Na schön, gehen wir. Diesmal zertrümmern wir nicht die Tür. Wir tun genau, was sie uns sagen, es sei denn, ich gebe dir ein Zeichen, ihren Befehl zu missachten. Verstanden?«
    »Verstanden.«
    Sie verließen ihr Versteck und gingen auf Félels Haus zu. Grigán klopfte dreimal laut an die Tür. Kurz darauf wurde sie einen Spalt weit geöffnet, und ein misstrauisches Gesicht spähte heraus.
    »Was wollt Ihr?«, fragte der Mann barsch.
    »Mit den schwarzen Wölfen sprechen«, sagte Grigán unumwunden. »Ich liefere Euch den Einäugigen ans Messer.«
    Die Tür schwang ein Stück weiter auf und gab den Blick auf drei mit Krummschwertern bewaffnete Krieger frei. Nachdem sie Yan und Grigán hineingezerrt hatten, kehrte auf dem kleinen Platz wieder Ruhe ein.
    Als der Tag anbrach, hatten die Besucher das Haus noch nicht wieder verlassen.
     
     
     
    Als Bowbaq, Léti, Corenn und Lana im Dorf des Rentierklans ankamen, waren sie überrascht, dass sie kaum Aufsehen erregten. Die Reise war nicht besonders beschwerlich gewesen. Corenn hatte den drei Dekanten langen Fußmarsch hinter sich gebracht, ohne die geringste Schwäche zu zeigen, und war nur dann bereit gewesen, sich auf den Schlitten zu setzen, wenn er sich leicht ziehen ließ. Bowbaq hatte keine Mühe gehabt, die richtigen Wegzeichen zu finden und zu entziffern. Indes hatten Lana und Léti die Schönheit des Weißen Landes bestaunt: Sie waren nicht müde geworden, die Täler, Hochebenen, majestätischen Wälder und gefrorenen Seen zu betrachten.
    Doch die eisige Luft, die in der kalten Jahreszeit in diesen Höhen herrschte, ließ die Erben trotz ihrer warmen Pelze frösteln, und so waren sie erleichtert, als sie ihr Ziel erreichten.
    Léti stellte fest, dass das Dorf des Rentierklans in seiner Größe und der Anordnung der Häuser an eine kaulanische Siedlung erinnerte. Damit hörte die Ähnlichkeit allerdings auch schon auf. Die Häuser selbst hatten wenig mit den Fischerkaten in Eza gemein: Sie waren aus schweren Balken gezimmert, hatten ein Fundament aus unbehauenen Steinen und sahen wie riesige, schneebedeckte Maulwurfshügel aus, aus denen Schornsteine hervorragten. Ein kümmerlicher Zaun aus unterschiedlich großen Holzpfählen und ein zugefrorener Wassergraben bildeten den einzigen Schutzwall der Siedlung. Trotz der Kälte waren erstaunlich viele Menschen im Freien. Schon von weitem sah Léti einen Schmied, einen Böttcher, einige Kinder, die an ihren Bogen herumschnitzten, und mehrere Holzfäller und Zimmermänner. Die arkischen Klans waren eben nicht nur eine Reihe von Familien, die sich nebeneinander angesiedelt hatten, sondern eine richtige Gemeinschaft, die zusammen lebte und arbeitete.
    Ohne zu zögern, überquerte Bowbaq die Brücke über den Wassergraben, und die anderen folgten ihm rasch, um nicht zurückzubleiben. Die Dorfbewohner schenkten ihnen keine besondere Aufmerksamkeit. Die meisten hoben nur kurz den Blick, bevor sie sich

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