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Die Magier 04. Kinder der Ewigkeit - Le Doyen Eternel

Titel: Die Magier 04. Kinder der Ewigkeit - Le Doyen Eternel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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Mann vor ihnen, dessen graue Haare und langer Bart genauso munter sprossen wie Bowbaqs. Mit der Axt über der Schulter musterte er die Erben schweigend, bevor er dem Riesen kräftig die Hand schüttelte. »Ich bin Ingal, Anführer des Rentierklans«, sagte er mit rauer Stimme. »Seid willkommen.«
    »Ich bin Bowbaq vom Vogelklan und danke dir für deine Gastfreundschaft, Freund Ingal.« Er stellte die anderen vor, und Ingal nickte den Frauen zu.
    »Du bist weit fort von deinem Klan, Freund Bowbaq«, bemerkte er, während er sie ins Haus hineinwinkte. »Was führt dich hierher?«
    »Weise Eurydis!«, platzte es aus Lana heraus, als sie die Stube betraten.
    Die Maz stand vor einem drei Fuß langen Gemälde der Göttin, das über einem gewaltigen Kaminsims hing. Es war kein Zweifel möglich: Die abgebildete Szene zeigte die zweite Erscheinung der Weisen auf der Versammlung der Heerführer des Itharischen Reichs.
    »Ich … Ein so schönes Bild habe ich bisher nur selten gesehen«, sagte sie benommen.
    Der Große Tempel würde gewiss einige Hundert Pfund Gold für dieses außergewöhnliche Kunstwerk zahlen, dachte sie. Wie es den Weg hierher gefunden hatte, würde für immer ein Geheimnis bleiben, doch das kümmerte die Priesterin nicht. Wichtig war nur, dass sie es hatte sehen dürfen.
    »Corenn, ich bin sicher, dass wir auf dem richtigen Weg sind«, rief sie glücklich. »Wie hoch war die Wahrscheinlichkeit, dass es uns hierher verschlägt? Eurydis hat uns zu diesem Haus geführt. Das Gemälde ist ein Zeichen der Göttin!«
    Ihre Freunde erwiderten ihr Lächeln. Sie alle wünschten sich, dass ihre Zuversicht sich bewahrheiten würde.
    »Es befindet sich seit Urzeiten im Besitz meiner Familie«, erklärte Ingal stolz, um zu bekräftigen, wie viel ihm das Werk bedeutete.
    »Es ist wunderschön«, wiederholte Lana.
    Nach diesem Austausch von Höflichkeiten entstand ein kurzes Schweigen, das ihr Gastgeber mit der Einladung beendete, doch auf den breiten Sitzbänken vor dem Kamin Platz zu nehmen.
    »Wohin bist du unterwegs, Freund Bowbaq?«, fragte Ingal, als sie sich gesetzt hatten.
    »Hierher, um es geradeheraus zu sagen«, antwortete er. »Meine Freundin Corenn ist Mitglied des Ständigen Rats von Kaul. Sie hat den Anführern aller Klans in dieser Gegend eine wichtige Botschaft zu übermitteln, doch eine Kopfwunde zwingt sie zur Rast. Könnte ich das Konzil bei dir einberufen?«
    »Und wie lautet diese Botschaft?«, fragte Ingal, ohne auf seine Frage einzugehen.
    Corenn ließ sich mit der Antwort Zeit. Zum ersten Mal wandte sich ihr Gastgeber direkt an sie. In Arkarien wurden die Frauen zwar von ihren Männern geachtet, auf Händen getragen und oft um Rat gefragt, doch in politische Angelegenheiten bezog man sie nicht ein. Das galt als unhöflich. Sie würde sich große Mühe geben müssen, um ernst genommen zu werden. »Das kann ich leider erst auf dem Konzil sagen, Freund Ingal«, sagte sie. »Ich will dich nicht in Gefahr bringen.«
    »Um was für eine Gefahr geht es denn?«, fragte der Anführer mit blitzenden Augen.
    Als Corenn deutlich machte, dass sie bei ihrer Entscheidung bleiben würde, setzte Ingal ein mürrisches Gesicht auf. Eine solche Geheimniskrämerei war er nicht gewohnt, und sie verhieß nichts Gutes. Doch dann besann er sich auf seine Pflicht.
    »Einverstanden«, lenkte er ein. »Du wirst vor dem Konzil sprechen, Freundin Corenn. Ich hoffe, dass du einen guten Grund hast. Meine Brüder werden die Reise ungern vergeblich auf sich nehmen.«
    »Das habe ich, Freund Ingal«, versicherte die Ratsfrau. »Die Anführer werden nicht umsonst kommen. Ich bin hier, um das größte Geheimnis dieses Jahrhunderts zu enthüllen«, erklärte sie feierlich.
    Ingal nickte und wandte sich dann Bowbaq zu, weil er hoffte, sein Landsmann könnte ihm Näheres verraten. Dabei wusste der Riese selbst nicht ganz, was seine Freundin vorhatte.
    »Ich werde umgehend Boten entsenden«, sagte Ingal schließlich. »Ich kann es kaum erwarten, Licht in diese Angelegenheit zu bringen.«
    »Du kannst mich gerne dafür vorsehen, Freund Ingal«, erbot sich Bowbaq.
    »Das ist sehr großzügig von dir, mein Freund, aber du bist mein Gast, und wer diese Gegend nicht kennt, dem drohen viele Gefahren. Seit einigen Monden treibt sich ein Löwe hier in der Nähe herum. Es ist ein Wunder, dass er noch niemanden angegriffen hat.«
    »Ein Löwe?«, wiederholte Bowbaq aufgeregt. »Hat er ein schwarzes Ohr, helle Augen und eine Brandwunde auf einer

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