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Die Magier 04. Kinder der Ewigkeit - Le Doyen Eternel

Titel: Die Magier 04. Kinder der Ewigkeit - Le Doyen Eternel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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Pranke?«
    »Schon möglich«, entgegnete Ingal zögernd. »Wir sehen ihn immer nur aus der Ferne.«
    »Wo ist er zum letzten Mal gesichtet worden?«, fragte Bowbaq und sprang auf.
    »Im Wald von Bianq, glaube ich. Östlich von hier.«
    »Ich danke dir für deine Gastfreundschaft, Ingal«, rief der Riese, der bereits zur Tür stürzte. »Ich bin bald wieder zurück!«
    Léti sah ihm neidisch nach. Bowbaq sah so glücklich aus! Sie hätte ihn gern begleitet, wollte ihn aber in seiner Vorfreude auf das Wiedersehen nicht stören.
    »Was hat er denn?«, fragte Ingal, als die Tür ins Schloss fiel. »Ist er Löwenjäger?«
    »Nein, nein. Er will seine Familie wiedersehen«, gab Corenn lächelnd zurück.
     
     
     
    So nah war Rey seinem Ziel noch nie gewesen. Zwei Tage lang hatte er sich aus Mangel an Ortskenntnissen damit begnügt, auf die Berge zuzumarschieren. Am Abend des zweiten Tages erspähte er schließlich die Lagerfeuer der wallattischen Armee, die ihm wie kleine Leuchttürme den Weg wiesen. Er hielt nun geradewegs darauf zu und rechnete jeden Augenblick damit, auf den Feind zu stoßen.
    Davor fürchtete er sich mittlerweile weniger, als er gedacht hatte. Rey hatte viel Zeit gehabt, über seinen Plan nachzudenken, und seine Entschlossenheit war größer als je zuvor. In den letzten Tagen hatte er so viele zerstörte Dörfer durchquert und die Spuren so vieler Gräueltaten gesehen, dass es keinen Zweifel mehr gab: Saat musste für seine Taten büßen. Die Oberen Königreiche durften diesem Verbrecher nicht zum Opfer fallen. Fast hätte er darüber sogar seine persönlichen Rachegelüste vergessen.
    Er litt an Hunger und Erschöpfung. Nach dem Durchzug Zehntausender Kämpfer war das Land so verwüstet, dass kaum noch etwas Essbares zu finden war. Selbst Wild, mit dem Rey seine dürftigen Mahlzeiten aus Eiern, Schlotpilzen und Wurzeln hätte aufbessern können, gab es keins mehr. Für ein wohlschmeckendes warmes Mahl hätte er alles gegeben, was er besaß, wobei das nicht gerade viel war, seit er den Rest der Goldmünzen aus dem Kleinen Palast zurückgelassen hatte.
    Er verdrängte seinen Hunger, indem er an seine Freunde dachte, vor allem an Lana. Er malte sich aus, wie froh sie sein würden, wenn er ihnen vom Gelingen seiner Mission berichtete. Er träumte von dem großen Wiedersehen, sah ihre freudestrahlenden Gesichter vor sich und schmiedete Zukunftspläne, an die er zwar selbst nicht recht glaubte, die ihm aber in der Einsamkeit Gesellschaft leisteten.
    Er hing gerade einem dieser Tagträume nach, in dem er an der Seite der Priesterin in Glück und Frieden lebte, als er auf einen erdrückenden Beweis für Saats Macht stieß.
    In den Wald war eine Schneise geschlagen, die sich in beide Richtungen bis zum Horizont erstreckte. Auf acht Schritten Breite war alles dem Erdboden gleichgemacht. Nur die Bäume, die zu tief verwurzelt waren, hatte man an Ort und Stelle niedergebrannt. Die verkohlten Stümpfe sahen aus, als hätten die Undinen ihnen einen Besuch abgestattet.
    Rey wartete eine Weile, bevor er sich vorsichtig auf das offene Gelände hinauswagte. Alles lag wie ausgestorben da. Unzählige Wagenräder, Hufe und Stiefel hatten ihre Spuren in dem schlammigen, zerfurchten Boden hinterlassen. Das Heer, das hier durchgezogen war, musste gewaltig gewesen sein. Vielleicht diente diese Straße immer noch der Versorgung von Saats Armee. Da sie in westlicher Richtung auf die Berge zuführte, gelangte man vermutlich in die wallattische Hauptstadt, wenn man sich nach Osten wandte.
    Obwohl es gefährlich war, sich ohne jede Deckung fortzubewegen, beschloss Rey, die Gelegenheit beim Schopf zu packen und auf dieser Straße weiterzugehen. So würde er wenigstens auf direktem Weg ans Ziel gelangen. Wenn er am Waldrand blieb und die Straße im Auge behielt, würde er sich im Notfall hoffentlich rechtzeitig verstecken können, und dass er unterwegs auf Wallatten stoßen würde, war ohnehin unvermeidlich.
    Zu seinem Pech geschah das ziemlich bald. Rey hatte zwar den Weg vor sich im Blick, war aber nicht darauf gefasst, dass die Gefahr auch von hinten nahen konnte. Als er den Hufschlag hörte, war es bereits zu spät. Der Reiter hatte ihn sicher längst gesehen.
    Rey drehte sich kurz um, warf ihm einen Blick zu und setzte dann scheinbar ungerührt seinen Weg fort. Wäre er losgerannt, hätte er sich höchstens verraten und damit alles noch schlimmer gemacht. Er konnte nur hoffen, dass sich der Wallatte von seiner Verkleidung

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