Die Magier von Shannara 1 - Das verbannte Volk
Pontons schaukelten, als sei das Schiff in schweren Sturm geraten und liege nicht auf seichtem Wasser. Offensichtlich zeigte Ahrens Tun trotz allem Wirkung. Terek Molt schien es ebenfalls zu spüren, und er verdoppelte seine Anstrengungen. Druidenfeuer schoss aus seinen Händen auf den Elfen, brachte diesen zum Taumeln und setzte seinem Schild mehr und mehr zu. Pen hörte, wie Ähren nach Khyber rief, das Zeichen, auf das sie gewartet hatte, und sofort hatte sie die Elfensteine in der Hand und streckte die Arme aus. Helles blaues Licht umhüllte ihre Fäuste und breitete sich kreisförmig aus. Der Junge musste die Augen abschirmen.
Dann explodierte die Magie in ihrer geballten Faust und brauste wie eine mächtige Flutwelle über die
Galaphile
hinweg. Einen Moment lang leuchtete das Druidenschiff grell auf wie ein Stern, dann ging es in Flammen auf. Das Feuer entzündete sich nicht nur an einer Stelle oder an einem Dutzend. Das Kriegsschiff brannte überall zugleich und verwandelte sich in eine gigantische Fackel. Mit ohrenbetäubendem Zischen schoss ein Feuerball Hunderte von Metern in den dunstigen Himmel über dem Sumpf und riss Gnomenjäger mit sich und auch Terek Molt, der heftig um sich trat und wie von einem Strudel angesaugt wurde. Dieser Feuerball brannte mit solcher Intensität, dass Pen und Tagwen, obwohl sie so weit entfernt waren, noch die Hitze spürten. Sekunden später war die
Galaphile
mitsamt ihrer Besatzung verschwunden.
Pen lag flach im Schlamm und im versengten Gras und schaute nun auf. Ähren Elessedil lag am Ufer auf dem Rücken, und Rauch stieg von seiner verbrannten Gestalt auf. Khyber kniete schockiert einige Meter von ihm entfernt, hatte die Arme gesenkt; die Macht der Elfensteine war wieder eingeschlafen. Sie hielt den Kopf gesenkt, als habe sie einen Schlag erhalten, und der Junge bemerkte, wie heftig sie blinzelte. Am ganzen Körper zitterte sie.
Unter Mühen erhob er sich. »Tagwen«, rief er den Zwerg und fand ihn, obwohl er von Rauch und Asche halb blind war. Tagwen blickte ihn mit vor Schrecken weit aufgerissenen Augen an. »Steh auf. Wir müssen ihnen helfen.«
Der Junge stolperte voran und duckte den Kopf wegen der Hitze, die von dem immer noch brennenden See ausging. Flammen und Asche auf dem Wasser waren alles, was von der
Galaphile
geblieben war. Pen betrachtete die Verheerung, fragte sich benommen und verwundert, was bloß geschehen war, es gelang ihm jedoch nicht, sich einen Reim darauf zu machen.
Neben der jungen Elfin ließ er sich nieder und berührte sie an der Schulter. »Khyber«, sagte er leise. Sie sah nicht auf und hörte auch nicht auf zu zittern, also brachte er seine Lippen dicht an ihr Ohr und flüsterte: »Khyber, es ist gut, es ist vorbei. Sieh mich an. Ich muss wissen, ob du mich verstehst. Dir ist nichts passiert.«
»Solche Macht«, flüsterte sie plötzlich. Das Zittern ließ nach, und ihr Körper wurde ruhig. Ein langer Seufzer entfloh ihren Lippen. Sie hob den Kopf und betrachtete die brennende Oberfläche des Sumpflandes. »Ich konnte es nicht aufhalten, Pen. Ich konnte es nicht aufhalten, nachdem es einmal angefangen hatte.«
»Ich weiß«, sagte er und begriff nun einen Teil dessen, was sich ereignet hatte. »Es ist vorbei.« Er half ihr auf die Füße, und gemeinsam taumelten sie zu der Stelle, wo Tagwen an Ähren Elessedils Seite kniete. Pen erkannte auf den ersten Blick, dass der Druide im Sterben lag. Mehrere Pfeile hatten ihn durchbohrt, und die Explosion hatte seinen Körper verbrannt. Die Augen hingegen waren offen und ruhig, und Ähren beobachtete Pen und Khyber, während sie näher kamen.
Khyber schlug die Hände vor den Mund, als sie ihn sah, sank neben ihm auf die Knie und begann zu weinen. Die Hände ließ sie hilflos in den Schoß fallen, und ihr Kopf drehte sich zitternd von einer Seite zur anderen.
Der Druide streckte die verbrannte Hand aus und berührte sie am Arm. »Terek Molt hatte seine Magie mit der
Galaphile
verbunden«, flüsterte er mit schmerzerfüllter, krächzender Stimme. »Um das Schiff zu beschützen. Als ich angriff, verstärkte er diese Verbindung noch, bis sie zu stark war, als dass er sie schnell hätte lösen können. Die Elfensteine haben den Unterschied nicht bemerkt. Für sie stellte die
Galaphile
eine Waffe dar, die zu Terek Molt gehörte. Daher haben sie beide zerstört.«
»Ich hätte dir helfen können!«
»Nein, Khyber.« Er hustete, und Blut sprenkelte seine aufgesprungenen Lippen. »Von den
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