Die Magier von Shannara 1 - Das verbannte Volk
wohin?«
»Zerstört. Vernichtet.«
Voller Zorn ballte sie die Fäuste. »Wie konnte Molt das zulassen?« In Gedanken ging sie die verschiedenen Möglichkeiten durch. »Wann haben wir den letzten Bericht von ihnen erhalten?«
»Gestern.« Rowan sah sie nicht an. »Der Nachricht zufolge verfolgten sie den Jungen und die anderen und hatten sie in Anatcherae eingeholt. Das dürfte vor zwei Tagen gewesen sein.«
Sie zwang sich, ruhig zu bleiben und kühl nachzudenken. Kurier-Vögel von der
Galaphile
brachten ihr regelmäßig Botschaften von Molt, in denen er seinen Aufenthaltsort und die Ereignisse schilderte. Im gestrigen Bericht hatte nichts auf Schwierigkeiten hingedeutet, geschweige denn darauf, dass ein Kriegsschiff der Druiden der Gefahr ausgesetzt war, zerstört zu werden. Magie solcher Stärke war ungewöhnlich, und ihre Anwendung erforderte große Exaktheit. Die Elfensteine? Möglicherweise. Aber Ähren Elessedil war kein Kriegerdruide und auch nicht so gut für den Kampf ausgebildet wie Molt. In jeder Auseinandersetzung hätte der Zwerg den Sieg davontragen müssen.
Sie betraten die kalte Kammer, wo Iridia Eleri am Becken stand und mit entsetzten Augen das Scrye-Wasser betrachtete. Die Arme hatte sie vor dem steifen Körper verschränkt. Beim Eintreten der beiden anderen sah sie auf, und das Entsetzen wich Wut.
»Wenn du mich geschickt hättest, wäre das alles nicht passiert!«, zischte sie Shadea an und gab sich keine Mühe, ihre Gefühle zu verbergen.
Shadea ignorierte sie, ging zum Becken und blickte hinein. Heftige Wellen breiteten sich von einem Punkt an der Ostküste des Lazareen aus, irgendwo in den Schlacken. Sie kannte dieses Land. Auf jeden lauerten dort Gefahren, gleichgültig, wie gut bewaffnet und vorbereitet man war. Es gab keine Zweifel an dem, was sie im Wasser sah. Die Art der Wellen zeigte eine heftige Explosion an, die durch die Anwendung von Magie ausgelöst worden war. Das kleine Symbol, welches die
Galaphile
darstellte, war verschwunden. Traunt Rowan hatte sich nicht geirrt.
»Wir können von hier aus nicht feststellen, wer überlebt hat«, sagte sie, vor allem an sich selbst gerichtet. »Nicht, ohne jemanden loszuschicken, der es herausfindet«, erwiderte Traunt Rowan.
Iridia ging zur anderen Seite des Beckens und stand Shadea nun gegenüber. Obwohl sie von Statur kleiner war, wirkte Iridia so, als wolle sie die größere Frau angreifen. Shadea trat unwillkürlich einen Schritt zurück. »Das geht auf deine Kappe«, fauchte Iridia scharf wie eine Klinge mit eiskalter Stimme. Sie bebte vor Zorn. »Dafür bist du verantwortlich, du und deine Sturheit, weil du immer unbedingt das tun musst, was dir gefällt. Wozu brauchst du uns andere, Shadea? Wozu hast du uns je gebraucht? Ich habe dich früher für meine Freundin gehalten. Ich dachte, wir wären Schwestern im Herzen. Aber du bist zu Freundschaft oder Treue oder Fürsorge gar nicht fähig. Du bist ein solches Ungeheuer wie die Kreatur, die du gerufen hast, um den Stiehl zu tragen. Und ich bin um nichts besser. Ich war eines deiner Ungeheuer, eine von denen, die für dich arbeiteten. Ich war dein Werkzeug.«
Sie schüttelte langsam den Kopf. »Jetzt nicht mehr. Nie wieder.«
Einen Moment lang hielt sie dem Blick ihrer Gegnerin noch stand, dann drehte sie sich um und verließ den Raum. Unbeeindruckt sah Shadea ihr hinterher. Leider, leider war Iridia wohl zu keinem vernünftigen Gedanken mehr fähig. Ihre Verbindung zu Ähren Elessedil hatte ihr Gefühlsleben vollkommen durcheinander gebracht, und Shadea erwischte sich bei dem Wunsch, der Elfenprinz möge ebenso verschwunden sein wie die
Galaphile.
Dann würde sich Iridia ihr vielleicht wieder zuwenden.
Shadea blickte Traunt Rowan an. »Bist du der gleichen Meinung?«
Der Druide zuckte mit den Schultern. »Ich bin niemandes Werkzeug und tue, was mir gefällt. Iridias Probleme sind nicht meine. Andererseits bezweifle ich auch, ob es weise war, Terek Molt dem Jungen hinterherzuschicken. Ich sehe keinen Vorteil darin. Es lenkt uns vom Wesentlichen ab.«
»Das Wesentliche ist, sicherzustellen, dass niemand die Ard Rhys zurückholen kann!«, brüllte sie ihn an. »Warum begreifst du das nicht? Ihr alle seid euch so sicher, das sei unmöglich. Aber vergesst nicht, wer sie ist. Schon viele sind dem Irrtum aufgesessen, sie für tot zu halten, und mussten es hinterher bitterlich bereuen.«
»Niemand wagt sich ungestraft in die Verfemung -«
»Pst! Sprich das Wort nicht aus!« Sie
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