Die Magier von Shannara 1 - Das verbannte Volk
Elfensteinen durfte er nichts wissen. Sonst hätte er dich vernichtet.«
»Stattdessen hat er dich vernichtet!« Weil sie so heftig schluchzte, konnte man ihre Worte kaum verstehen. Der Druide neigte den verletzten Kopf zur Antwort. »Ich habe meine Unverwundbarkeit ein wenig überschätzt. Trotzdem ist es ein zumutbarer Tausch.« Er schluckte mühsam. »Die Elfensteine gehören jetzt dir. Verwende sie mit Umsicht. Du kannst ihre Macht nutzen …« Er kam nicht weiter, brachte die Worte nicht hervor. Dann: »Du hast erlebt, über welche Fähigkeiten du verfügst. Du bist stark. Dein Herz, dein Verstand, dein Körper - sehr, sehr stark. Dennoch besitzen die Steine noch größere Macht. Sei vorsichtig. Sie werden dich beherrschen, wenn du nicht gut aufpasst. Es ist stets mit einem Risiko verbunden, sie einzusetzen. Vergiss das nicht.« Sie hob den Kopf und schaute Pen mit tränenüberströmtem Gesicht an. »Wir müssen ihm helfen!« Khyber war der Hysterie nahe. Pen hatte Angst, ihm fiel nichts ein, was er ihr hätte sagen können. Seines Wissens konnten sie nichts für den Druiden tun. Und gewiss war ihr das bewusst. Dennoch wirkte sie so aufgebracht, dass er fürchtete, sie könnte trotzdem etwas versuchen, und zwar etwas Gefährliches. Ähren Elessedil packte ihr Handgelenk. »Nein, Khyber«, sagte er und wartete, bis sie ihn wieder ansah, bis sie ihm wieder in das entsetzlich entstellte Gesicht blickte. »Du kannst nichts tun. Für mich ist die Sache vorbei. Tut mir Leid.«
Langsam wanderte sein Blick zu Pen. »Penderrin. Vor zwanzig Jahren, während meiner Reise auf der
Jerle Shannara
mit deinem Vater, hat ein junges Mädchen sein Leben für mich gegeben. Das tat es, weil es glaubte, ich sei dazu bestimmt, großartige Dinge zu vollbringen. Bring diese Geschichte zu einem guten Ende. Tu das, weshalb man dich hierher geschickt hat. Finde die Ard Rhys und bring sie zurück.«
Rasselnd und stockend holte er Atem, wandte den Blick jedoch nicht von dem Jungen ab, während er angestrengt weitersprach. »Ähren?«, flüsterte Pen.
»Versprich es mir.«
Die Augen des Druiden brachen, und er hörte auf zu atmen. Pen konnte sich nicht abwenden, und in Ähren Elessedils leerem Blick fand er eine Kraft, die er nicht für möglich gehalten hätte. Er streckte die Hand aus, strich dem Druiden über das verbrannte Gesicht, schloss die toten Augen und lehnte sich zurück. Er sah Khyber an, die leise weinte, dann Tagwen.
»So hätte ich mir das niemals vorgestellt«, sagte der Zwerg. »Ich dachte, er wäre derjenige, der uns sicher durch alle Gefahren bringt.«
Pen nickte und blickte hinaus auf den brennenden See, auf die Flammen, die überall im Zwielicht loderten, auf den verfärbten Himmel und die Erde, die die Farbe von Blut angenommen hatten. Die Oberfläche des Wassers brannte still vor sich hin, ein flammender Spiegel vor dem Hintergrund der von Schatten überzogenen Bäume. Rauch mischte sich mit Dunst, Dunst mit Wolken, alles wirkte verschleiert und übernatürlich. Die Welt fühlte sich fremd an, nichts, was der Junge sah, erschien ihm vertraut.
»Was machen wir jetzt?«, fragte Tagwen leise. Er schüttelte langsam den Kopf, als gebe es keine Antwort auf seine Frage.
Penderrin Ohmsford sah erneut Khyber an. Sie weinte nicht mehr. Sie hatte den Kopf gehoben, und ihr dunkles Gesicht strahlte Entschlossenheit aus. Aus der Art, wie sie seinen Blick erwiderte, konnte er schließen, dass sie keine Tränen mehr vergießen würde.
Der Junge wandte sich dem Zwerg zu. »Wir werden das tun, worum er uns gebeten hat«, sagte er. »Wir werden weitermachen.«
Siebenundzwanzig
Als Shadea a'Ru den Druidenrat verließ, warf sie keinen Blick zurück auf diese Narren, sondern hielt die Augen starr geradeaus gerichtet. Diese Befriedigung würde sie ihnen nicht zugestehen. Überhaupt würde sie ihnen nichts zugestehen. In ihr brodelten Zorn und Enttäuschung, doch würde sie sich das nicht anmerken lassen. Sollten sie über ihre wahren Gefühle denken, was sie wollten; ihre Vermutungen bildeten das geringste ihrer Probleme.
Mit langen Schritten schob sie sich an jenen vorbei, die sich an der Tür gruppiert hatten, und drängte sie mithilfe ihrer großen Statur zur Seite, dann eilte sie durch den Korridor auf die Treppe zu, die zu ihrem Zimmer führte. Ihr abrupter Aufbruch war eine Gunst, die sie ihnen erwies. Wäre sie länger geblieben, hätte sie vielleicht einen von ihnen umgebracht.
Das wäre sicherlich befriedigender
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