Die Magier von Shannara 1 - Das verbannte Volk
ihr neue Hoffnung und neue Kraft.
- Er kann immer noch dein werden -
Sie nickte in der Dunkelheit. Wie sehr wünschte sie sich, dass es wahr wurde. Aber wie? Ähren war tot, das hatte ihr die Stimme schon gesagt. Es bestand keine Möglichkeit, ihn zurückzuholen und seinen geschundenen Körper wieder lebendig zu machen. Natürlich konnte sie sich zu ihm gesellen. Sie konnte ihr eigenes Leben beenden und sich im Tod mit ihm vereinigen. An diese Chance glaubte sie und zog sie sogar dem Dasein ohne ihn vor. Vielleicht stand ihr dieses Schicksal sowieso bevor. Nachdem sie mit Shadea gebrochen hatte, würde es nicht lange dauern, bis diese entschied, Iridia umzubringen.
- Du musst nicht sterben, um ihn zurückzubekommen -
Der Stimme hatte sie stets vertraut und nie einen Grund gehabt, es zu bereuen. Von Anfang an, als die Stimme sie nach Norden in die Ruinen des Schädelreiches gerufen hatte und sie die Feuer entzündet und die Opfer dargebracht hatte, um der Stimme das Leben zu geben, hatte sie gewusst, dass sie nur die Wahrheit hörte. Iridia hatte nur wenig getan, im Vergleich zu dem, was sie an Hilfe erhalten hatte. Shadea hatte sich stets für die treibende Kraft hinter der Verschwörung gegen die Ard Rhys gehalten, für diejenige, die sich den Plan ausgedacht und die notwendigen Mittel durch ihre Verbindung zu Sen Dunsidan beschafft hatte. Der Premierminister der Föderation hingegen glaubte, er sei es gewesen, der den Lauf der Ereignisse bestimmte und der durch seine Versprechen und Geschenke Iridia zu seinem Spion im Druidenlager gemacht hatte, nachdem sie an ihn herangetreten war. Aber nur zu ihr sprach die Stimme. Sie war es, die sie aus der Dunkelheit ins Licht geholt hatte. Sie war es, der sie die flüssige Nacht gegeben hatte, damit sie sich an der Frau rächen konnte, die Ähren Elessedil durch ihre niederträchtigen Listen und eigennützigen Ratschläge gegen sie aufgebracht hatte. Die anderen sollten denken, was sie wollten. Sie war es, die alles möglich gemacht hatte.
- Ich bin hier, Iridia -
Sie spürte Hoffnung und Freude in sich aufwallen. Sie hatte auf die Stimme gewartet, sich nach ihr gesehnt, nach der Zeit, in der die Stimme Gestalt annehmen würde, wie sie es versprochen hatte, um Iridia ihren Platz in der Welt zurückzugeben. Nach der Verbannung der Ard Rhys würde es stattfinden, hatte die Stimme gesagt. Sobald die Hohe Druidin verschwunden wäre, würde die Stimme aus ihrem Versteck kommen. Sie würde die Freundin und Vertraute werden, die Iridia immer in Shadea gesehen hatte.
- Ich kann noch mehr sein, Iridia. Ich kann er sein -
Obwohl sie bezweifelte, die Worte richtig verstanden zu haben, machte ihr Herz einen Sprung. Erstarrt stand sie in dem dunklen Alkoven und lauschte dem Echo in der Stille.
Ich kann er sein.
War das möglich? Die Stimme stellte ein Chamäleon dar, ein Wechselding, und war zu wundersamen Dingen fähig. Aber konnte sie die Toten zurückholen? Konnte sie Ähren Elessedil wieder lebendig machen? War sie dazu in der Lage?
- Komm zu mir. In die Kellergewölbe -
Sofort verließ sie den Alkoven, stieg eilig die große Treppe hinunter, und ihre kleinen Schritte verloren sich in dem höhlenartigen Raum. Sie stieß auf keine anderen Druiden, da sich die meisten im Speisesaal versammelt hatten und die Übrigen sich in ihren Räumen oder in der Bibliothek aufhielten. Ihr kam es vor, als sei sie allein auf der Welt, von allen Zwängen und allen Benachteiligungen befreit.
Beliebt war sie nie gewesen, und nie hatte sie einen Freundeskreis gehabt, sondern war allein geblieben. Das rührte aus ihrer Kindheit her, in der sie aufgrund ihrer Gabe ein Sonderling gewesen war, dem jeder misstraute, der ihre Fähigkeiten erkannte. Sogar ihre Eltern hatten sie mit wachsendem Unbehagen und Zweifel betrachtet, sich und ihre anderen Kinder von ihr fern gehalten und sie schon früh zur Ausbildung einer alten Frau anvertraut, von der es hieß, sie verstehe sich auf solche Magie. Die Alte konnte jedoch nichts, trotzdem ließ das Leben bei ihr Iridia Raum und Zeit, um so aufzuwachsen, wie sie es wünschte, um ihr Talent auszubilden und besser zu begreifen, welche Chance es bot. Sie brauchte keine Mentorin, die ihr dabei half. Sie brauchte lediglich sich selbst.
Zehn Jahre lebte sie bei dem alten Weib, das immer nur forderte und falsche Versprechungen machte, die jeden weniger entschlossenen Schüler hätten aufgeben lassen. Doch Iridia lächelte einfach und gab sich gefügig und geduldig,
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