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Die Magier von Shannara 1 - Das verbannte Volk

Die Magier von Shannara 1 - Das verbannte Volk

Titel: Die Magier von Shannara 1 - Das verbannte Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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ihr die Aussicht nicht behagte, allein im Dunkeln zu stehen. Doch ihre Sehnsucht nach Ähren überwand ihre Zweifel, und sie folgte dem Befehl der Stimme. Die Fackel verlosch, und Iridia war von drückender Finsternis umgeben.
    - Schließ die Augen, Iridia. Streck deine Arme aus. Ich werde zu dir kommen, in deine Umarmung, nicht länger als Stimme, sondern als Mann. Ich werde er sein. Für dich, Iridia. Für immer. Empfange mich mit deiner Sehnsucht und deinem Verlangen. Empfange mich -
    Sie dachte sich nichts dabei, obwohl ihr noch immer nicht klar war, auf welche Weise es geschehen konnte. Aber die Überredungskunst der Stimme genügte, um sie glauben zu lassen. Erneut tat sie, was ihr befohlen wurde. Sie schloss die Augen und öffnete die Arme.
    Fast im gleichen Moment spürte sie eine Gegenwart. Zunächst war es nur der Anschein einer Bewegung, die die Luft aufrührte. Wärme folgte, die sie durchflutete wie zuvor die Erwartung. Sie fühlte ein Kribbeln, und ihr Atem wurde angesichts dessen, was ihr bevorstand, schneller.
    Dann war er da, lag in ihren Armen, der wieder lebendig gewordene Ähren Elessedil. Obwohl sie ihn niemals umarmt hatte und nicht wusste, wie es sich anfühlte, wusste sie ganz sicher, dass er es war. Ihre Arme schlössen sich dankbar um ihn, sie atmete seinen Duft ein und drückte ihren Leib an seinen. Er reagierte sofort, geschmeidig und begierig, er bildete den Teil von ihr, der stets gefehlt hatte, den Teil, der sie zu einem Ganzen machen würde.
    »Ähren«, flüsterte sie.
    Er drängte immer noch näher heran, so nah, dass es sich anfühlte, als sei er ein Teil von ihr. Sie spürte, wie sie sich vereinten und eins wurden. Er verschmolz mit ihr, drang in sie ein, wurde ein Teil ihrer Physis. Sie zuckte vor Schreck zusammen und versuchte instinktiv, sich dagegen zu wehren. Aber es war zu spät, er hatte sich bereits mit ihr verbunden wie zwei Metalle in der Schmiede.
    Plötzlich durchfuhr sie ein heftiger Schmerz, sie schrie und konnte nicht aufhören zu schreien. Grob und scharf und voller Messer und Klingen zerriss es sie von Kopf bis Fuß. Ihr Schrei wurde zu einem Kreischen, das andauerte, bis ihre Stimme und ihr Verstand versagten.
    Da hörte sie auf zu denken und zu fühlen.
    Später in der Nacht war Shadea a'Ru im Gang des Nordturms unterwegs zu ihrem Zimmer, als ihr Iridia entgegenkam. Vorsichtig näherte sie sich der Elfenzauberin, da sie ihren Streit in der kalten Kammer nicht vergessen hatte. Mit einer Hand lockerte sie einen Dolch, den sie im Ärmel trug. Iridias unvorhersagbares Verhalten hatte sie lange genug erduldet. Wenn es nun zur Auseinandersetzung kam, wollte sie diese rasch beenden. Die andere Frau ging direkt auf sie zu, doch in ihren grünen Augen ließen sich weder Wut, Groll noch Drohung erkennen. Ihr makelloses Gesicht zeigte eine gefasste Miene, und eine Aura neuer Entschlossenheit umgab sie. »Ich habe mich heute Nachmittag dumm benommen«, sagte sie und blieb kurz vor Shadea stehen. »Entschuldige bitte.«
    Shadea schöpfte sofort Misstrauen. Ein solch abrupter Stimmungswechsel gefiel ihr nicht. Es passte gar nicht zu Iridia, so rasch zu vergeben. Nicht zu ihr und nicht zu irgendeinem anderen. Trotzdem nickte sie zustimmend. »Vergessen wir die Sache einfach.«
    »Das wäre für alle das Beste«, sagte Iridia und wandte sich ab.
    Sie ging an Shadea vorbei und folgte weiter dem Gang, ohne sich einmal umzusehen. Shadea verharrte, wo sie war, und beobachtete ihre Freundin, bis diese verschwunden war. Derweil wunderte sie sich, was wohl diesen Wandel herbeigeführt hatte.

Achtundzwanzig
    Sie entschieden sich, Ähren Elessedils sterbliche Überreste nicht zu begraben, sondern zu verbrennen. Im Sumpf land fand man kaum eine Stelle, an der man ein Grab ausheben konnte, und ihnen standen für diese Aufgabe nur ihre langen Messer zur Verfügung. Außerdem behagte Khyber der Gedanke nicht, ihren Onkel im Schlamm zu beerdigen, weil Regen und Erosion den Leichnam möglicherweise bald für die Aasfresser freilegen würden. Also sammelten sie im Licht des weiterhin brennenden Sumpfes Treibholz, stapelten es hoch auf der Schlammbank, auf der Ähren im Kampfe gefallen war, und legten seine Leiche obenauf. Khyber sang ein Trauerlied der Druiden, das sie von ihrem Onkel gelernt hatte und das vom Sinn eines erfüllten Lebens erzählte und von einem Jenseits, in dem Hoffnungen Wirklichkeit wurden und eine Wiedergeburt möglich war. Mithilfe ihrer Magie entzündete sie das trockene

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